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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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schien. Eigentlich war er der Einzige, der ihr wirklich Angst machte.
    Der Umstand, dass nur er ganz in Schwarz gekleidet war; der kalte Blick, mit dem er sie zuweilen musterte - und dass das Zähnefletschen, das bei den anderen ein Lächeln war, bei ihm tatsächlich eine Drohung darstellte, machten es nicht gerade besser.
    Nachdenklich stützte sie den Kopf in die Hand, zupfte an den Grashalmen und betrachtete die Kjer ein weiteres Mal.
    Alle waren sie von Kopf bis Fuß in dunkles Leder gekleidet: hohe Stiefel, eng anliegende Hosen, bis fast in die Hälfte der Oberschenkel reichende Wämser, unter denen sie Kettenhemden und langärmlige Tuniken trugen. Zusätzlich zu einem Gürtel um die Mitte, an dem neben einer Gürteltasche ein einfacher Dolch hing, hatte jeder von ihnen noch ein Waffengehänge mit einem knapp armlangen Kurzschwert umgeschnallt. Eine zweite, nur halb so lange Klinge, die ihrem größeren Zwilling ansonsten aber zu gleichen schien, war auf dessen Scheide befestigt. Daneben trug jeder der Krieger zusätzlich zu dieser Waffe noch eine, die seinen persönlichen Vorlieben offenbar besonders entsprach. Ecren hatte ein Großschwert umgegürtet, während Corfar und Brachan bei, der Kriegsäxte am Gürtel trugen. An Levans Seite hatte sie einen Krummsäbel gesehen, dessen Spitze breiter war als die eigentliche Klinge. Lijanas runzelte die Stirn, als sie versuchte, sich daran zu erinnern, welche Waffe Mordan außer dem Kurzschwert getragen hatte. Nein, sie hatte bei ihm keine anderen Waffen gesehen - abgesehen von denen bei seinem Gepäck.
    Sie drehte einem weiteren Grashalm den nicht vorhandenen Hals um und versuchte, den schwarzhaarigen Krieger in der Dunkelheit jenseits des Feuerscheins auszumachen, in der er vor einiger Zeit verschwunden war. Es dauerte mehrere Lidschläge, bis sie ihn auf einem Felsen oberhalb des Abhangs schräg hinter Levan entdeckte. Er kauerte dort oben wie ein Raubtier - dunkel und tödlich.
    Wie im Namen der Gnädigen ist der Kerl da hinaufgekommen, ohne ein Geräusch zu machen?
    Wahrscheinlich hätte sie ihn noch nicht einmal gesehen, wenn er sich nicht in eben dem Augenblick bewegt hätte, als sie zu der Stelle hinschaute, denn als sie ein weiteres Mal hinsah, war er wieder Teil der Finsternis. Sie glättete den Grashalm und zerriss ihn dann der Länge nach.
    Bastard!
    Seine einzige Aufgabe schien es zu sein, auf sie, Lijanas, aufzupassen. Inzwischen hatte sie fast das Gefühl, dass sie seine persönliche Gefangene war. Er machte ihr Angst - und brachte sie dazu, sich ihm jedes Mal trotzig zu widersetzen.
    Beim Feuer kam Bewegung in die Männer. Ecren hatte begonnen, den Hasen mit seinem Messer zu Leibe zu rücken, und verteilte großzügige Portionen in Schüsseln.
    Lijanas richtete sich ein bisschen mehr auf. Ihr Magen erinnerte sie nachdrücklich daran, dass er heute nur Haferkekse und Wasser bekommen hatte. Mit einem seltsamen Gefühl der Erleichterung ließ sie sich auf die Felle zurücksinken, als sie sah, dass Levan mit einer Schale und Brot in den Händen zu ihr herüberkam. Der Feuerschein ließ sein Haar golden glänzen, als er vor ihr in die Hocke ging.
    »Ecren hat Euch die besten Stücke herausgeschnitten, Heilerin! « Er balancierte die flache Holzschale mit ihrem duftenden Inhalt in der Linken und hielt sie ihr zusammen mit dem Brot entgegen. Wie es schien, hatten die Krieger aus Höflichkeit ihr gegenüber vereinbart, in ihrer Gegenwart Nivard zu sprechen. Überraschenderweise beherrschten alle fünf ihre Sprache fließend, auch wenn Mordan der Einzige war, der sie völlig akzentfrei sprach. Und wir haben Euren Kräuterkasten aus der Stadt mitgebracht. «
    Lijanas Hände verharrten bei dieser Offenbarung auf halbem Wege in der Luft. »
    Das ist wunderbar. Ich danke -« Sie griff nach Brot und Fleisch - und schaute bestürzt auf An seiner Rechten fehlten die äußeren beiden Finger. Hastig zog er die Hand zurück, das Brot fiel auf die Felle.
    »Ich ... « Er senkte den Kopf, wollte aufstehen.
    »Du hast mir geschworen, dich niemals dafür zu schämen.«
    Lijanas schrie erschrocken auf und fuhr halb herum.
    Er!
    Ihr Herz weigerte sich, wieder langsamer zu schlagen.
    »Herr!« Levan richtete sich zögernd auf »Ich dachte, die Heilerin ... Vielleicht ... «
    »... fühlt sie sich davon abgestoßen? - Wenn sie gut ist, hat sie so etwas schon gesehen. «
    »Ja, Herr! «
    »Geh und hol dir selbst etwas zu essen, ehe Corfar sich einen halben Hasen einverleibt hat!

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