Der Kuss Des Kjer
und zog hastig ihren Ärmel herab, während sie zurückwich. Sein Blick war undeutbar. Schließlich lehnte er sich im Zuber bequem zurück und seifte sich ein.
» Ihr solltet Euch deswegen keine Sorgen machen. « Eine schaumige Hand gestikulierte in ihre Richtung.
»Nein?« Lijanas stotterte das Wort nur hervor, verblüfft von seiner Gelassenheit.
Ich soll mir keine Sorgen machen? Die Haut auf meinem Arm sieht aus wie die einer Schlange, keine Arznei hilft - aber er meint, ich soll mir keine Sorgen machen. - Ich mache mir keine Sorgen: Ich habe Angst!
»Nein! « Er verteilte Schaum in seinem Haar. » Ich kenne einen Mann, der bekommt jedes Mal, wenn er Hammelfleisch isst, am ganzen Körper rote, juckende Pusteln. Aber nach einem Tag sind sie wieder verschwunden. « Er legte sich zurück, um die Seife abzuspülen. Als er damit fertig war, sah er sie wieder an. »Bei Euch wird es genauso sein. - Hättet Ihr die Freundlichkeit, Euch umzudrehen?«
Noch immer viel zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen, gehorchte Lijanas. Sie hörte hinter sich Wasser schwappen, dann Plätschern und schließlich Schritte, die sich ihr näherten. Erst jetzt wagte sie es, sich umzuwenden. Mordan stand hinter ihr, ein Tuch um die schmalen Hüften geschlungen, einzelne Tropfen perlten aus seinem Haar und suchten sich einen Weg über Brust und Bauch abwärts, andere blieben schimmernd in seinem samtigen Fell hängen.
»Nun schaut nicht drein, als hätte Euch jemand prophezeit, Ihr würdet Euch bis zum nächsten dreifachen Vollmond in eine Schlange verwandeln, Heilerin.« Seine Stimme war von erstaunlicher Sanftheit.
»Und wenn doch?«, hörte sie sich selbst fragen und erschrak, wie verloren sie klang.
Er hatte nach einem zweiten Handtuch greifen wollen, jetzt hielt er inne und hob sacht ihr Gesicht an. »Dann hätte ich ein Problem. - Ich wüsste nämlich nicht, wie ich das meinem König erklären sollte, denn der erwartet eine junge Nivard-Heilerin und kein züngelndes Reptil.« Für einen kurzen Moment glaubte sie in seinem Mundwinkel ein Lächeln zu sehen, dann war er wieder ernst. Lijanas runzelte die Stirn. »Ihr seid müde und nach unserem Zusammentreffen mit den Seelenfressern noch immer verstört. Menschen wurden getötet, die für Euch keine gesichtslosen Fremden waren und die ein solches Ende sicher nicht verdient hatten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Euch derzeit eine Kleinigkeit wie ein unlösbares Problem erscheint. « Eine Haarsträhne war ihr in die Augen gefallen. Er strich sie hinter ihr Ohr zurück. Bitte, halt mich fest! »Nach ein paar Stunden Schlaf wird alles wieder ganz anders aussehen. Glaubt mir, Lijanas! « Er hat es wieder getan. Er hat mich wieder bei meinem Namen genannt. Ein leiser Schauer rann ihren Nacken abwärts. Es klingt bei ihm so anders als bei Ahmeer.
»Darf ich Euch um etwas bitten, Kjer?«
Seine Hände fielen herab und er trat zurück. »Worum, Heilerin?«
»Könntet Ihr aufhören, mich immer nur Heilerin zu nennen, und stattdessen meinen Namen benutzen?«
Er schluckte schwer, neigte dann aber zustimmend den Kopf »Wenn Ihr es wünscht ... Lijanas.« Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich durch sein nasses Haar. Ein feiner Tropfenregen fiel auf seine Schultern, glänzten wie Diamanten auf schwarzer Seide. »So dekadent es Euch vielleicht erscheinen mag - ich wünsche Euch einen angenehmen Schlaf«
Er griff sich ein zweites Leintuch, wandte sich ab und ging auf seine Seite des Bettes, wobei er sich die Haare trocken rubbelte.
»Wartet! «
Überrascht hielt er inne und blickte sie an.
»Was hat Euer König mit all dem zu tun? Ihr sagtet ... «
»Er ist der Kranke, zu dem ich Euch bringen soll, Hei- Lijanas.«
»Der König der Kjer?« Fassungslos keuchte sie auf.
»ja! «
»Warum habt Ihr das nicht von Anfang an gesagt? - Was fehlt ihm?«
Eine seiner schwarzen Brauen hob sich in mildem Tadel. »Ihr wart nur eine Gefangene. Ich hatte Euch noch nicht einmal aus Anschara herausgebracht. - Wie sollte ich Euch da so etwas anvertrauen? - Und was ihm fehlt ... « Er hob andeutungsweise die Schultern und Lijanas sah das kurze Zucken in seinem Augenwinkel, als die Bewegung schmerzte. »Ich weiß es nicht. Gerüchte sagen, eine zehrende Krankheit frisst seit mehreren Wintern an ihm, aber ich bin zu selten in Turas, um Euch zuverlässige Auskunft geben zu können. «
Sie nickte, dann ging sie zu ihrem Arzneikasten und nahm einen Tiegel heraus. »
Ich hatte Euch versprochen,
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