Der Kuss des Killers
gelassen habe. Womöglich lag es an meinem Stolz.« Sie richtete ihren Blick wieder auf Eve. »Sie wissen doch, welch täuschende Macht persönlicher Stolz über einen hat. Ich habe gefehlt und deshalb werde ich, um meinen Fehler wieder gutzumachen, alles tun, was Sie von mir erbitten, und Ihnen all das Wissen und all die Kraft zur Verfügung stellen, mit der die Göttin mich ausgestattet hat.«
»Informationen werden mir genügen.« Eve legte den Kopf schräg. »Selina hat uns eine kleine Kostprobe ihrer so genannten Macht gegeben und damit auf Peabody wirklich Eindruck gemacht.«
»Sie hat mich nur überrascht«, murmelte Peabody und bedachte Isis mit einem argwöhnischen Blick. Eine erneute Demonstration wäre ihr eindeutig zu viel. Zu ihrer und Eves Überraschung jedoch warf Isis ihr prächtiges Haupt weit in den Nacken und begann zu lachen. Es klang wie das Heulen silberner Bojen in perlendurchwirktem Nebel.
»Soll ich vielleicht Wind machen?« Sie presste eine Hand auf ihre Brust und kicherte vergnügt. »Die Toten wieder zum Leben erwecken oder ein kaltes Feuer entfachen? Also wirklich, Dallas, Sie glauben doch sowieso an nichts von diesen Dingen, also wäre es eine Vergeudung meiner Zeit und Energie. Aber eventuell hätten Sie ja Interesse, als Beobachterin an einem unserer Treffen teilzunehmen. Wir haben eins Ende nächster Woche. Ich könnte dafür sorgen, dass man Sie dazu einlädt.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Sie lachen über uns«, erklärte Isis mit unbekümmerter Stimme. »Aber zugleich tragen Sie das alte Symbol des Schutzes mit sich herum.«
»Was?«
»Ihr Ehering, Dallas.« Mit dem ihr eigenen ruhigen Lächeln ergriff Isis Eves linke Hand. »In ihn ist ein altes keltisches Schutzsymbol eingraviert.«
Eve blickte verwundert auf die hübsche Gravur in dem schmalen goldenen Ring. »Das ist doch nur eine Verzierung.«
»Es ist ein ganz spezielles, starkes Zeichen, das den, der es trägt, vor Schaden bewahren soll.« Sie zog amüsiert die Brauen in die Höhe. »Wie ich sehe, haben Sie das bisher nicht gewusst. Aber ist es wirklich derart überraschend? Ihr Mann hat Keltenblut in seinen Adern und Sie führen ein sehr gefährliches Leben. Roarke liebt Sie von ganzem Herzen und deshalb tragen Sie dieses Symbol mit sich herum.«
»Ich halte mehr von Fakten als von irgendwelchem Aberglauben«, meinte Eve und stand entschieden auf.
»So sollte es auch sein«, pflichtete Isis ihr unumwunden bei. »Aber trotzdem werden Sie, falls Sie sich entscheiden sollten zu kommen, auf unserem nächsten Treffen herzlich willkommen sein. Ebenso wie Roarke.« Sie bedachte Peabody mit einem Lächeln. »Und wie Ihre Assistentin. Nehmen Sie ein kleines Geschenk an?«
»Das ist gegen die Vorschriften.«
»Und an Vorschriften muss man sich halten.« Isis erhob sich ebenfalls von ihrem Platz, trat hinter eine Auslage und nahm eine kleine, durchsichtige Schale mit einem breiten Rand aus dem Regal. »Dann werden Sie sie vielleicht kaufen. Schließlich habe ich potentielle Kunden verloren, indem ich den Laden geschlossen habe, um mit Ihnen zu sprechen. Das macht zwanzig Dollar. «
»Das klingt durchaus fair.« Eve grub in ihrer Tasche nach ein paar Kreditchips. »Was ist es denn?«
»Wir nennen es eine Sorgenschale. Sie legen all Ihre Schmerzen, Ihr Elend, Ihre Sorgen hinein, stellen die Schale fort und schlafen ohne dunkle Schatten.«
»Klingt, als wäre es ein wirklich gutes Geschäft.« Eve legte die Kreditchips auf den Tresen und wartete, während Isis die Schale in Papier einschlug.
Eve kam – eine echte Seltenheit – bereits am frühen Abend von der Arbeit heim. Sie dachte, sie könnte eventuell in ihrem ruhigen Arbeitszimmer zu Hause noch ein wenig tun. An Summerset käme sie ohne Probleme vorbei, dachte sie, während sie den Wagen am Ende der Einfahrt stehen ließ. Der Butler würde lediglich die Nase rümpfen und sie ansonsten übersehen. Dann hätte sie ein paar Stunden, um Erkundigungen über Isis einzuholen und Dr. Mira in ihrem Büro zu kontaktieren, um einen Termin mit ihr zu machen. Sicher wäre es interessant zu hören, wie die Psychologin Persönlichkeiten wie die von Selina Cross und Isis sah.
Kaum jedoch hatte Eve die Haustür geöffnet, als sie wusste, dass nichts aus ihren Plänen würde.
Aus dem vorderen Salon schlug ihr ohrenbetäubender Lärm entgegen, und mit zugehaltenen Ohren kämpfte Eve gegen die Schallwellen an.
Sie wusste, auch ohne dass man es ihr sagte, dass Mavis
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