Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
schwöre dir, lieber würde ich meinen Job verlieren als einen derart guten Freund.«
    Sie zitterte am ganzen Körper und ein dichter Strom von Tränen lief über ihr Gesicht. Sic hatte so starke Gefühle, dachte er, und wiegte sie, während sie die Fäuste in seinem Rücken ballte, zärtlich hin und her. Gefühle, die sie Zeit ihres Lebens hatte unterdrücken müssen, sodass es, kamen sie endlich einmal ans Licht, wie ein innerer Dammbruch war.
    »Verdammt.« Sie atmete zitternd aus. Ihr Schädel dröhnte, ihre Kehle brannte und sie war restlos erschöpft. »Ich hasse es zu heulen. Schließlich bringt einen das nicht weiter.«
    »Weiter, als du denkst.« Er strich ihr über das Haar, umfasste dann ihr Kinn und zwang sie sanft, ihm ins Gesicht zu sehen. »Du brauchst etwas zu essen und genügend Schlaf, damit du deine Aufgabe erfüllen kannst.«
    »Meine Aufgabe?«
    »Den Fall abzuschließen. Sobald du das getan hast, kannst du das alles hinter dir lassen.«
    »Ja.« Sie fuhr sich mit den Händen über die heißen, nassen Wangen. »Den Fall abschließen. Genau darum geht es.« Noch einmal atmete sie zitternd aus. »Genau das ist meine verdammte Aufgabe.«
    »Das ist Gerechtigkeit.« Er fuhr mit dem Daumen über das Grübchen in der Mitte ihres Kinns. »Oder etwa nicht?«
    Sie sah ihn aus roten, verquollenen Augen an. »Ich weiß es nicht mehr. «
    Als sie nichts essen wollte, drängte er sie nicht. Auch er hatte in seinem Leben schon getrauert und wusste, dass Essen keine Antwort darauf war. Er hatte kurz erwogen, sie dazu zu zwingen, ein Beruhigungsmittel zu nehmen, doch das wäre alles andere als einfach, und so war er dankbar, dass sie freiwillig bereits nach kurzer Zeit zu Bett ging, während er unter dem Vorwand, noch ein geschäftliches Gespräch führen zu müssen, ins Nebenzimmer ging.
    In seinem Büro konnte er über den Monitor verfolgen, wie sie sich rastlos auf dem Laken wälzte, bis sie endlich schlief. Das, was er tun müsste, wäre in ein, zwei Stunden erledigt. Sicher würde sie so lange schlafen und somit gar nicht merken, dass er nicht an ihrer Seite lag.
    Er war noch nie bei Feeney gewesen. Das gut gesicherte Appartement-Haus wirkte ein wenig heruntergekommen, bescheiden und durch und durch gemütlich. Roarke fand, dass es zu Feeney passte. Da er das Risiko nicht eingehen wollte, abgewiesen zu werden, setzte er die Sicherheitsklingel und die Schlösser der Haustür kurzerhand außer Gefecht.
    So etwas machte ihm immer wieder diebischen Spaß.
    Er schlenderte gemächlich durch das winzige Foyer, in dem es leicht nach Insektenvernichtungsmittel roch. Obgleich er die gute Absicht durchaus zu schätzen wusste, missfiel ihm der Geruch, und er machte sich in Gedanken eine Notiz, dafür Sorge tragen zu lassen, dass man in Zukunft eine andere Form der Schädlingsbekämpfung nutzte.
    Schließlich gehörte ihm das Haus.
    Er betrat den Fahrstuhl und als er in der dritten Etage ausstieg, fiel ihm auf, dass der Teppichboden im Flur bereits seit Jahren nicht mehr erneuert worden war. Doch der Korridor war hell erleuchtet, die Lichter der Sicherheitskameras blinkten, die Wände waren sauber und so dick, dass außer einem lebendigen verschiedenartigen Summen hinter den geschlossenen Türen nichts aus den Wohnungen zu hören war.
    Leise Musik, fröhliches Gelächter, das empörte Greinen eines Babys. All dies war Leben, dachte Roarke, angenehmes Leben. Er klingelte an Feeneys Tür und wartete.
    Seine Augen waren auf den Spion gerichtet und blickten weiter reglos auf das kleine Loch, als Feeneys erboste Stimme durch die Gegensprechanlage kam.
    »Was zum Teufel wollen Sie? Wollen Sie mal sehen, wie man in einem Slum lebt?«
    »Ich glaube nicht, dass man dieses Gebäude als Slum bezeichnen kann.«
    »Im Vergleich zu dem Palast, in dem Sie leben, ganz bestimmt.«
    »Wollen Sie unsere Lebensumstände durch die Tür ausdiskutieren oder bitten Sie mich vielleicht herein?«
    »Ich habe gefragt, was Sie wollen.«
    »Sie wissen, weshalb ich hier bin.« Roarke zog eine seiner Brauen gerade so weit in die Höhe, dass es beleidigend war. »Sie sind doch wohl nicht zu feige, um mir gegenüberzutreten, oder, Feeney?«
    Wie erwartet zeigte diese Frage die gewünschte Wirkung. Die Tür wurde geöffnet. Feeneys faltiges Gesicht war zornig verzogen und er versperrte ihm mit seinem kompakten Körper kampfbereit den Weg. »Diese Sache geht Sie, verdammt noch mal, nichts an.«
    »Ganz im Gegenteil«, erklärte Roarke mit ruhiger Stimme,

Weitere Kostenlose Bücher