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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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mich darauf konzentrierte, Buße zu tun und das Licht wieder zu finden.«
    Eve beugte sich noch weiter über den Tisch und bedachte ihr Gegenüber mit einem zornblitzenden Blick. »Alice, Sie haben gesehen, wie ein Kind ermordet wurde, und niemandem außer der Hexe in Ihrer Nachbarschaft davon erzählt?«
    »Ich weiß, wie das für Sie klingen muss.« Sie biss sich auf die zitternde Unterlippe. »Dem Körper des Kindes war nicht mehr zu helfen. Ich konnte nichts mehr für den Jungen tun, außer für die sichere Reise seiner Seele ins nächste Leben zu beten. Ich hatte Angst, Großvater davon zu erzählen. Angst vor dem, was er dann vielleicht täte und was Selina mit ihm machen würde. Aber als ich letzten Monat zu ihm ging, habe ich ihm doch alles gebeichtet. Jetzt ist er tot und ich weiß, dass er von ihr ermordet worden ist.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe sie gesehen.«
    »Warten Sie.« Eve kniff die Augen zusammen und hob eine Hand. »Sie haben gesehen, wie er von ihr umgebracht worden ist?«
    »Nein, ich habe sie vor meinem Fenster gesehen. Ich habe in der Nacht, in der er gestorben ist, hinausgesehen und sie stand unten und hat zu mir herauf, hat mir direkt ins Gesicht geguckt. Dann kam der Anruf von meiner Mutter, um mir mitzuteilen, dass Großvater tot war. Und Selina hat gelächelt. Hat gelächelt und gewinkt.« Wieder vergrub Alice das Gesicht in ihren Händen. »Sie hat ihre Kräfte gegen ihn verwandt. Hat ihre Macht benutzt, um seinen Herzschlag aussetzen zu lassen. Meinetwegen. Und jetzt kommt der Rabe jede Nacht zu meinem Fenster und sieht mich mit ihren Augen an.«
    Himmel, dachte Eve, wohin sollte das alles noch führen? »Ein Vogel?«
    Alice legte ihre zitternden Hände vor sich auf den Tisch. »Sie kann sich nach Belieben verwandeln. Sie kann jede Gestalt annehmen, die sie haben will. Ich habe mich so gut wie möglich geschützt, aber eventuell ist mein Glaube nicht stark genug. Sie rufen mich, denn sie wollen mich zurückholen.«
    »Alice.« Auch wenn sie durchaus Mitgefühl mit dem Mädchen hatte, war Eve allmählich am Ende ihrer Geduld. »Vielleicht hat Selina Cross tatsächlich etwas mit dem Tod Ihres Großvaters zu tun. Wenn wir herausfinden, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist, dann wurde er bestimmt nicht mit irgendeinem bösen Bann belegt, sondern schlicht und einfach ermordet. Und wenn dem so ist, wird es Beweise geben und sie wird für dieses Verbrechen vor Gericht gestellt.«
    »Rauch kann man nicht finden.« Alice schüttelte den Kopf. »Sie werden keine Beweise dafür finden, dass er mit einem Fluch belegt worden ist.«
    Was zu viel war, war zu viel. »Sie sind Zeugin eines Verbrechens. Möglicherweise die einzige Zeugin, und falls Sie Angst haben, kann ich dafür sorgen, dass man Sie schützt«, erklärte sie im nüchternen Ton der Polizistin. »Sie müssen mir eine Beschreibung des Kindes geben, damit ich die Liste der vermissten Personen durchgehen kann. Aufgrund Ihrer Aussage kann ich einen Durchsuchungsbefehl für das Zimmer erwirken, in dem Sie angeblich den Mord beobachtet haben. Sie müssen mir Einzelheiten nennen, alles, was Sie wissen. Zeiten, Orte, Namen. Ich kann Ihnen helfen.«
    »Sie verstehen nicht«, erwiderte Alice und schüttelte den Kopf. »Sie glauben mir nicht.«
    »Ich glaube, dass Sie eine intelligente, neugierige Frau sind, die sich mit ein paar sehr bösen Menschen eingelassen hat. Und ich glaube, dass Sie verwirrt und verängstigt sind. Es gibt da jemanden, mit dem Sie sprechen können, und der Ihnen dabei helfen kann, die Dinge ein wenig klarer zu sehen.«
    »Jemanden?« Alices Stimme wurde hart und sie bedachte Eve mit einem kalten Blick. »Vielleicht einen Psychiater? Sie denken, ich bilde mir alle diese Dinge ein, ich denke sie mir aus.« Empört sprang sie auf die Beine. »Es ist nicht mein Hirn, das in Gefahr ist, sondern mein Leben. Mein Leben, Lieutenant Dallas, und meine Seele. Wenn Sie erst selbst gegen Selina kämpfen, werden Sie mir glauben. Und möge die Göttin Ihnen beistehen.«
    Sie wirbelte herum, rannte aus dem Club und ließ Eve fluchend allein am Tisch zurück.
    »Sieht aus, als hättest du keinen sonderlichen Erfolg bei dem Treffen gehabt«, bemerkte Roarke, als er hinter ihren Stuhl trat.
    »Das Mädchen ist anscheinend völlig abgedreht, aber zugleich hat sie eine Heidenangst.« Mit einem abgrundtiefen Seufzer erhob sich Eve von ihrem Platz. »Lass uns von hier verschwinden.« Sie gab Peabody ein Signal und wandte

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