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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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Verrat.«
    »Dann …«
    Der Engel fiel ihr ins Wort. »Dennoch hat man ihn nicht zu Unrecht
verhaftet. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat er sich zudem an
Hausfriedensbruch, tätlichem Angriff und Einbruch beteiligt. Daran ist nicht zu
rütteln. Caradecs Ehefrau hat ihn als einen der beiden Eindringlinge
identifiziert, die sie eingesperrt und ihren Mann angegriffen haben.«
    »Aber er hat es doch getan, um mir das Leben zu retten. Zählt das
denn gar nicht?«
    »Hier in Frankreich wird man ihm gerade dies zum Vorwurf machen. Das
Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, gilt hier nicht gerade als mildernder
Umstand. Die Behörden fühlen sich davon erst recht auf die Füße getreten.«
    »Das ist nicht fair! Hätte er mich etwa sterben lassen sollen? Die
Polizei hätte Beweise dafür verlangt, dass dieser Caradec mit meinem
Verschwinden zu tun hatte. Wo hätte er sie hernehmen sollen?«
    Geneviève nickte. »Das ist die eine Seite. Trotzdem hat er sich
strafbar gemacht. Er hätte dich vermisst melden und seinen Verdacht mitteilen
müssen, anstatt eigenmächtig vorzugehen. So sieht es die Justiz. Für sie ist
Caradec zunächst ein Opfer, denn es ist nicht bewiesen, dass er tatsächlich
auch nur von deiner Entführung wusste, geschweige denn beteiligt war.«
    »Aber wie sollen wir das denn jemals beweisen? Reicht es nicht, dass
ich gehört habe, wie die anderen über ihn sprachen?«
    »Das genügt nicht, denn für die Ermittler könntest du ebenso gut
Jeans Komplizin sein, die zu seinen Gunsten alles aussagen würde. Auch dass das
Ritual im Mausoleum der Caradecs stattfand, ist nur ein Indiz, das ebenso gut
bedeuten könnte, dass Jean, Rafe und du ein Komplott gegen ihn geschmiedet
habt. Nein, wenn dieser Punkt überhaupt
Berücksichtigung finden soll, müssen die Mitglieder des Zirkels gegen ihn
aussagen. Sie müssten gestehen, dass sie dort waren und mit ihm deinen Tod
geplant hatten.«
    Sophies Verzweiflung wuchs. »Aber das werden sie doch niemals tun!«
    »Nicht, wenn du sie weiterhin deckst.«
    »Ich soll die Namen nennen? Aber sie haben mir nichts getan! Ich war
aus freien Stücken dort. Das werden sie auch sagen.«
    »Zum einen ist das wenig glaubwürdig, zum anderen bleibt es dennoch
eine Straftat, einen Menschen zu töten. Entscheidend ist, dass ihre Aussagen
Jeans Gründe sehr viel glaubhafter bestätigen würden als deine. Wenn wir trotz
allem versuchen wollen, die Umstände als strafmilderndes Argument einzubringen,
brauchen wir sie.«
    Sollten noch mehr Menschen ihretwegen unschuldig ins Gefängnis
gehen? Sie konnte diese Leute doch nicht wider besseres Wissen vor Gericht
bringen.
    Genevièves Miene wurde noch ernster. »Es spricht für dich, dass du
nicht ungerecht sein willst. Aber glaube mir: Unschuldig ist keiner dieser
vier.«
    »Was … soll das heißen?« Warum zitterte sie schon wieder, als sei
ihr kalt?
    »Bei ihren Ritualen ist nicht zum ersten Mal Menschenblut
geflossen.«

    »Mach doch nicht so ein Gesicht, Sophie!«, beschwerte sich
ihre Mutter, nachdem Geneviève gegangen war. »Wenn der junge Mann niemanden
umgebracht hat, werden sie ihn sicher bald wieder freilassen.«
    Die Familie, zu der Madame Guimard für Sophie auf ihre Weise bereits
gehörte, saß bei Baguette, Pasteten, Käse und Tomaten um den Küchentisch. Bei
dieser Hitze fand Sophie ein leichtes Mittagessen bekömmlicher, doch die
Bemerkung ihrer Mutter verdarb ihr den Appetit. »Jean hat diesen Mann nicht umgebracht, aber für die Polizei sieht es nun einmal anders
aus. Und selbst wenn es Gene… Madame des Anges gelingt, das zu beweisen,
bleiben immer noch genug Vergehen, um ihn zu verurteilen.«
    »Gesetz ist nun einmal Gesetz. Da kann man keine Ausnahmen machen,
wie es einem gerade passt«, stellte ihr Vater fest.
    Sophie schoss ihm nur einen strafenden Blick zu. Seit wann musste er
ihr ständig in den Rücken fallen?
    »Wenn er etwas ausgefressen hat, muss er die Konsequenzen auch
tragen«, pflichtete ihre Mutter bei. »Das weiß man ja vorher.«
    Wie undankbar konnte ein Mensch sein? »Er hat das getan, um mich zu
retten! Schuldet ihr ihm dafür nicht vielleicht ein bisschen Mitgefühl?«
    Ihre Mutter setzte eine betretene Miene auf, fing sich aber rasch
wieder. »Es fällt mir schwer, ihm dankbar zu sein, schließlich haben er und
dieser andere dich doch erst in diese gefährlichen Kreise gebracht! Daheim hast
du dich nie mit solchen Leuten abgegeben. Es wird wirklich Zeit, dass du nach
Hause kommst und wieder Vernunft

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