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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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seine Akte. Er stand wegen Diebstahls, Einbruchs, Schulschwänzerei und tätlichen Angriffs vor Gericht. Bevor er dreizehn wurde, lief er schon viermal von zu Hause fort. Mit fünfzehn, nach einer Fahrt mit einem geklauten Auto, erklärten seine Eltern ihn für unerziehbar. Hat ein Jahr an einer staatlichen Schule zugebracht, wurde von dort jedoch wegen der versuchten Vergewaltigung von einer Lehrerin in ein Heim für Schwererziehbare gebracht.«
    »Ein echtes Herzchen«, murmelte Roarke. »Ich wusste, es gab einen Grund, weshalb ich ihm gerne die kleinen roten Äuglein ausgestochen hätte. Sie haben sich immer wieder in deine Brust gebohrt.«
    »Ja.« Wie, um etwas Schlechtes fortzuwischen, rieb sich Eve unbewusst den Busen. »Die psychologische Beurteilung kann man sich denken. Soziopathische Tendenzen, Mangel an Beherrschung, heftige Stimmungsschwankungen. Er hegt eine tiefe, unlösbare Abneigung gegen seine Eltern und alle Autoritätspersonen, vor allem diejenigen weiblichen Geschlechts. Zeigt Frauen gegenüber gleichermaßen Ablehnung wie Angst. Hohe Intelligenz und hohes Gewaltpotential. Legt einen völligen Mangel an Gewissen und ein unnormales Interesse am Okkultismus an den Tag.«
    »Was macht er dann in der Freiheit? Warum ist er nicht in Behandlung?«
    »Weil er dem Gesetz nach mit dem achtzehnten Geburtstag entlassen werden musste. Solange er nicht als Erwachsener erneut auffällig wird, ist eine Zwangseinweisung nicht erlaubt.« Eve blies die Wangen auf und atmete zischend wieder aus. »Er ist ein gefährlicher kleiner Bastard, aber ich habe nichts gegen ihn in der Hand. Außerdem bestätigt er Selinas Aussage, dass er in der Nacht von Alices Tod mit ihr zusammen war.«
    »Wozu er sicher von ihr angehalten worden ist«, bemerkte Roarke.
    »Trotzdem verschafft er ihr dadurch ein wasserdichtes Alibi – solange ich seine Aussage nicht widerlegen kann.« Sie schob sich von der Computerkonsole zurück. »Ich habe seine momentane Adresse. Ich kann sie überprüfen, mal bei ihm vorbeischauen, hören, ob mir die Nachbarn was erzählen können. Wenn ich was gegen ihn in die Hand kriege, etwas, womit ich ihn unter Druck setzen kann, bricht er garantiert zusammen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn nicht, suchen wir eben weiter.« Sie rieb sich über das Gesicht. »Wir werden ihn nicht aus den Augen lassen. Früher oder später wird er sich wieder was zu Schulden kommen lassen – jemandem die Fresse polieren, eine Frau überfallen, dem falschen Typen hinten reintreten. Und dann buchten wir ihn ein.«
    »Du hast wirklich einen elendigen Job.«
    »Meistens«, stimmte sie ihm zu und sah über ihre Schulter. »Bist du müde?«
    »Kommt drauf an.« Er blickte auf den Bildschirm, auf dem sich die Informationen über Lobar fanden, stellte sich vor, wie sie die ruhigen Nachtstunden damit verbrächte, immer tiefer zu graben, bis über die Knöchel durch den Sumpf zu waten, der das Böse in sich barg, und ersparte sich die Mühe eines Seufzers. »Was brauchst du?«
    »Dich.« Sie spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg, als er erstaunt eine Braue in die Höhe zog. »Ich weiß, es ist spät und du hattest einen langen Tag. Ich schätze, es wäre so ähnlich wie das Duschen. Etwas, um den Dreck des Abends loszuwerden.« Verlegen wandte sie sich ab und starrte auf den Bildschirm. »Blöd.«
    Er wusste, es fiel ihr schwer, ihn um etwas zu bitten. »Nicht gerade der romantischste Antrag, den ich je gehört habe.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und begann sie zu massieren. »Aber trotzdem alles andere als blöd. Computer aus«, befahl er, drehte ihren Stuhl zu sich herum und zog sie auf die Füße. »Komm mit ins Bett.«
    »Roarke.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals. Sie konnte nicht erklären, weshalb sie von den Bildern, die sie an diesem Abend gesehen hatte, derart erschüttert war. Aber ihm gegenüber brauchte sie nichts zu erklären. Also begnügte sie sich mit einem leisen »Ich liebe dich«, hob lächelnd den Kopf und sah ihm in die Augen. »Es wird immer leichter das zu sagen. Ich glaube, allmählich macht es mir sogar Spaß.«
    Lachend küsste er sie aufs Kinn. »Komm mit ins Bett«, bat er erneut, »und sag es dort noch mal.«
    Es war ein altes Ritual, mit einem dunklen Ziel. Masken vor den Gesichtern und in dunkle Umhänge gehüllt, traten die Mitglieder des Hexensabbats in dem Privatzimmer zusammen. Der Geruch von Blut war durchdringend und frisch. Die Flammen der schwarzen Kerzen warfen

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