Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
hätte ich das eine richtig zu schätzen wissen sollen, wenn ich seine Antithese nicht vollkommen verstand? So habe ich gedacht.«
    »Klingt für mich durchaus logisch.«
    »Ist aber trotzdem falsch«, widersprach Alice. »Ich habe mir etwas vorgemacht. Ich war derart überheblich. Ich dachte, ich könnte die schwarze Magie auf einer reinen Forschungsebene sehen. Ich würde mit denjenigen sprechen, die sich für diesen Weg entschieden hatten, und begreifen, was sie vom Licht fortgeführt hatte. Ich dachte, es würde furchtbar aufregend.« Sie bedachte Eve mit einem Lächeln. »Ich dachte, es würde aufregend und eine Zeit lang war es das tatsächlich.«
    Sie war ein Kind im Körper einer betörenden Frau. Intelligent und neugierig, aber trotzdem nichts weiter als ein Kind. Und es war geradezu jämmerlich leicht, einem jungen Menschen Informationen zu entlocken. »Und auf diese Weise haben Sie die Bekanntschaft von Selina Cross gemacht.«
    Alice erbleichte und spreizte hastig Zeigefinger und kleinen Finger ihrer linken Hand. »Woher wissen Sie von ihr?«
    »Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt. Ich bin nicht völlig unvorbereitet hierher gekommen, Alice. Als Enkeltochter eines Polizisten sollte Ihnen das klar sein.«
    »Hüten Sie sich vor ihr.« Alice presste die Lippen aufeinander. »Hüten Sie sich vor ihr.«
    »Sie ist nichts weiter als eine zweitklassige Gaunerin und Drogendealerin. «
    »Nein, sie ist viel mehr.« Erneut umklammerte Alice ihr Amulett. »Glauben Sie mir, Lieutenant. Ich habe es gesehen. Ich weiß über sie Bescheid. Sie wird Sie ins Visier nehmen. Sie sind eine Herausforderung für sie.«
    »Glauben Sie, dass sie etwas mit Franks Tod zu tun hatte?«
    »Ich weiß, dass es so ist.« Das leuchtende Blau ihrer Augen wurde durch die plötzlich darin schwimmenden Tränen tatsächlich noch verstärkt. Ein riesiger, seidig schimmernder Tropfen ergoss sich über den Rand und glitt über ihre marmorweiße Wange. »Ich bin an allem schuld.«
    Eve beugte sich tröstend und um das tränenüberströmte Gesicht vor den übrigen Gästen zu verbergen, zu ihr über den Tisch. »Erzählen Sie mir die ganze Sache, erzählen Sie mir von Selina.«
    »Ich habe sie vor beinahe einem Jahr kennen gelernt. Während eines Samhainsabbats. Am Vorabend von Allerheiligen. Ich sagte mir, ich nähme aus rein wissenschaftlichem Interesse daran teil. Mir war einfach nicht klar, wie weit ich bereits in die ganze Sache verstrickt war, wie sehr mich die Macht, die eigennützige Gier der anderen Seite bereits verführt hatten. Bis dahin hatte ich an noch keinem der Rituale teilgenommen. Ich war nach wie vor in der Rolle der Beobachterin dort. Dann traf ich sie und den, den sie Alban nennen.«
    »Alban?«
    »Ihren Diener.« Alice hob eine Hand und legte ihre Finger an ihre Lippen. »Ich kann mich nicht mehr genau an die Nacht erinnern. Inzwischen ist mir klar, dass sie mich mit einem Bann belegt hatten. Ich ließ mich von ihnen in den Kreis führen und mich ausziehen. Ich hörte das Klingen der Glocken und den Gesang des dunklen Prinzen. Ich habe beobachtet, wie die Ziege geopfert wurde. Und ich habe mich an dem Blutrausch beteiligt.«
    Vor lauter Scham senkte sie abermals den Kopf. »Ich habe mich daran beteiligt, habe davon getrunken und es tatsächlich genossen. Ich war in jener Nacht die Jungfrau. Mich banden sie auf den Stein. Ich weiß nicht, wie oder von wem ich darauf festgebunden wurde, aber statt Angst zu haben, empfand ich Erregung.«
    Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern. Die sanften Geigenklänge im Hintergrund wurden durch fröhliche, sinnliche Trommel- und Schellengeräusche ersetzt. Alice jedoch starrte reglos auf den Tisch.
    »Jedes Mitglied des Hexensabbats hat mich berührt, hat Öl und Blut auf meiner Haut verschmiert. In meinem Inneren erklangen verlockende Gesänge und das Feuer war so heiß. Dann hat sich Selina auf mich gelegt und… Dinge mit mir getan. Ich hatte nicht die geringste sexuelle Erfahrung. Dann, während sie an mir heraufglitt, hat sich Alban rittlings auf meinen Bauch gesetzt. Sie hat mich beobachtet. Seine Hände lagen auf ihren Brüsten und gleichzeitig schob er sich in mich hinein. Die ganze Zeit sah sie mir dabei ins Gesicht. Ich wollte meine Augen schließen, doch es war unmöglich. Ich konnte es nicht. Ich konnte nicht aufhören, ihr in die Augen zu sehen. Es war, als wäre sie diejenige, die – die in mir war. «
    Ihre Tränen fielen jetzt ungehindert auf den Tisch und obwohl

Weitere Kostenlose Bücher