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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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zuckende Schatten auf die Wände, die aussahen wie Spinnen auf einem Raubzug.
    Selina hatte sich nackt, eine brennende Kerze zwischen den Schenkeln, eine Schale Opferblut zwischen den vollen Brüsten, auf den Altar gelegt.
    Lächelnd blickte sie auf die Silberschale, in die die Mitglieder als Dank dafür, anwesend sein zu dürfen, reichlich Geld und Kreditchips geworfen hatten. Sie hatte sich ihren Reichtum zu Eigen gemacht. Der Meister hatte sie aus der Gosse gerettet und ihr Macht und Ansehen verschafft.
    Wofür sie ihm gerne ihre Seele gab.
    Doch Reichtum, Macht und Ansehen wären heute Nacht nicht alles. Heute gäbe es einen Toten und ihr würde die Kraft zuteil, die man einzig durch das Zerfetzen frischen Fleischs, durch das Vergießen frischen Bluts erlangen konnte. Die anderen würden sich nicht daran erinnern. Sie hatte den Wein außer mit Blut mit Drogen vermischt. Mit der richtigen Droge in der richtigen Dosierung würden sie alles tun, sagen und sein, was der Meister wollte.
    Nur sie und Alban würden wissen, dass der Meister ein Opfer für ihren Schutz gefordert hatte und dass sie dieser Forderung mit Vergnügen nachkam.
    Der Hexensabbat trat um sie zusammen und die Leiber der Mitglieder schwankten unter dem Einfluss der Droge, des Rauchs und des Gesangs, wie unter Hypnose hin und her. Über ihr stand Alban, die Maske des wilden Ebers auf dem Kopf, das Athame in der Hand.
    »Wir huldigen dem Einen«, sagte er mit seiner klaren, wunderbaren Stimme.
    Und der Hexensabbat sang. »Satan ist der Eine.«
    »Was ihm ist, ist auch uns.«
    »Ave, Satan.«
    Alban sah Selina in die Augen, ergriff vorsichtig die Schale, zeigte mit einem Schwert in die vier Himmelsrichtungen und rief die lange und exotische Liste der Höllenprinzen an. Die Mitglieder des Hexensabbats begannen zu summen und in einem auf einem Marmorstein stehenden geschwärzten Topf knisterte ein Feuer.
    Sie begann zu stöhnen.
    »Zerstöre unsere Feinde.«
    Ja, dachte sie. Zerstöre.
    »Bring Krankheit und Schmerz zu denen, die uns schaden.«
    Großen, unerträglichen Schmerz.
    Als Alban eine Hand auf ihren Körper legte, begann sie zu schreien. »In deinem Namen nehmen wir uns alles, was wir wollen. Tod den Schwachen. Glück den Starken.«
    Er trat einen Schritt zurück und obwohl es sein Recht gewesen wäre, den Altar als Erster zu besteigen, winkte er Lobar zu sich heran. »Lohn den Getreuen. Nimm sie«, wies er den Jungen an. »Bereite ihr Schmerz und Freude.«
    Lobar zögerte einen Moment. Erst hätte das Opfer kommen müssen. Das Blutopfer. Der Ziegenbock hätte hereingebracht und geschlachtet werden sollen. Doch er blickte auf Selina und sein drogenumnebeltes Gehirn versagte ihm den Dienst. Sie war eine Frau. Eine Fotze. Und sie sah ihn mit kalten, spöttischen Augen an.
    Er würde es ihr zeigen. Er würde ihr zeigen, dass er ein Mann war. Es wäre nicht wie letztes Mal, als er von ihr benutzt und erniedrigt worden war.
    Dieses Mal läge die Macht bei ihm.
    Er schälte sich aus seinem Umhang und trat einen Schritt nach vorn.

8
    A ls ihr Wecker piepste, rollte sich Eve fluchend auf die Seite. »Es kann unmöglich schon Morgen sein. Wir sind doch gerade erst ins Bett gegangen.«
    »Das ist nicht dein Wecker, sondern die Alarmanlage.«
    »Was?« Sie setzte sich eilig auf. »Unsere Alarmanlage?«
    Roarke war bereits aus dem Bett und stieg knurrend in seine Hose, während für Eve selbst erst der Griff nach der Waffe und dann der nach den Kleidern kam. »Versucht da etwa jemand bei uns einzubrechen?«
    »Anscheinend hat es bereits jemand getan.« Seine Stimme war vollkommen ruhig. Da die Lampen immer noch nicht brannten, konnte sie im Licht des Mondes, das durch das Oberlicht hereinfiel, nur seine Silhouette sehen. Und in seiner Hand die eindeutigen Umrisse einer Waffe.
    »Woher zum Teufel hast du denn das Ding? Ich dachte, die lägen alle eingeschlossen im Schrank. Verdammt, Roarke, das ist verboten. Leg die Waffe sofort wieder weg.«
    Gelassen legte er Munition in die Kammer der antiken und für den Gebrauch verbotenen 9-mm-Glock. »Nein.«
    »Verdammt, verdammt, verdammt.« Sie schnappte sich ihr Handy und schob es gewohnheitsmäßig in die Gesäßtasche ihrer Jeans. »Du kannst das Ding unmöglich benutzen. Ich werde es später überprüfen – das gehört zu meinem Job. Ruf die Zentrale an und melde, dass möglicherweise jemand bei uns eingebrochen ist. «
    »Nein«, sagte er noch einmal und wandte sich zum Gehen, doch mit zwei Schritten holte

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