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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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dem Fingernagel zerknipste sie ihn in kleine Stücke.
    Wie viel lieber würde ich das mit diesem ... diesem Kerl tun.
    Mit zusammengepressten Lippen sah sie zu dem arroganten Bastard hin, der ihr vor Kurzem mitgeteilt hatte, dass sie sich die Bettfelle heute Nacht mit ihm würde teilen müssen. Oh, natürlich nicht auf diese Weise.
    Nein! Natürlich nicht!
    Wenn es sie beruhigte, so hatte er ihr gönnerhaft angeboten, würde er sein Schwert blank zwischen sie legen. - Aber neben ihr schlafen würde er, daran hatte er keinen Zweifel gelassen.
    Lijanas schnippte den Rest des Grashalms in die Dunkelheit, zog die Beine enger an den Leib, schlang die Arme darum und stützte das Kinn auf die Knie. Vermutlich war ihr Rücken, dort wo sich das Sattelhorn den ganzen Tag in ihn gebohrt hatte, grün und blau. So zumindest fühlte es sich an. Wie hatte sie auch nur in seinem Arm einschlafen können. Verfluchtes Gurin! Und die, se bleierne Müdigkeit saß noch immer in ihren Knochen. Nichts war verlockender, als sich auf den weichen Bettfellen, auf denen sie saß, zusammenzurollen und zu schlafen. Sie krallte die Finger in das schwarze Wolfsfell. Nur der Gedanke, dass es seine Bettfelle waren, hinderte sie daran.
    Die Sonne hatte schon tief gestanden, als sie mit dem Gefühl zu fallen aus dem Schlaf aufgeschreckt war - und sich vor ihm im Sattel, an seinen Arm geklammert, wiedergefunden hatte. Ungerührt hatte er sie wieder zurechtgesetzt, ohne sein Pferd auch nur für einen kurzen Augenblick zum Stehen zu bringen. Als ihr Magen einige Zeit später zu knurren begonnen hatte, war er mit ein paar erstaunlich wohlschmeckenden Haferkeksen aus seiner Satteltasche und einigen Schluck Wasser zum Schweigen gebracht worden; wieder ohne Halt.
    Erst als die Dämmerung hereingebrochen war, hatten die Krieger ihre Pferde von der schmalen Nebenstraße herunter und zu einer kleinen Senke gelenkt, die Levan aufgespürt hatte: Sie lag zwischen dichten Bäumen verborgen, auf zwei Seiten von steilen Abhängen geschützt. Lijanas war neben einem schmalen Steinblock abgesetzt worden und hatte zusehen dürfen, wie die Männer den Tieren Gepäck und Sattelzeug abgenommen und sie rasch gefüttert und getränkt hatten, um sie schließlich mit langen Führstricken zwischen den Bäumen anzubinden. Erst dann hatten sie ihre Bettfelle im Schutz der Felsen ausgerollt und ein kleines Lager errichtet. Corfar und Levan hatten sich auf die Suche nach trockenem Holz begeben, während Ecren eine kleine Feuerstelle vorbereitet und aus irgendwelchen Packtaschen Kochgeschirr hervorgeholt hatte.
    Mordan hatte Lijanas befohlen, sich auf seinen Bettfellen niederzulassen, dann war er mit der Armbrust und einer Handvoll Bolzen zwischen den Bäumen verschwunden.
    Brachan hatte sich auf einen umgestürzten Stamm gesetzt, der schräg zwischen zwei Steinbrocken klemmte, und sich eine langstielige Pfeife gestopft. - Zufrieden sog er nun daran, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Inzwischen war es schon seit einiger Zeit dunkel, die Sichel des ersten Mondes schimmerte matt durch die Baumwipfel hindurch. Umgeben von den Steinen der Feuergrube tanzten Flammen und schickten jedes Mal, wenn ein Scheit barst, Funken in den Nachthimmel. Lijanas legte den Kopf in den Nacken und blickte zu den Sternen hinauf. Fröstelnd rieb sie sich die Arme, dann schmiegte sie die Wange gegen ein Knie. Gewöhnlich saß sie um diese Zeit mit den Gesegneten der Gnädigen Göttin im großen Saal, vertieft in eines ihrer Kräuterbücher oder mit einer Handarbeit beschäftigt. Plötzlich brannten ihre Augen.
    Nein, Lijanas! Du wirst nicht anfangen zu heulen wie eine törichte Gans! Sie presste die Handflächen gegeneinander. Ahmeer wird kommen und mich holen! Bestimmt!
    Mit einer knappen Bewegung riss sie den nächsten Grashalm aus und begann, das arme Ding zu foltern. Sie sah auf, als sie Ecrens verzücktes Stöhnen hörte, und konnte sich ein Lächeln nicht ganz verbeißen, während sie beobachtete, wie er erneut an der Sudkelle nippte. So viel zu: Sie essen rohes Fleisch! Als Mordan zurückgekehrt war, hatte er drei rotbraune Haselhühner und zwei fette Hasen mitgebracht - und ein paar schmutzigbraune Knollen. Um ein Haar hätte Ecren ihm die Hände geküsst, als er Letztere mit einer an Ehrfurcht grenzenden Geste entgegengenommen hatte. Der verzückte Ausdruck auf dem Gesicht des Kriegers, als er seinen Kameraden ein fürstliches Mahl versprach, hatte sie fast zum Lachen gebracht. Nun schmorten die

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