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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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er mir denn befehlen? Vielleicht, Euch zu töten? Warum sollte er das tun? - Keine Angst, Lijanas, selbst wenn ich Euch nicht persönlich zurück nach Anschara begleiten kann, werde ich dafür sorgen, dass es ein anderer an meiner Stelle tut. - Ihr werdet wohlbehalten wieder nach Hause gebracht! Darauf gebe ich Euch mein Wort.« Die Zähne in die Lippe gegraben schwieg sie. Zwischen seinen Brauen erschien eine steile Falte. »Glaubt Ihr mir nicht? Soll ich Euch mein Wort mit Blut besiegeln?« Er beugte sich nur ein winziges Stück vor - und hielt plötzlich einen Dolch in der Hand. Scharf sog sie den Atem ein. »Woher habt Ihr ... «, verwirrt verstummte sie. Er saß nackt bis auf ein Leintuch um die Hüften vor ihr und schaffte es doch, unversehens eine Waffe zu zücken.
    »Ich habe immer eine Klinge in greifbarer Nähe - selbst im Bett. Aber unter den Kopfpolstern würde man zuerst suchen ... Es gibt andere Stellen, an denen man so etwas verstecken kann. «
    Man? Ein gedungener Mörder? - Wer bist du, dass es Leute gibt, die dich tot sehen wollen?
    »Wo?«
    »Ihr erwartet von mir, dass ich mein Leben in Eure Hände lege, Lijanas?«
    Sie schüttelte den Kopf, als ihr klar wurde, was sie da eben verlangt hatte. » Ich will es nicht mehr wissen! «
    Zu ihrer Verblüffung kräuselte für einen kurzen Moment ein Lächeln seine Lippen.
    »Der Dolch stak in der Innenseite des Bettrahmens.« Er hatte die Klinge über seine Handfläche gezogen, bevor sie es verhindern konnte. Blut perlte aus dem Schnitt, er ballte die Hand, bis es zwischen Daumen und Zeigefinger hervorquoll, dann presste er die Lippen darauf, ehe er ihr in die Augen sah. »Ich gebe Euch mein Wort, mit Blut besiegelt, Lijanas, Heilerin, dass ich dafür sorgen werde, dass Ihr wohlbehalten nach Hause zurückkehren könnt, wenn mein König Eure Dienste nicht mehr benötigt. «
    » Ihr seid ein Narr! «, schalt sie, sprang vom Bett herunter und holte ein Stückchen Leinen und Wundbalsam aus ihrem Arzneikasten. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte, hatte er die Hand in sein Lendentuch geballt, um die Blutung zu stoppen, und sah sie an.
    »Warum? Ihr wolltet ... «
    »Gar nichts wollte ich! Am allerwenigsten, dass Ihr Euch selbst verletzt. - Ich weiß doch, dass Ihr Euer Wort haltet.« Sie ergriff ihn beim Handgelenk und tupfte das Blut von seiner Handfläche. Neben dem frischen Schnitt bemerkte sie die fahle Linie einer ganz ähnlichen, schon lange verheilten Wunde. Er entzog ihr seine Hand, ehe sie Wundbalsam auf den Schnitt streichen konnte. »Das ist nicht nötig, Lijanas, der Kratzer heilt auch ohne Eure Salbe. «
    »Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?«
    »Während mehr als der Hälfte meines Lebens verging kein Tag, an dem ich nicht eine Schürfwunde, Prellung oder Quetschung gehabt hätte, und es hat sich nie jemand darum gekümmert. Trotzdem ist alles verheilt.« Lijanas' ungläubiger Blick entlockte ihm ein halbes Lächeln. » Ihr müsst Euch damit abfinden, dass ich mit einer robusten Natur und gutem Heilfleisch gesegnet bin. Ihr verschwendet Eure Zeit und Eure Salben an mich. - Und nun ist es genug! Ich bin müde. Wenn Ihr meinen Rat annehmen wollt, ruht Ihr auch ein wenig. Die Nacht war nicht gerade angenehm für Euch.« Er bückte sich, rammte den Dolch an seinen Platz zurück, warf sich auf die Bettkissen und schlang sich mit einem schlichten »Schlaft: wohl! « die Decke über die Schulter.
    Lijanas starrte mehrere Herzschläge lang verblüfft auf ihn hinunter, dann ging sie auf ihre Seite des Bettes und flocht ihr Haar zu einem losen Zopf, ehe sie ihr Gewand ablegte und im Hemd unter die Wolldecke kroch. An Schlaf war jedoch nicht zu denken. Einige Zeit beobachtete sie Mordan dabei, wie er sich hin- und herwarf, bis er dann endlich eine Schlafposition gefunden hatte, die ihm zusagte, und seine Atemzüge schließlich tiefer und gleichmäßiger wurden. Doch sie konnte den Blick nicht von seinen Zügen lösen. Er wirkte im Schlaf so völlig anders. Die harten Linien um seinen Mund glätteten sich dann, die stets leicht gerunzelten Brauen entspannten und hoben sich ein Stück. Er hatte das Gesicht halb in den Kissen vergraben, die Seite mit der Lederklappe im Leinen verborgen. Da war nichts Bedrohliches oder Düsteres mehr an ihm. Als wäre er nicht mehr der brutale Kjer-Krieger, der erwartete, dass seine Befehle widerspruchslos und umgehend befolgt wurden, sondern einfach nur ein erschöpfter junger Mann, der in tiefem, erholsamem Schlaf lag. Eine

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