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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Ernst an Selbstmord dachte, bekam ich solche Angst, dass ich endlich Hilfe gesucht habe.«
    Es gelang ihm, erneut zu lächeln. »Obgleich es mir damals nicht klar war, war dieser Schritt, war die Fähigkeit, das Unaussprechliche vor jemandem auszusprechen, für mich ein neuer Anfang. Ich lernte meine Unschuld zu akzeptieren und meiner Mutter zu verzeihen. Aber der Zorn, der harte, gut versteckte Knoten tief in meinem Inneren, hatte sich noch immer nicht gelöst. Dann begegnete ich Isis.«
    »Weil Sie sich beide für den Okkultismus interessierten«, warf Eve mit ruhiger Stimme ein.
    »Im Rahmen meines Studiums des Okkultismus, das Teil meiner Therapie war.« Jetzt trank er seinen Tee und sein Gesicht entspannte sich. »Ich war wütend und gemein. Mir war jede Form der Religion zuwider und ich verabscheute das, wofür sie stand. Sie war so wunderschön, so voller Licht. Dafür habe ich sie gehasst. Trotzdem oder womöglich gerade deshalb lud sie mich als Beobachter, so wie Sie beide gestern Abend, zu einer ihrer Zeremonien ein. Ich nahm es als eine Art wissenschaftliches Experiment. Ich dachte, ich würde die Feier besuchen, um mir zu beweisen, dass ihr Glaube nichts weiter war als die Wiederholung alter Worte durch ein paar alte Narren. Ebenso wie der Glaube meines Vaters nichts weiter als ein Vorwand gewesen war, um anderen Schmerzen zuzufügen und sie zu beherrschen.
    Ich hielt mich abseits und verfolgte zynisch und wütend das Geschehen. Ich hasste sie für ihre Einfachheit und ihre Hingabe. Hatte ich nicht auch denselben Blick in den Gesichtern derer gesehen, die den Worten meines Vaters gelauscht hatten? Ich wollte nichts mit dieser Sache, diesen Menschen zu tun haben, doch dann zog mich etwas dorthin zurück. Dreimal kehrte ich als Beobachter zurück und obwohl ich es nicht wusste, war das der Anfang meiner Heilung. Und eines Abends, am Alban Eilir, dem Frühlingsäquinoktium, lud mich Isis zu sich nach Hause ein. Als wir beide allein waren, erklärte sie mir, sie hätte mich erkannt. Ich geriet in Panik. Ich hatte so angestrengt versucht, meine Vergangenheit und ihn ein für alle Male zu begraben. Sie jedoch erklärte, sie meine nicht aus diesem Leben. Ihrem Blick war jedoch deutlich anzusehen, dass sie wusste, wer ich war. Sie wusste, wer ich war und woher ich kam. Trotzdem erklärte sie mir, ich hätte die Fähigkeit zu heilen und würde diese Fähigkeit entdecken, hätte ich mich selber erst geheilt. Dann hat sie mich verführt.«
    Er lachte leise und voller Wärme auf. »Stellen Sie sich meine Überraschung vor, als diese wunderschöne Frau mich zu ihrem Bett zog. Ich folgte ihr wie ein kleines Hündchen, halb erregt und halb verängstigt. Sie war die erste und ist die einzige Frau in meinem Leben. Und in der Nacht des Frühlingsäquinoktiums löste sich der harte, verborgene Knoten in meinem Innern endlich auf.
    Sie liebt mich. Und das Wunder dieser Liebe ließ mich auch an andere Wunder glauben. Ich wurde einer von ihnen, die Kunst und ich nahmen uns gegenseitig an. Ich lernte mich und andere heilen. Der einzige Mensch, dem ich in meinem ganzen Leben je geschadet habe, bin ich selbst. Aber auch wenn Isis die bessere Seherin von uns beiden ist, habe ich ein besseres Verständnis für die Lockung der Gewalt, der Selbstsucht, des sich Beugens vor einem anderen Herrn.«
    Sie glaubte ihm, doch zu vieles von seiner Vergangenheit spiegelte ihre eigene Geschichte, als dass sie ihrem Glauben traute. »Sie haben sich ziemliche Mühe gegeben, die Beziehung zu Ihrem Vater vor uns zu verbergen.«
    »Hätten Sie das an meiner Stelle nicht ebenfalls getan?«
    »Wusste Alice darüber Bescheid?«
    »Alice war unschuldig. Sie war jung. In ihrem Leben gab es keine David Baines Conroys. Bis sie Selina Cross begegnet ist.«
    »Und Cross ist eine intelligente und rachsüchtige Frau.
    Wenn sie Ihr Geheimnis entdeckt hätte, hätte sie Alice und andere benutzen können, um Sie zu erpressen. Würden die Mitglieder Ihrer Sekte Ihnen auch dann noch trauen, wenn sie über Ihre Vergangenheit Bescheid wüssten?«
    »Da sich diese Frage bisher noch nie gestellt hat, kann ich das nicht beantworten. Natürlich behalte ich meine Geschichte lieber auch weiterhin für mich.«
    »Und in der Nacht, in der Alice getötet wurde, waren Sie allein mit Isis hier.«
    »Ja, genau wie in der Nacht, in der Lobar ermordet worden ist. Sie wissen, dass ich, abermals mit Isis, ganz in der Nähe war, als der letzte Mord geschah. Und ja.« Er bedachte Eve

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