Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
dort versammelte kleine Gruppe ernsthaft über ihre Erfahrungen mit Astralprojektionen unterhielt, beinahe laut gelacht.
    An einem Tisch im nächsten Ring sprachen zwei Frauen über ihre früheren Leben als Tempeltänzerinnen in Atlantis, und sie fragte sich, weshalb die früheren Leben der Menschen regelmäßig exotischer gewesen waren als ihre momentane Existenz. Eve persönlich war der Ansicht, jeder Mensch hätte statt unzähliger Leben nur einen einzigen Versuch.
    Harmlose Spinner, dachte sie, erwischte sich jedoch zugleich dabei, dass sie sich erneut die prickelnde Handfläche an den Hosenbeinen rieb.
    Sie sah Alice, sobald diese den Aquarian Club betrat. Sie wirkte erregt. Ihre Hände bebten, ihre Schultern waren angezogen und ihr Blick war unruhig. Eve wartete, bis Alice sie entdeckte und mit einem letzten Blick in Richtung Tür rasch zu ihr an den Tisch kam.
    »Sie sind tatsächlich hier. Ich hatte schon Angst, Sie nähmen mich nicht ernst. « Nervös zog sie einen glatten schwarzen Stein an einer Silberkette aus der Tasche. »Legen Sie ihn an. Bitte«, bat sie, als Eve die Kette fragend ansah. »Es ist ein Obsidian. Er ist geweiht. Er wehrt das Böse ab.«
    »Das ist bestimmt niemals verkehrt.« Eve legte sich die Kette um den Hals. »Besser?«
    »Das hier ist der sauberste und somit sicherste Ort, den ich kenne.« Ehe Alice Platz nahm, sah sie sich noch einmal hektisch um. »Früher war ich ständig hier zu Gast.« Als ein Elektro-Kellner an ihren Tisch geglitten kam, umfasste sie mit beiden Händen ihr eigenes Amulett. »Eine goldene Sonne, bitte.« Sie wandte sich wieder an Eve und atmete tief durch. »Ich brauche Mut. Ich habe den ganzen Tag versucht zu meditieren, aber ich bin total blockiert. Ich habe fürchterliche Angst. «
    »Wovor haben Sie Angst, Alice?«
    »Dass diejenigen, die meinen Großvater ermordet haben, als Nächstes mich ermorden.«
    »Wer hat Ihren Großvater ermordet?«
    »Das Böse. Töten ist das, was das Böse am allerbesten kann. Sie werden sicher nicht glauben, was ich Ihnen zu sagen habe. Sie sind viel zu sehr den Dingen verhaftet, die man nur mit den Augen sehen kann.« Als der Kellner zurückkam, nahm sie ihr Getränk von ihm entgegen, schloss wie zum Gebet die Augen und hob den Kelch an ihren Mund. »Aber Sie werden es auch nicht einfach abtun. Dafür sind Sie zu sehr Polizistin. Ich will nicht sterben«, sagte Alice und stellte den Kelch auf den Tisch.
    Das, so dachte Eve, war der erste vernünftige Satz, der Alice bisher über die Lippen gekommen war. Doch ihre Angst war echt und heute Abend stellte sie sie völlig unmaskiert zur Schau. Auf der Totenwache für ihren Opa hatte Alice ihre Furcht hinter einer Fassade der Ruhe und Gefasstheit vor ihrer Familie versteckt.
    »Vor wem haben Sie Angst, und weshalb?«
    »Ich muss Ihnen das alles ganz genau erklären. Erst muss ich für meine Taten büßen, ehe ich Wiedergutmachung leisten kann. Mein Großvater hat Sie respektiert, und so habe ich mich in Erinnerung an ihn gestern an Sie gewandt. Ich wurde nicht als Hexe geboren.«
    »Ach nein?«, kam Eves trockene Frage.
    »Einige werden es und andere, wie ich, fühlen sich schlicht von diesen Dingen angezogen. Ich habe mich während meines Studiums mit Hexerei befasst und je mehr ich darüber erfuhr, umso größer wurde mein Verlangen nach Zugehörigkeit. Die Rituale, die Suche nach innerem Gleichgewicht und Freude, die positive Ethik haben mich fasziniert. Ich habe meiner Familie nichts von meinem Interesse erzählt. Sie hätten es nicht verstanden.«
    Sie senkte ihren Kopf und ihr Haar fiel ihr wie ein dichter Vorhang vor das Gesicht. »Ich habe das Geheimnisvolle an der Sache genossen und war jung genug, um es leicht verrucht zu finden, als ich splitternackt an einer Hexenfeier teilnahm. Meine Familie…« Sie blickte wieder auf. »Sie sind ziemlich konservativ und ein Teil von mir wollte halt einmal etwas Verwegenes tun.«
    »Dann war das also eine kleine Rebellion?«
    »Ja, das stimmt. Wenn ich es nur dabei belassen hätte«, flüsterte Alice. »Wenn ich meine Einführung in den Zirkel und das, was sie bedeutete, wirklich akzeptiert hätte, wäre heute alles anders. Aber ich war schwach und hatte gleichzeitig zu großen intellektuellen Ehrgeiz.« Sie griff erneut nach ihrem Kelch und benetzte sich die trockene Kehle. »Ich wollte die vollkommene Erkenntnis. Wie in einer Studienarbeit wollte ich die weiße und die schwarze Magie analysieren und miteinander vergleichen. Wie

Weitere Kostenlose Bücher