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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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um etwas anderes, etwas wesentlich Gefährlicheres handelte. Einen Profikiller, der von einem geschäftlichen Konkurrenten angeheuert war. Einen Feind, denn schließlich hatte er es nicht so weit gebracht, ohne sich jede Menge Feinde einzuhandeln, vor allem, da er lange in zahlreiche dunkle, illegale Geschäfte verwickelt gewesen war.
    Oder ging es vielleicht um Eve? Auch sie hatte sich durch ihre Arbeit viele gefährliche Feinde gemacht. Er blickte über die Schulter, kam jedoch zu dem Schluss, dass sie ihn nicht brauchte. Niemand konnte besser auf sich aufpassen als sie.
    Doch es war das kurze Zögern, das instinktive Bedürfnis sie zu schützen, das sich als sein Glück erwies. Während er reglos im Dunkeln stand, hörte er plötzlich ein schwaches Geräusch, verstärkte den Griff um seine Waffe, trat einen Schritt zurück, einen zur Seite und wartete ab.
    Die Gestalt bewegte sich langsam und geduckt. Während der Abstand zwischen ihnen schmolz, hörte Roarke nervöses Keuchen. Obgleich er das Gesicht nicht sah, schien der Eindringling ein schlanker Mann zu sein. Er sah keine Waffe und in Gedanken an die Schwierigkeiten, die Eve bekommen könnte, wenn sie erklären müsste, weshalb ihr Mann einen Eindringling mit einer verbotenen Handwaffe in Schach gehalten hatte, steckte er die Glock hinter seinem Rücken in den Hosenbund.
    Er freute sich regelrecht auf einen kleinen Zweikampf und machte, als die Gestalt an ihm vorüberschleichen wollte, lautlos einen Satz nach vorn. Sofort lag sein Arm um den Hals seines Gegners und er ballte die Faust, um sich bei dem Eindringling, wenn auch kleinlicherweise, so doch genüsslich mit einem gezielten Treffer für die Ruhestörung zu rächen, als er plötzlich erkannte, dass sein Gegenüber kein Mann, sondern ein Junge war.
    »Du Hurensohn, lass los. Ich bringe dich um.«
    Ein äußerst unhöflicher und verschreckter Junge, dachte Roarke. Es war ein kurzer, höchst ungleicher Kampf. Innerhalb weniger Sekunden hatte er den Jungen gegen einen Baumstamm gedrückt und fragte: »Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen?«
    Der Kleine war kreidebleich, atmete pfeifend ein und aus und Roarke hörte, wie es in seiner Kehle klickte, als er schluckte. »Sie sind Roarke.« Er hörte auf zu zappeln und versuchte es mit einem, wenn auch unsicheren Grinsen. »Sie haben Ihr Grundstück wirklich gut gesichert.«
    »Das will ich doch hoffen.« Auch wenn der Knirps kein Dieb war, war er auf alle Fälle dreist. »Also, wie bist du hereingekommen? «
    »Ich – « Der Kleine brach ab, riss entsetzt die Augen auf und rief. »Hinter Ihnen!«
    Mit einer Geschmeidigkeit, die der Junge später zu schätzen wissen würde, drehte sich Roarke, ohne seinen Griff zu lockern, um die eigene Achse. »Wir haben unseren Eindringling, Lieutenant.«
    »Das sehe ich.« Sie ließ ihre Waffe sinken und befahl ihrem Herzen, wieder langsamer zu schlagen. »Himmel, Roarke, das ist doch noch ein Kind. Das ist – « Sie hielt inne und sah den Jungen mit zusammengekniffenen Augen an. »Den kenne ich.«
    »Dann könntest du uns ja vielleicht einander vorstellen.«
    »Du bist Jamie, stimmt’s? Jamie Lingstrom. Alices Bruder.«
    »Sie haben ein gutes Auge, Lieutenant. Könnten Sie ihm netterweise sagen, dass er mich langsam erwürgt?«
    »Nein.« Sie steckte ihren Stunner in das Halfter und trat einen Schritt nach vorn. »Was zum Teufel hast du hier verloren? Weshalb in aller Welt brichst du mitten in der Nacht hier bei uns ein? Himmel, du bist der Enkel eines Cops. Willst du etwa in die Jugendstrafanstalt?«
    »Ich bin momentan nicht Ihr größtes Problem, Lieutenant Dallas.« Er unternahm den tapferen Versuch, möglichst gelassen und selbstbewusst zu klingen, doch seine Stimme schwankte. »Draußen vor der Mauer liegt nämlich ein Toter. Ein echter Toter«, fügte er hinzu und begann zu zittern.
    »Hast du jemanden getötet, Jamie?«, fragte Roarke ihn milde.
    »Nein, Mann. Ganz bestimmt nicht. Er lag bereits dort, als ich vorbeikam.« Aus Angst, sein Magen könnte rebellieren und er könnte sich vollends vor den beiden Erwachsenen blamieren, atmete er so tief wie möglich durch. »Ich werde ihn Ihnen zeigen.«
    Falls das ein Trick war, dachte Eve, dann war er nicht schlecht. Am besten ginge sie kein Risiko ein. »Also gut. Gehen wir. Aber wenn du versuchst, dich aus dem Staub zu machen, wirst du von mir betäubt.«
    »Es würde wohl kaum einen Sinn machen zu verduften, nachdem ich mir all die Mühe gemacht habe, um

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