Der Kuss des Killers
vorübergehend hierher geflohen war.
Sie schien noch nicht einmal zu wissen, dass sie getröstet werden musste, dachte er, während er sie so zärtlich liebkoste, dass ihre Erregung langsam und warm und flüssig war. Eventuell hatte auch er es nicht gewusst, bevor sie einander so fest gehalten und so sanft berührt hatten. Die herbstlich milde Brise, das flammende Licht des abendlichen Himmels und die allmähliche Unterwerfung einer starken Frau hatten ihn auf wunderbare Weise regelrecht verführt.
Er schob sich behutsam in sie hinein und sah ihr, als der erste Orgasmus sie durchzuckte, sie sich um ihn zusammenzog und erschaudernd in sich zusammensank, gerade ins Gesicht.
Gebannt von der Intensität seines Blickes und von den silbrigen Gefühlen, die durch ihren Körper wogten, behielt auch sie die Augen auf und passte sich, wenn auch keuchend, so doch seidig weich an seinen Rhythmus an. Als sie sah, wie seine dunklen Keltenaugen sich umwölkten, umfasste sie sein Gesicht mit beiden Händen, zog seine Lippen herab auf ihren Mund und sog sein endloses erlöstes Stöhnen begierig in sich ein.
Als er schwer auf ihr zusammensackte und sein Gesicht in ihrem Haar vergrub, schlang sie ihm die Arme um den Nacken und erklärte: »Ich habe mich von dir verführen lassen.«
»O weia.«
»Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen.«
»Danke. Du hast es wirklich mit stoischer Gelassenheit ertragen.«
»Das liegt an meinem Training. Cops müssen so einiges ertragen. «
Er fuhr mit einer Hand über das Gras und hielt plötzlich ihre Dienstmarke in die Luft. »Hier, Lieutenant.«
Kichernd schlug sie ihm auf den blanken Hintern. »Runter von mir. Du wiegst mindestens eine Tonne.«
»Wenn du weiter derart Süßholz raspelst, kann ich mich gewiss nicht mehr lange beherrschen.« Lässig rollte er sich von ihr herunter und bemerkte, dass der zuvor rauchig blaue Himmel inzwischen dunkelgrau geworden war. »Ich bin halb verhungert. Du hast mich derart abgelenkt, dass ich zu spät zum Abendessen komme.«
»Und es wird noch viel später werden.« Sie setzte sich auf und zupfte an ihren Kleidern. »Du hast deinen Sex bekommen, Kumpel. Jetzt ist die Reihe an mir. Jetzt werden wir reden.«
»Wir könnten uns während des Essens unterhalten.« Als sie ihn mit einem mehr als kühlen Blick bedachte, seufzte er leise. »Oder wir reden hier. Worum geht es?« Er strich mit dem Daumen über das Grübchen in ihrem Kinn.
»Sagen wir einfach, dass ich ein paar Fragen habe.«
»Auf die ich vielleicht die Antworten weiß. Na, dann schieß mal los.«
»Als Erstes – « Sie brach ab und atmete vor Empörung zischend aus. Wie er beinahe nackt neben ihr im Gras saß, wirkte er wie ein geschmeidiger, selbstzufriedener Kater. »Zieh dir gefälligst ein paar Sachen an. Sonst lenkst du mich nur ab.« Als er lediglich grinste, warf sie ihm sein Hemd gegen den Kopf. »Als ich vorhin heimkam, hat Mavis mich erwartet.«
»Oh.« Er schüttelte das Hemd aus und zog es trotz des traurigen Zustands, in dem es sich befand, Eve zu Gefallen wieder an. »Warum ist sie nicht geblieben?«
»Sie hat einen Auftritt im Down and Dirty. Roarke, warum hast du mir nicht erzählt, dass Eclectic dir gehört?«
»Das ist kein Geheimnis.« Er stieg in seine Hose und hielt ihr ihr Schulterhalfter hin. »Mir gehört schließlich alles Mögliche.«
»Du weißt, wovon ich rede.« Sie würde geduldig bleiben, dachte Eve, denn sie befand sich auf einem für alle gefährlichen Terrain. »Eclectic will Mavis unter Vertrag nehmen.«
»Das ist mir bekannt.«
»Ich weiß, dass dir das bekannt ist«, schnauzte sie ihn an und schlug, als er ihr über die Haare streichen wollte, erbost nach seiner Hand. »Verdammt, Roarke, du hättest es mir sagen können. Dann wäre ich vorbereitet gewesen, als sie kam und mich danach gefragt hat.«
»Wonach hat sie dich denn gefragt? Es ist ein ganz normaler Vertrag. Sicher wird sie ihn noch von einem Anwalt oder einem Agenten durchsehen lassen wollen, aber – «
»Hast du es für mich getan?«, fiel sie ihm ins Wort und mühte sich um einen möglichst giftigen Blick.
»Habe ich was für dich getan?«
Jetzt war sie am Ende ihrer Geduld. »Ich will wissen, ob du Mavis meinetwegen den Plattenvertrag hast anbieten lassen.«
Er faltete die Hände, legte den Kopf schräg und musterte sie fragend. »Du hast nicht zufällig die Absicht, deine Arbeit als Polizistin an den Nagel zu hängen und dich stattdessen als Agentin zu versuchen,
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