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Der Kuss des Killers

Der Kuss des Killers

Titel: Der Kuss des Killers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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eine genaue Vorstellung davon vermittelten, wie Selina es schaffte, derart gut zu leben, waren sie alle korrekt bei den persönlichen Ausgaben vermerkt.
    Die Tatsache, dass er an den Tagen, an denen er auf der Bank gewesen war, stets auch nächtliche Termine in seinen Kalender eingetragen hatte, reichte als Nachweis seiner Verbindung zu der Cross’schen Sekte ganz sicher nicht aus.
    Die Dame selbst wurde nämlich nirgendwo erwähnt.
    Er war geschieden gewesen, kinderlos und hatte allein in seinem Haus gelebt.
    Also war sie Klinken putzen gegangen, doch die Befragung der Nachbarn hatte lediglich ergeben, dass er kein allzu geselliger Mensch gewesen war. Er hatte nur selten Gäste empfangen und keiner seiner Nachbarn war offenbar neugierig genug gewesen, um sich auch nur einen der wenigen Besucher genauer anzusehen.
    Das Ganze hatte also außer einem wachsenden Gefühl der Frustration und einem leisen Unbehagen nichts weiter gebracht. Sie wusste ohne jeden Zweifel, dass Wineburg ein Mitglied von Selinas Sekte gewesen war und dass er erst mit Geld und dann mit seinem Leben für dieses Privileg bezahlt hatte. Doch sie konnte es nicht beweisen. Ihre Arbeit wurde dadurch noch erschwert, dass sie in Gedanken nicht ganz bei der Sache war.
    Als sie alleine heimfuhr, rief der Gedanke an Feeneys wütendes Gesicht und seine verbitterten Worte neben der Frustration ein Gefühl des Elends in ihr wach.
    Sie wusste, sie hatte ihn nicht nur im Stich gelassen, sondern ihn verraten, indem sie genau das getan hatte, was ihr auch von ihm beigebracht worden war. Als gute Polizistin hatte sie Befehle befolgt und ihren Job gemacht.
    Aber sie war ihm keine Freundin gewesen, dachte sie und rieb sich die pochenden Schläfen. Sie hatte ihre Möglichkeiten gegeneinander abgewogen und am Ende statt der Freundschaft ihren Job gewählt.
    Er hatte gesagt, sie wäre kalt, erinnerte sie sich und kniff die Augen zu. Was sie wohl tatsächlich war.
    Als sie durch die Tür trat, kam der Kater angeschlichen, sie jedoch ging einfach achtlos weiter und fluchte, als sie seinetwegen ins Stolpern geriet. Sofort kam Summerset lautlos aus einem an den Flur angrenzenden Raum.
    »Roarke hat versucht, Sie zu erreichen.«
    »Ach ja? Nun, ich hatte zu tun.« Ungeduldig schob sie Galahad mit dem Fuß beiseite. »Ist er da?«
    »Noch nicht. Vielleicht erreichen Sie ihn in seinem Büro.«
    »Ich werde mit ihm reden, wenn er zu Hause ist.« Sie sehnte sich nach einem starken Drink, der sie für kurze Zeit vergessen lassen würde. Da sie jedoch die Gefahr eines solchen Hilfsmittels erkannte, ging sie statt ins Wohnzimmer in die entgegengesetzte Richtung. »Ich bin für niemanden zu sprechen. Haben Sie verstanden?«
    »Gewiss«, antwortete der Butler förmlich, bückte sich, als sie davon ging, lautlos nach der Katze und nahm sie – was er niemals täte, wäre jemand in der Nähe – zärtlich auf den Arm. »Der Lieutenant ist sehr unglücklich«, murmelte er. »Vielleicht sollten wir einen Anruf tätigen.«
    Galahad rieb schnurrend seinen Kopf an Summersets langen, knochigen Fingern. Ihre gegenseitige Zuneigung war ihr kleines Geheimnis.
    Eve wäre davon sicher überrascht gewesen, doch sie verschwendete keinen Gedanken an die beiden. Sie ging die Treppe hinauf, am Swimmingpool vorbei durch den Garten ins Fitness-Studio. Körperliche Anstrengung war, wie sie wusste, das beste Mittel gegen ein emotionales Tief.
    Sie stieg in einen schwarzen Gymnastik-Einteiler und knöchelhohe Turnschuhe, programmierte das Ganz-Körpergerät, befahl der Maschine, sie eine brutale Serie von Kraft- und Ausdauerübungen machen zu lassen und knirschte mit den Zähnen, als die knappe Computerstimme sie anwies, in Hockstellung zu gehen, ein Gewicht zu heben, sich zu strecken, es oben zu halten und das ganze zwanzig Mal zu wiederholen.
    Bis sie das Gerät auf Aerobic umstellte, war sie schon schweißgebadet. Das Gerät ließ sie sprinten, Steilhänge erklimmen, wieder hinunterlaufen und schließlich eine endlose Folge von Treppenstufen hinaufjagen. Sie hatte das Wechselprogramm gewählt und fand den Wechsel der Lauffläche von simuliertem Asphalt über Sand und Gras bis hin zu trockener Erde zwar durchaus interessant, doch gegen den Schmerz in ihrer Seele richtete auch diese Ablenkung nichts aus.
    Auch wenn du ewig weiterläufst, dachte sie erbost, kannst du dich nicht verstecken.
    Ihr Herz schlug bis zum Hals, ihr Anzug war schweißnass, doch das emotionale Elend war nicht überwunden. Am

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