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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Schnäbel irgendwelcher wilden Tiere auf. »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Wir werden auf die Erfrischungen verzichten.« Eve wählte für sich einen Sitzplatz mit Lehnen in Form zweier Wildhunde aus.
    »Möchten Sie nicht wenigstens einen Kaffee? Das ist doch Ihr Lieblingsgetränk, nicht wahr?« Sie zuckte mit den Schultern und strich mit einer Fingerspitze über das Pentagramm auf ihrer Stirn. »Aber halten Sie das, wie Sie wollen.« Mit einstudierter Nonchalance nahm sie selbst auf einem geschwungenen Sofa mit Klauenfüßen Platz und legte ihren Arm über die Lehne. »Nun, was kann ich für Sie tun?«
    »Alice Lingstrom wurde heute Nacht getötet.«
    »Ja, ich weiß.« Immer noch lächelte sie, als unterhielten sie sich über das erfreulich schöne Wetter. »Ich könnte Ihnen erzählen, dass ich den… Unfall durch meinen Zauberspiegel gesehen habe, aber das würden Sie mir sicherlich nicht glauben. Natürlich habe ich nichts gegen die moderne Technik und sehe mir häufig die Nachrichten und andere interessante Sendungen im Fernsehen an. Die Information wurde bereits vor Stunden veröffentlicht.«
    »Sie haben sie gekannt.«
    »Natürlich. Sie war eine Zeit lang meine Schülerin. Wie sich herausstellte, war sie jedoch nicht aus dem richtigen Holz dafür geschnitzt. Alice hat sich bei Ihnen über die Ausbildung beschwert. « Sie hatte diesen Satz nicht als Frage formuliert, aber trotzdem hielt sie inne, als warte sie, dass Eve ihr eine Antwort darauf gab.
    »Falls Sie damit meinen, dass sie mir gemeldet hat, dass sie unter Drogen gesetzt, sexuell missbraucht und obendrein noch Zeugin eines grauenhaften Verbrechens wurde, dann haben Sie Recht.«
    »Drogen, Sex und schreckliche Verbrechen.« Selina lachte leise auf. »Wie fantasiebegabt die kleine Alice doch gewesen ist. Nur bedauerlich, dass sie ihre Fantasie nicht nutzen konnte, um ihre Sicht der Dinge zu erweitern. Wie ist es um Ihre Fantasie bestellt, Lieutenant Dallas?« Sie winkte mit ihrer silbrig benetzten Hand und in dem kleinen marmornen Kamin flackerte ein helles Feuer auf.
    Peabody zuckte zusammen und quietschte leise auf, doch keine der beiden anderen Frauen achtete auf sie. Nach wie vor starrten sie einander an.
    »Oder darf ich Eve zu Ihnen sagen?«
    »Nein, Sie dürfen Lieutenant Dallas zu mir sagen. Ein bisschen warm für ein Feuer, finden Sie nicht auch? Und ein bisschen früh am Tag für irgendwelche, wenn auch durchaus amüsante, Tricks.«
    »Ich mag es, wenn es warm ist. Sie haben hervorragende Nerven, Lieutenant.«
    »Außerdem habe ich wenig Toleranz gegenüber Gaunerinnen, Drogendealerinnen und Kindermörderinnen.«
    »Das alles soll ich sein?« Selina trommelte mit ihren spitzen roten Nägeln auf die Rücklehne des Sofas, was das einzige sichtbare Zeichen ihrer Verärgerung über Eves mangelnde Reaktion auf ihr herausforderndes Verhalten war. »Das müssen Sie mir erst einmal beweisen.«
    »Das werde ich ganz sicher. Wo waren Sie zwischen ein und drei Uhr letzte Nacht?«
    »Ich war hier, in meinem Ritualzimmer, zusammen mit Alban und einem jungen Neuling, den wir Lobar nennen. Wir hatten von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden eine private, sexuelle Zeremonie. Lobar ist jung und… enthusiastisch.«
    »Ich will mit den beiden reden.«
    »Lobar finden Sie jeden Abend zwischen acht und elf in unserem Club. Was Alban angeht, kann ich nichts Genaues sagen, aber an den meisten Abenden ist er ebenfalls im Club. Wenn Sie nicht an Magie glauben, Lieutenant, vergeuden Sie nur Ihre Zeit. Denn ich kann wohl kaum hier von zwei äußerst unterhaltsamen Männern gevögelt worden sein und gleichzeitig die arme Alice in den Tod gelockt haben.«
    »Dann halten Sie sich also für eine Magierin?« Eve wedelte verächtlich in Richtung des brennenden Feuers. »Das ist doch nichts weiter als irgendwelcher fauler Zauber und Augenwischerei. Für zweitausend pro Jahr kriegt jeder eine Lizenz, dank derer er die Leute auf der Straße mit derartigen Tricks verblüffen kann.«
    Selinas Augen loderten wie das Feuer und sie richtete sich auf. »Ich bin eine Hohepriesterin des schwarzen Herrn. Ich bin eine von sehr vielen, und ich habe Kräfte, die Sie zum Weinen bringen würden.«
    »So leicht bringt man mich nicht zum Weinen.« Ab, sie war leicht erregbar, dachte Eve zufrieden. Und schnell in ihrem Stolz verletzt. »In mir haben Sie es weder mit einem leicht zu beeindruckenden achtzehnjährigen Mädchen noch mit ihrem verängstigten Großvater zu tun.

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