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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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noch einmal zu.
    »Falls es dich interessiert, meine Liebe, deine kleine Unternehmung eben hatte zumindest zum Teil Erfolg. Einer der Nivard-Hunde ist entkommen. Aber keine Sorge, meine Männer suchen bereits nach ihm. Ich habe ihnen befohlen, ihm die Kniesehnen durchzuschneiden, wenn sie ihn finden, und ihn für die Aasfresser liegen zu lassen.
    Nur bedauerlich für dich, dass ich dich auch für seine Flucht zur Verantwortung ziehen werde. Bedenkt man die neuen Umstände, werde ich deine Strafe auf fünfzehn Schläge erhöhen. « Er nahm dem Mann die Peitsche aus der Hand und begann mit seinem grausigen Werk.
    Lijanas wollte den Kopf abwenden, der Griff in ihrem Haar verhinderte es. Sie presste die Lider zusammen, doch dann verstummte das Klatschen der Peitsche unvermittelt und die Kälte einer Klinge war an ihrer Wange. » Die Augen auf! « Jerdts Atem streifte ihr Ohr. »Oder ich werde sie dir mit Holzspänen öffnen lassen! « Ein Zittern durchrann sie, dann tat sie, was er befohlen hatte. Angst würgte sie. Ein hastiger Blick zu ihm hin zeigte ihr die seltsame Gier in seinen Augen. Er nahm den Dolch von ihrem Gesicht und trat wieder hinter den Nivard-Prinzen - und die Peitsche fuhr weiter auf den Rücken seines Opfers herab. Ahmeer bäumte sich gegen den rauen Felsen an seiner Brust auf. Hatte er die ersten Schläge stumm ertragen, so gellten seine Schreie schließlich doch durch die Nacht. Irgendwann erschlaffte er in seinen Fesseln, endlich bewusstlos.
    Jerdt übergab die Peitsche einem seiner Krieger und winkte zwei Männern, Lijanas zwischen die Feuer zu schleppen. Ihre hilflose Gegenwehr wurde mit höhnischem Gelächter quittiert.
    In der Ferne ließ das Feuer der aufgehenden Sonne die Flanken von drei mächtigen Bergen in warmem Gold glänzen, als ein Tritt sie hart aus dem schmerzerfüllten Dahindämmern weckte. Eine Welle der Qual lohte über ihren Rücken. Doch schon im nächsten Moment wurde sie von zwei Krieger gepackt, auf die Füße gerissen und zu Ahmeers Schimmel hinübergeschleift, wo man sie grob in den Sattel hob. Ihre Handgelenke wurden an das Sattelhorn gebunden und dann setzte das Tier sich unter ihr in Bewegung. Lijanas sank wieder in sich zusammen.
    Die Sonne stand im Westen schon wieder tief, als sie zwischen den Berghängen heraus und auf eine Felsterrasse traten. Zu ihren Füßen öffnete sich eine mächtige Ebene. Die Ränder glänzten in einem tiefen Purpurton, im Osten glitzerten die Sonnenstrahlen auf einem kleinen See, der von einem Fluss gespeist wurde, dessen dunkles Band die Ebene auf zwei Seiten säumte. Lijanas hatte keinen Blick für die Schönheit in der Tiefe. Ihr Rücken stand in Flammen. Wie die anderen Gefangenen hatte sie den ganzen Tag weder Wasser noch etwas zu essen bekommen. Als einer der Kjer in ein Horn stieß, zuckte sie zusammen. Ein klarer, heller Ton hallte über die Ebene - und wurde nach einem Augenblick aus der Ferne beantwortet.
    Jetzt hob sie doch den Kopf und blickte über die Felsterrasse hinaus. In der Mitte der Ebene standen unzählige Zelte. Der Rauch von Feuern stieg in den ocker gefärbten Himmel. Gestalten wimmelten dort unten, dass sie sich an einen Bienenstock erinnert fühlte. Nur ganz allmählich begriff sie, was das da unten war - ein Heerlager der Kjer. Dann gab Jerdt auch schon einen Befehl und der Trupp setzte sich wieder in Bewegung.

    Irgendwann drang ein seltsames Raunen an ihr Ohr, und als sie müde aufschaute, entdeckte sie, dass sie zwischen ledernen Zelten hindurchritten und Kjer-Krieger eine Gasse bis hin zur Mitte des Heerlagers bildeten, wo Jerdt sein Pferd zum Stehen brachte.
    Die Nachricht, dass Haffrens zweiter Heerführer zurückgekommen war und mehrere gefangene Nivard bei sich hatte - unter denen sich Prinz Ahmeer selbst befand -, musste sich wie ein Sommerfeuer ausgebreitet haben. Grimmig aussehende Kjer standen um sie herum, musterten sie in einer Mischung aus Neugier und Herablassung. Sie hörte ihr Murmeln. Jerdt warf einem Krieger Ahmeers Halsstrick zu, gab einen Befehl, der mit einer Verbeugung und dem Faustschlag gegen die Brust beantwortet wurde, dann trieb man die Gefangenen weg. Lijanas blieb als Einziges in dem Rund zurück. Schließlich löste Jerdt ihre Hände vom Sattelhorn und half ihr vom Pferd. Das Ende ihrer Fessel in seiner Hand machte allen klar, was sie war: seine persönliche Trophäe.
    Sie fühlte sich wie in einem bösen Traum gefangen.
    Ein junger Mann mit stoppelkurz geschorenem Haar und einem

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