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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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alten Steine gespürt. Du hast weder jemals deine Hand auf in den Stamm eines uralten Baumes geritzte altirische Schriftzeichen gelegt, noch hast du je die Flüstergeräusche gehört, die man durch den Nebelschleier auf heiligem Grund hindurch vernimmt.«
    Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »Ist das irgendwie typisch irisch?«
    »Möglich, aber es ist garantiert nicht auf eine einzige Rasse oder Kultur beschränkt. Du bist ein durch und durch bodenständiger Mensch.« Er strich mit seinen Händen an ihren Armen hinauf bis zu ihren Schultern. »In deiner Zielgerichtetheit und Ehrlichkeit beinahe brutal. Ich hingegen habe, sagen wir, bisher sehr flexibel gelebt. Ich brauche dich und ich werde alles dafür tun, um dich vor Unheil zu bewahren.« Er hob den Ring an seine Lippen. »Sagen wir einfach, dass diese Vorsichtsmaßnahme sicher nicht schaden kann.«
    »Okay.« Sie brauchte etwas Zeit, um diese neue Seite ihres Mannes genauer zu erforschen. »Aber du hast nicht zufällig auch noch irgendwo ein verborgenes Zimmer, in dem du nackt herumtanzt und irgendwelche Beschwörungsformeln singst?«
    Er steckte die Zunge in die Backe. »Früher hatte ich so was, aber dann habe ich eine Lasterhöhle daraus gemacht. Sie ist vielseitiger verwendbar.«
    »Gute Idee. Okay, gehen wir essen.«
    »Gott sei Dank.« Er nahm ihre Hand und zog sie Richtung Haus.

7
    Ä hnlich einem korrupten Politiker, der lächelnd fremde Babys küsste, versteckte auch das Athame seine Verruchtheit hinter der Fassade eines hocheleganten Clubs. Ein kurzer Blick genügte, um Eve davon zu überzeugen, dass ihr jede nach abgestandenem Bier und altem Schweiß stinkende Spelunke lieber gewesen wäre als der Ort, an dem sie sich derzeit befand.
    Billige Spelunken machten sich nicht die Mühe, ihren wahren Charakter zu verbergen.
    Sich drehende, mit Rauchglasscheiben und chromblitzenden Geländern versehene Balkone umgaben zwei Drittel der oberen Etage, sodass diejenigen, die sich das Treiben gerne aus der Luft ansahen, gemächliche Kreise ziehen konnten. Die in der Mitte des Raums befindliche Bar bildete ein Fünfeck, und die Besucher drängten sich auf hohen Hockern, deren Form Teilen der menschlichen Anatomie nachempfunden war.
    Zwei Frauen in sehr kurzen Röcken saßen mit gespreizten Beinen auf zwei fleischfarbenen Schwänzen und lachten, dass es bis in den hintersten Winkel des Clubs zu hören war, während ein unangenehmer Kahlkopf mit den Händen über ihre eng sitzenden Blusen fuhr.
    An den verspiegelten Wänden verströmten kleine Lämpchen ein schummriges, pulsierend rotes Licht. Einige der schimmernd schwarz lackierten Tische, die die Tanzfläche umgaben, waren, um Ungestörtheit zu gewähren, von Rauchglasröhren umgeben, durch die man die Silhouetten mehrerer Paare in verschiedenen Stadien der Paarung beobachten konnte, während auf einer erhöhten Plattform eine Band harte Rockmusik zum Besten gab. Eve überlegte, was wohl Mavis von den wild bemalten Gesichtern, den tätowierten Oberkörpern und den schwarzen, mit Silberstacheln besetzten Lederhosenbeuteln halten würde, und kam zu dem Ergebnis, dass das Outfit der Typen sicher ganz nach dem Geschmack ihrer Freundin war.
    »Wollen wir uns setzen?«, murmelte Roarke dicht an ihrem Ohr. »Oder wollen wir uns erst noch weiter umsehen?«
    »Am besten, wir gehen auf einen der Balkone«, antwortete sie. »Von dort können wir alles überblicken. Was ist das für ein Geruch?«
    Sie fuhren mit der Rolltreppe nach oben. »Cannabis, Weihrauch. Irgendetwas Süßes.«
    Sie schüttelte den Kopf. Durch die Mischung hindurch roch es leicht metallisch. »Blut. Es riecht nach frischem Blut.«
    Er hatte es ebenfalls gerochen. »An einem Ort wie diesem versetzen sie die Luft zur Stimulierung der Gäste bestimmt absichtlich mit diesem Aroma.«
    »Wie reizend.«
    Die obere Etage war statt mit Tischen und Stühlen mit Kissen und Teppichen bestückt, auf denen die Gäste liegen und genüsslich etwas trinken konnten, während sich diejenigen, die sich auf der Pirsch befanden, über die reich verzierten Chromgeländer lehnten und Ausschau hielten nach einem potentiellen Partner, der sich in eins der Separees entführen ließ.
    Es gab Dutzende derartiger Räume, alle hinter schweren schwarzen Türen, auf denen auf Chromplaketten Namen wie Teufel, Leviathan oder unverhohlen Hölle und Verdammnis eingraviert waren.
    Eve konnte sich vorstellen, was für eine Persönlichkeit man haben musste, damit man eine solche Einladung

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