Der Kuss des Killers
besten, überlegte sie, während sie ein Paar weicher Schutzhandschuhe anzog, schlüge sie wie von Sinnen auf irgendetwas ein.
Den Sparring-Droiden hatte sie noch nicht getestet. Er war Roarkes neuestes Spielzeug. Hier zu Hause hatten sie den Mittelgewichtler – er war einen Meter achtzig groß, sechsundachtzig Kilo schwer und erschreckend muskulös. Gerade richtig, dachte Eve, als sie die Hände in die Hüften stemmte und ihn sich genauer ansah.
Dann stellte sie ihn an, mit einem leisen Summen erwachte er zum Leben und sah sie aus dunkelbraunen Augen freundlich an. »Wünschen Sie ein Match?«
»Genau, Kumpel, ich wünsche ein Match.«
»Boxen, koreanisches oder japanisches Karate, Taek wondo, Kung Fu oder Straßenkampf. Selbstverteidigungsprogramme sind ebenfalls erhältlich. Körperberührung nach Wahl.«
»Direkter Faustkampf«, sagte sie, trat einen Schritt nach hinten und winkte den Droiden dichter an sich heran. »Voller Körperkontakt.«
»Gezählte Runden?«
»Teufel, nein. Wir kämpfen so lange, bis einer von uns besinnungslos am Boden liegt.« Sie ballte ihre Fäuste.
»Verstanden.« Wieder erklang ein leises Summen, als der Droide sich automatisch programmierte. »Ich bin ungefähr dreißig Kilo schwerer als Sie. Falls Sie möchten, kann ich ein Handicap in das Programm integrieren.«
Sie verpasste ihm einen Kinnhaken, der seinen Kopf nach hinten fliegen ließ. »Das sollte als Handicap genügen. Komm schon.«
»Wie Sie wollen.« Beide schlichen in gebückter Haltung umeinander herum. »Sie haben nicht gesagt, ob Sie auch verbale Attacken in das Programm aufgenommen haben wollen. Sticheleien, Beleidigungen – « Er geriet ins Schwanken, als ihr Fuß nach oben peitschte und ihn direkt in die Eingeweide traf. »Komplimente oder passende Schmerzensrufe sind ebenfalls erhältlich.«
»Himmel, jetzt greif mich endlich an.«
Er kam der Bitte nach, und zwar mit einer Schnelligkeit und Kraft, die sie rückwärts taumeln und beinahe das Gleichgewicht verlieren ließ. So, beschloss sie, als sie sich um die eigene Achse drehte und ihren Handrücken auf seine Schulter krachen ließ, so war es schon besser.
Ihren nächsten Schlag blockte er ab, verlagerte das Gewicht und schlang ihr einen seiner Arme um den Hals. Eve stemmte beide Füße auf den Boden, rammte ihm beide Ellenbogen in den Bauch und warf ihn über ihre Schulter. Ehe sie ihn jedoch dort hätte festnageln können, sprang er wie der Blitz schon wieder auf.
Seine behandschuhte Faust traf sie schmerzhaft in den Solar Plexus, zischend entwich die Luft aus ihren Lungen und der Schmerz schoß geradewegs hinauf in ihren Kopf. Vornübergebeugt rammte sie ihm den Schädel in den Magen und trat ihm kräftig in den Schritt.
Als Roarke zehn Minuten später hereinkam, musste er mit ansehen, wie seine Gattin durch die Luft flog und anschließend wenig elegant über die Matte schlitterte. Er zog eine Braue in die Höhe und lehnte sich, um den Kampf weiterzuverfolgen, bequem gegen die Tür.
Ehe sie wieder auf die Füße kommen konnte, hatte der Droide sie bereits erreicht, also schnappte sie sich einen seiner Knöchel, drehte ihn ruckartig herum, zog ihn nach oben und warf ihn grob um. Inzwischen waren sämtliche Gedanken aus ihrem Hirn gelöscht. Sie keuchte und in ihrem Mund hatte sie den metallischen Geschmack von Blut.
Kalt und unerbittlich drosch sie auf ihren Gegner ein. Jeder Hieb, jeder Stoß, jeder Tritt, den sie ihm versetzte oder von ihm bekam, steigerte ihren eisigen, primitiven Zorn. Ihr Blick war steinern, als sie gnadenlos mit ihren Fäusten auf den Kopf des Droiden einschlug und ihn rückwärts vor sich her trieb.
Stirnrunzelnd stieß sich Roarke vom Türrahmen ab. Ihr pfeifender Atem klang beinahe wie ein Schluchzen, doch sie hörte nicht auf. Als der Droide schwankend auf die Knie sackte, hätte sie ihm tatsächlich um ein Haar den Todesstoß verpasst.
»Programmende«, befahl Roarke und packte Eve, ehe sie gegen den herunterhängenden Kopf ihres besiegten Gegners treten konnte, eisern am Arm. »Du machst das Gerät kaputt«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Es ist nicht auf Sterben programmiert. «
Sie beugte sich nach vorn, legte die Hände auf die Knie und holte mühsam Luft. Sie war erfüllt von einer blinden grellen Wut, und es war allerhöchste Zeit, dass sie wieder zu Besinnung kam. »Tut mir Leid, ich konnte einfach nicht mehr aufhören.« Sie blickte auf den in sich zusammengesunkenen Droiden, dessen Mundwinkel schlaff
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