Der Kuss des Killers
Planeten gab es keinen Cop, dem der Fall nicht nahe gegangen wäre. Soweit wir wissen, hat er sich nie hier ans Werk gemacht, aber ich erinnere mich daran, dass er eine Frau hatte. Eine blasse, schreckhafte Person. Sie hatte ihn verlassen – ich glaube, bevor er uns ins Netz gegangen ist. Außerdem gab es da noch ein Kind, einen Jungen. Wirklich unheimlich.«
»Warum?«
»Er hatte die gleichen Augen wie sein Alter. Nur hatte er einen völlig toten, leeren Blick. Ich weiß noch, dass ich dachte, vielleicht bekämen wir eines Tages noch mit ihm zu tun. Weil er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Dann tauchten die beiden unter und niemand hat je wieder etwas von ihnen gehört. «
»Bis jetzt.« Eve sah Feeney reglos an. »Ich werde Conroys Sohn noch heute Abend treffen. Auf einem Hexensabbat, auf den ich von ihm eingeladen worden bin.«
Roarke kam natürlich mit der Limousine. Sie hatte es gewusst. Sicher hätte sie ihre schlechte Laune auch nach Besteigen des Gefährts noch weiter beibehalten, hätte er den AutoChef nicht mit allerfeinsten italienischen Köstlichkeiten bestückt.
Noch ehe sie die Jacqueline-Onassis-Brücke überquerten, schaufelte Eve bereits begeistert Manicotti in sich hinein. Den angebotenen Rotwein jedoch lehnte sie ab.
»Ich bin im Dienst«, erklärte sie mit vollem Mund.
»Ich nicht.« Er nippte an seinem Glas und sah sie fragend an. »Weshalb hast du die Wunden nicht behandeln lassen?« Er strich sanft mit seinen Fingern über ihren Hals.
»Meine Arbeit hat mich einfach zu sehr gefesselt.«
»Wollen wir doch mal sehen, ob ich dich nicht auch bald einmal fesseln kann.« Als sie ihn verständnislos ansah, grinste er. »War nur so ein Gedanke. Auf dem Weg zur Wache habe ich zufällig eine Wiederholung deines kurzen Gesprächs mit Nadine gesehen. Es überrascht mich, dass du dazu bereit warst.«
»Es war ein Tauschgeschäft. Auch sie hat ihren Teil der Abmachung erfüllt.« Sie beugte sich nach vorn und schloss das Fenster zwischen ihnen beiden und dem Fahrer. »Und ich sollte dich besser darüber aufklären, bevor wir nachher auf der Feier sind.«
Sie erklärte ihm, welcher neuen Spur sie nachging und schob sich genüsslich eine der süßen, fetten Oliven vom Antipasto-Teller in den Mund. »Inzwischen ist er einer der Hauptverdächtigen«, schloss sie ihre Rede.
»Nach dem Motto, die Sünden der Väter…«
»Manchmal läuft es wirklich so.«
Einen Moment lang antwortete er nicht. Sie beide hatten allen Grund, über diese Theorie unglücklich zu sein. »Du weißt am besten, was du tust, aber wäre es nicht genauso möglich, dass er durch die Umstände in die entgegengesetzte Richtung getrieben worden ist?«
»Er kannte Alice und hat eine Ausbildung als Chemielaborant absolviert. Ihr Großvater hatte Spuren von Chemikalien im Blut und sie selbst hat halluziniert. Die beiden anderen Fälle waren rituelle Schlachtungen. Forte ist Mitglied einer Sekte. Ich kann diese Fakten nicht einfach ignorieren.«
»Auf mich hat er außerordentlich friedliebend gewirkt.«
Sie stocherte in den Antipasti und wählte eine marinierte Pepperoni. »Ich habe einmal diese nette, alte Dame festgenommen, die aussah wie eine liebe Oma. Sie hat streunende Katzen bei sich aufgenommen, Plätzchen für die Kinder in der Nachbarschaft gebacken und Töpfe mit Geranien im Fenster aufgestellt.« Eve genoss die Peperoni und nahm sich eine zweite. »Bis wir sie endlich festgenagelt hatten, hatte sie ein halbes Dutzend Kinder in ihre Wohnung gelockt und ihre inneren Organe auf die Futternäpfe der Katzenjungen verteilt.«
»Eine wirklich reizende Geschichte.« Roarke schob seinen Teller in den Halter. »Aber ich habe verstanden.« Er zog das ihm von Isis am Vorabend überreichte Amulett aus seiner Tasche und legte es seiner Gattin um den Hals.
»Wozu soll das gut sein?«
»Es steht dir einfach besser als mir.«
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Unsinn. Du bist einfach abergläubisch.«
»Nein, das bin ich nicht«, log er mit ruhiger Stimme, schob auch ihren Teller in den Halter und begann, die Knöpfe ihres Hemdes aufzunesteln.
»He, was soll das?«
»Ich vertreibe mir die Zeit.« Seine Hände lagen bereits auf ihren Brüsten. »Es wird noch eine Stunde dauern, bis wir mit dem Wagen dort sind.«
»Ich will keinen Sex im Fond einer Limousine«, erklärte sie entschieden. »Das ist – «
»Einfach fantastisch«, führte er den Satz zu Ende und ersetzte seine Hände durch seinen heißen
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