Der Kuss Des Kjer
zurück, dann nickte er. »ja, warum solltet Ihr. - Aber wenn Ihr schon da steht, könnt Ihr Euch auch nützlich machen. Gebt mir die Seife! «
»Habt Ihr nicht etwas vergessen?« Nachlässig verlagerte sie ihr Gewicht auf ein Bein. Er müsste sich eigentlich nur ein klein wenig strecken, um die Seife zu erreichen.
»Was?«
»Es gibt da ein kleines Wörtchen ... ! «
»Oh, natürlich. Wie dumm von mir! - Sofort! «
Böse kniff sie die Augen zusammen, rührte sich aber nicht.
Mit einem gut verständlich Geseufzten: »Ich wusste ja schon immer, dass Frauen zu nichts zu gebrauchen sind! «, stemmte er sich halb aus dem Wasser - bei der Gnade der Göttin! -, langte nach der Seife und ließ sich in den Zuber zurücksinken.
Zumindest weiß ich jetzt, wie die Kjer unterhalb des Gürtels behaart sind.
»Gebt her! « Die Bewegung, mit der sie ihm das hellbraune Oval mit den grünen Sprengseln aus der Hand riss, entlockte ihm ein verblüfft-ärgerliches »He! Was soll das?! «.
»Ich werde Euch den Kopf und den Rücken waschen! Mit Eurer Schulter sollte Euch das nämlich schwerfallen.« Wie sich das Fell auf seinem Rücken wohl nass und voller Seife anfühlt? Sie trat hinter ihn, doch er drehte sich um, damit er sie weiter sehen konnte.
»Ich kann mich selbst waschen! Schulter hin oder her! « Sein Blick war wachsam.
»Was ist, Kjer? Plötzlich schüchtern? Glaubt mir, an Euch ist nichts, was ich nicht schon einmal gesehen hätte. «
Er schnaubte verächtlich, ließ sie aber nicht aus dem Auge. »Ihr seid mir zu freundlich, Heilerin, entschieden zu freundlich! - Mir hat mal jemand gesagt, wenn eine Frau anfängt zu schnurren und dir den Bart zu kraulen, frag nicht warum - renn!
Ihr schnurrt vielleicht nicht unbedingt, aber ... «
»Und von wem stammt dieser weise Rat? Doch von einem Mann, oder? - Dreht Euch endlich um! «
Er machte keine Anstalten, ihrer Forderung nachzukommen. »Nein, er stammt von einer Frau! «
»Und Ihr hört auf den Rat einer Frau. Ihr seht mich verblüfft! « Sie schob die Gewandärmel bis über die Ellbogen hinauf.
»Auf den Rat dieser Frau - ja! «
»Darf ich fragen, wer dieser Ausbund an Weisheit ist?«
» Ihr dürft. Brachans Gemahlin! «
Überrascht legte Lijanas den Kopf schief. »Brachan ist verheiratet?«
»Aber ja! Und er hat eine Tochter, die ungefähr so alt sein müsste wie Ihr. - Warum so verwundert, Heilerin? Dachtet ihr, wir wären alle bei unserem Eintritt ins Heer entmannt worden?«
Dass du es nicht bist, kann ich beschwören! »Natürlich nicht! « Begannen ihr Wangen tatsächlich zu brennen? »Ich hätte es nur bei Brachan nicht erwartet.« Sie beugte sich an ihm vorbei, um die Seife ins Wasser zu tauchen, und schrie erschrocken auf, als er unvermittelt zupackte und die Innenseite ihres Unterarms ins Licht drehte.
»Was ist das?«
Zwischen Handgelenk und Armbeuge schimmerten silbrig weiße Schuppen auf ihrer Haut. Nein! Gnädige Göttin, nein! Für einen winzigen Moment schloss sie die Augen, dann wollte sie ihm ihren Arm entziehen. Ebenso gut hätte sie versuchen können, sich aus einer Eisenfessel herauszuwinden. »Es ist nichts! « Seit sie bemerkt hatte, dass die seltsamen Schuppen sich auf ihrer Haut ausbreiteten, hatte sie darauf geachtet, dass ihre Gewandärmel immer bis zu den Handgelenken heruntergezogen waren -
und ebenso lange hatte sie schon unzählige Arzneien ausprobiert, die gewöhnlich bei Hautkrankheiten halfen und deren Ingredienzien sie hatte habhaft werden können: Rotschabtinktur, die gewöhnlich Entzündungen der Haut linderte; eine Salbe aus Ginsterwurz, Meisdorn, Leinöl und Wollfett, die sie selbst schon ihren Patienten gegeben hatte, wenn deren Haut so trocken war, dass sie sich schuppte und riss; sogar Umschläge mit Wassergrün hatte sie versucht, obwohl es ganz entsetzlich brannte - nichts hatte geholfen! Und jetzt das! Sie hatte es vergessen! Einfach vergessen!
» Das sieht nicht aus wie >nichts<. « Erstaunlich sanft fuhr er mit den Fingern über die schimmernde Stelle. »Tut es weh?« Lijanas beeilte sich, den Kopf zu schütteln.
Auch ihr zweiter Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien, scheiterte. Nachdenklich betrachtete er ihren Arm. »Seit wann habt Ihr das?«
»Schon seit ein paar Tagen.«
»War es schon immer so groß oder wird es größer?«
» Es wird größer. - Würdet Ihr mich bitte loslassen! «
Er gab sie frei.
»Ich glaube, es ist besser, wenn ... wenn ... « Lijanas ließ die Seife in seine Hand fallen
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