Der Kuss des Killers
Ehering. »Eve, ich mische mich nur ungern in deine Arbeit, aber ich möchte dich bitten, in dieser Sache besonders vorsichtig zu sein.«
»Eine gute Polizistin ist immer auf der Hut.«
»Nein«, widersprach Roarke und sah ihr in die Augen. »Das ist sie nicht. Sie ist mutig, clever, ehrgeizig, aber nicht immer auf der Hut.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich habe schon mit schlimmeren Gestalten als Selina Cross zu tun gehabt.« Sie küsste ihn leicht auf die Lippen. »Und jetzt muss ich los und mich nach den Berichten erkundigen. Ich werde versuchen, es dich wissen zu lassen, falls es heute Abend spät wird.«
»Tu das«, murmelte er und sah ihr hinterher.
Sie war im Irrtum, dachte er besorgt. Ganz eindeutig hatte sie noch nie mit schlimmeren Gestalten als Selina Cross zu tun gehabt. Und er hatte nicht die Absicht, sie den Kampf allein aufnehmen zu lassen. Also trat er an sein Link, rief seine Assistentin an und liess sie sämtliche für den kommenden Monat geplanten Reisen absagen.
Er bliebe in der Nähe seines Zuhauses. Und in der Nähe seiner Frau.
»Keine Drogen«, meinte Eve, als sie den toxikologischen Bericht über Alice überflog. »Kein Alkohol. Sie stand also nicht unter dem Einfluss irgendwelcher Rauschmittel. Aber trotzdem haben Sie gehört, wie sie mit jemandem gesprochen hat, der überhaupt nicht da war, und gesehen, wie sie einfach in ein heranfahrendes Taxi gelaufen ist. Sie war total panisch und wurde dann durch den Gesang auf ihrem Link vollends aus der Fassung gebracht. Die Leute wussten genau, wie sie sie drankriegen könnten, wie sie am einfachsten zu manipulieren war. «
»Es ist nicht verboten, am Link zu singen.«
»Nein.« Eve dachte nach. »Aber es ist verboten, jemanden über ein öffentliches Link zu bedrohen.«
»Das ist ziemlich weit hergeholt«, konterte Peabody. »Und selbst wenn, gälte es als eher harmloses Vergehen.«
»Zumindest ist es ein Anfang. Wenn es uns gelingt, Selina Cross mit der Botschaft in Verbindung zu bringen, haben wir wenigstens eine Kleinigkeit gegen sie in der Hand. Auf alle Fälle denke ich, dass es an der Zeit ist, sie endlich persönlich kennen zu lernen. Wie wäre es also mit einer kurzen Fahrt in die Hölle, Peabody?«
»Ich kann es kaum erwarten.«
»Dann geht es Ihnen genau wie mir.« Ehe sie sich jedoch auch nur von ihrem Platz erhoben hatte, kam Feeney durch die Tür ihres Büros gestürmt. Seine Augen blitzten und er war unrasiert und sein Haar war völlig zerzaust.
»Warum leitest du Ermittlungen im Fall Alice? Einem Unfall. Warum zum Teufel interessiert sich ein Lieutenant des Morddezernats für einen Verkehrsunfall?«
»Feeney – «
»Sie war meine Patentochter und du hast mich noch nicht mal angerufen. Ich habe von dem Unfall erst in den verdammten Nachrichten gehört.«
»Es tut mir Leid. Das habe ich nicht gewusst. Setz dich, Feeney. «
Als sie seinen Arm berührte, riss er ihn zurück, als hätte er sich an ihrer Hand verbrannt. »Ich will mich aber nicht setzen. Ich will Antworten auf meine Fragen, Dallas. Ich will, verdammt noch mal, dass du mir sagst, worum es geht.«
»Peabody«, murmelte Eve und wartete, bis ihre Assistentin aus dem Zimmer gegangen war. »Feeney, ich hatte keine Ahnung, dass du ihr Patenonkel warst. Ich habe mit ihrer Mutter und ihrem Bruder gesprochen und nahm an, sie würden der übrigen Familie Bescheid geben.«
»Brenda steht unter Beruhigungsmitteln«, warf Feeney ihr vor. »Was zum Teufel erwartest du von ihr? Innerhalb weniger Tage hat sie erst ihren Vater und dann ihre Tochter verloren. Und Jamie ist erst sechzehn. Bis er einen Arzt angerufen, sich um seine Mutter gekümmert und Sally angerufen hatte, hatte ich es bereits in den Nachrichten gehört. Himmel, sie war doch noch ein Kind.« Er wandte sich ab und raufte sich die Haare. »Früher habe ich sie oft Huckepack genommen und ihr heimlich irgendwelche Süßigkeiten zugesteckt.«
So war es, wenn man jemanden verlor, den man liebte, dachte Eve. Und war dankbar, dass sie nur wenigen Menschen derart verbunden war. »Bitte setz dich endlich hin. Du hättest heute nicht zur Arbeit kommen sollen.«
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich mich nicht setzen will.« Seine Stimme wurde etwas ruhiger, er wandte sich Eve wieder zu und fixierte sie. »Ich will eine Antwort, Dallas. Warum interessierst du dich für ihren Unfall?«
Sie durfte weder zögern noch die Wahrheit sagen und so setzte sie, froh, ihm wenigstens etwas erzählen zu können, mit leiser
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