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Der Kuss des Jägers

Der Kuss des Jägers

Titel: Der Kuss des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lukas
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sich, ob er dasselbe karierte Kurzarmhemd trug
wie bei ihrem letzten Besuch, aber sie hatte sich das Muster nicht genug
eingeprägt. »Ich bin nur sehr früh dran.«
    »Sind Sie mit Jean verabredet?«, erkundigte er sich und schob sich
den umgehängten Laptop auf den Rücken, um einen Schlüsselbund aus seiner
Hosentasche zu fischen.
    Er weiß es also noch nicht. »Nein. Jean
ist … Man hat ihn verhaftet.«
    Die Hand mit dem Schlüssel erstarrte auf dem Weg zur Tür.
    »Die Polizei glaubt, dass er einen Mann namens Caradec beim Versuch,
Informationen aus ihm herauszuholen, umgebracht hat.« Sie erwähnte den Namen
absichtlich. Vielleicht wusste der Buchhändler mehr über diesen Mann als sie.
    Er ließ die Hand sinken, endgültig bleich wie ein Laken.
»Umgebracht?«
    »Vielleicht ist ja alles nur ein großer Irrtum. Jedenfalls wollte
ich es Ihnen sagen, damit Sie es nicht erst von der Polizei erfahren. Die
werden Sie vielleicht verhören wollen, weil er doch hier arbeitet, und da …«
Sie merkte, dass sie anfing zu plappern, und verstummte.
    Der junge Mann fuhr sich mit der freien Hand über das Gesicht, bevor
er sich offenbar genug gesammelt hatte, um zu reden. »Wenn Sie es ihnen nicht
sagen, sollten die Flics nicht wissen, dass Jean hier aushilft.«
    »Oh.« Er arbeitet schwarz? »Äh. Von mir
erfahren sie kein Wort!«
    »Gut. Danke. Es ist nämlich so: Gerade weil er öfter mal mit der Polizei aneinandergerät, arbeitet er nur unter der Hand
hier. Mein Vater will keinen Ärger haben, verstehen Sie?« Er machte einen neuen
Anlauf, die Tür aufzuschließen.
    Sophie folgte ihm in den Laden, wo die abgestandene Luft nach altem
Papier und frischer Druckertinte roch. Ohne künstliches Licht war es so
dämmerig, dass sich die labyrinthartig aufgestellten Regale in der Dunkelheit verloren.
»Ich bin übrigens Sophie«, stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand.
Immerhin waren sie nun beide Mitwisser in Jeans rechtlich sehr bedenklichen
Angelegenheiten.
    »Alexandre Delamair.« Sein Händedruck war nicht so schwitzig, wie
sie befürchtet hatte. »Aber alle nennen mich Alex.«
    Sie nickte.
    »Woher wissen Sie, äh, weißt du von der Sache, wenn du nicht dabei
warst?«, erkundigte er sich.
    Konnte sie ihm vertrauen? Ihm alles ganz offen erzählen, nur weil er
zufällig Erbe des L’Occultisme war und Jean kannte?
Oder würde er sie für eine seiner verrückten Kundinnen halten? »Ich weiß nicht,
wie … du zu Jeans seltsamen Anwandlungen stehst.«
    Alex grinste kurz, bevor die ernste Miene zurückkehrte. »Falls du
meinst, ob ich in seine Dämonenjagden eingeweiht bin: Ja, darüber weiß ich
Bescheid. Ich bin so was wie sein Handlanger, aber ich würde ums Verrecken
keinem Dämon begegnen wollen. Exorzismen darf er gern allein durchführen.«
    »Klingt vernünftig«, befand Sophie und rügte sich im Stillen dafür,
ihn deshalb feige zu finden. Wenn es nach ihr ging, hätte sie schließlich auch
gern darauf verzichtet, jemals wieder einem Dämon gegenüberzustehen. »Hat er
dir auch von … meinem Problem erzählt?«
    »Ich weiß nur, dass … ähm …« Selbst im Halbdunkel des Ladens – er
hatte noch immer kein Licht eingeschaltet – konnte sie sehen, wie sich seine
Wangen röteten. »Dass er dich davon abhalten wollte, dich mit einem gefallenen
Engel einzulassen.«
    »Das ist ihm gelungen«, versicherte sie rasch, bevor er sich weiter
ausmalen konnte, wie Rafe versucht haben mochte, sie zu verführen. »Aber es
gibt noch mehr …«
    »Ja, ja, ich weiß. Die Nachwuchskönigin der Nacht ist besessen und
liegt wahrscheinlich immer noch im Krankenhaus. Jean meinte, ihr Fall – und der
Tote in der Rue des Barres – hängen irgendwie mit deinem zusammen, weil sich
alles um das Buch Henoch und diese Wächter dreht.«
    Nachwuchskönigin der Nacht? Was sollte das
denn heißen? »Also ich weiß nichts über dieses Mädchen, außer dass Jean bei
diesem Exorzismus verletzt wurde, und ich weiß auch nicht, was das Buch Henoch
mit Rafe und mir zu tun hat.« Wenn man davon absieht, dass
es von rebellischen Engeln handelt, die Menschenfrauen liebten. »Sagt
dir denn der Name Caradec etwas?«
    »Allerdings. Früher war er mal ein guter Kunde bei uns. Gepflegter
Schnurrbart, volles silbergraues Haar, so was wie der Inbegriff des
distinguierten älteren Herrn, aber unter der glatten Oberfläche ziemlich
arrogant und unnahbar. Mein Vater hat ihm einige seltene Werke über Satanismus
und schwarze Magie beschafft.« Alex kratzte

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