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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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döste Levan auf dem Pferderücken vor sich hin. Links von ihr hatte Ecren ein Bein um das Sattelhorn geschlungen und kürzte mit einem kleinen Dolch seine gebogenen Fingernägel.
    Daneben verfluchte Corfar immer wieder das heimtückische astrascharische Wetter, während Brachan gelassen an seiner Pfeife sog und schweigend in den Regen hinaussah. Der Tabakduft wehte bis zu Lijanas herüber. Unter ihr bewegte das Pferd sich unruhig und stampfte mit vernehmlichem Platschen misslaunig in dem inzwischen bis zu seinen Knien reichenden Wasser. Doch auch jetzt rührte Mordan sich nicht. Lijanas runzelte die Stirn. Er saß schon eine ganze Zeit völlig regungslos.
    Ob er wie Levan im Sattel döste? Vorsichtig rückte sie ein Stückchen mehr von seiner harten Brust ab, gegen die er sie den ganzen Ritt hindurch gepresst hatte. Sein Arm blieb locker um ihre Mitte liegen, er unternahm keinen Versuch, sie wieder näher zu sich heranzuziehen. Sie riskierte einen verstohlenen Blick über die Schulter und begegnete seinem Sturmauge. Hastig wandte sie sich wieder nach vorne.
    Als sein Pferd das nächste Mal ungehalten aufstampfte und schnaubend den Kopf schüttelte, wagte sie es, sich ein wenig vorzubeugen und ihm den Hals zu tätscheln.
    Der Krieger hinter ihr reagierte nicht, doch die Ohren der schwarzen Stute zuckten nach hinten, wedelten einen Moment vor und zurück, dann drehte das Tier den Kopf, soweit die Zügel es ihm erlaubten, und starrte sie an. In seinen Augen war keine Bösartigkeit, soweit Lijanas das beurteilen konnte. Ermutigt durch ihren Erfolg, beugte sie sich erneut vor und kraulte das Tier diesmal unter seiner langen schwarzen Mähne. Wieder schüttelte das Pferd schnaubend den Kopf, dass sein Zaumzeug klirrte - und wurde von einem scharfen Ruck an den Zügeln gezwungen, wieder geradeaus zu schauen.
    »Sitzt still!« Die Worte waren nur ein Knurren, begleitet von einem warnenden Druck gegen ihre Mitte, doch Lijanas zog die Hand zurück und richtete sich wieder auf - und sah verwirrt auf ihre Finger. Sie waren mit einer fettigen schwarzen Schmiere überzogen, die sich kaum an ihrem Gewand abwischen ließ.
    Hinter ihr hob Mordan unvermittelt den Kopf. Beinah gleichzeitig steckte Ecren seinen Dolch in die Scheide und schob den Fuß in den Steigbügel zurück.

    »Reiter!« Corfars Murmeln wurde von Brachan mit einem Nicken beantwortet.
    »Beschlagene Pferde.« Der grauhaarige Krieger schob die Pfeife in den anderen Mundwinkel.
    Lijanas' Herz klopfte plötzlich in ihrem Hals. Normalerweise ritten nur Rusans Soldaten beschlagene Pferde. Jetzt konnte sie es auch hören. Das Geräusch von Hufeisen auf Stein. Die Reiter hatten die Brücke erreicht. Im gleichen Augenblick legte sich Mordans Hand über ihrem Mund. Verzweiflung schnürte ihre Kehle zu und trieb ihr Tränen in die Augen. Laut hallte das Klappern der beschlagenen Hufe unter dem Brückenbogen wider. Eine solche Chance würde sie vielleicht nie wieder haben ...
    Sie schloss die Lider - nahm all ihren Mut zusammen und riss den Kopf nach hinten.
    Pein barst in ihrem Schädel und ließ sie keuchen. Für den Bruchteil eines Herzschlags lockerte Mordans Griff sich. Sie glaubte zu hören, wie er ein Zischen ausstieß, in dem sich Überraschung mit Schmerz mischte - und Wut. Doch ehe er wieder fester zufassen konnte, rutschte Lijanas an der Seite des Pferdes herunter, raffte ihr Gewand und floh aus voller Kehle schreiend die glitschige Uferböschung hinauf. Über ihr verloren die Hufschläge das Gleichmaß und stockten.
    Als sie atemlos und schlammbesudelt auf die Brücke stolperte, wendeten die Reiter gerade ihre Pferde. Auf den Schilden der Männer prangte Astrachars Seedrache.
    »Helft mir! Ich wurde entführt! Es sind Kjer!« Lijanas stieß die Worte mit einem Schluchzen hervor, taumelte den Kriegern noch einige mühsame Schritte entgegen - im gleichen Moment brachen die Kjer wie Rachegeister zu beiden Seiten der Brücke hervor und warfen sich auf die völlig überraschten Nivard. Unter dem ersten Aufprall wurde einer von Rusans Soldaten über die Brückenmauer geschleudert, das Pferd eines anderen stieg erschrocken auf die Hinterhand, glitt aus, stürzte und begrub seinen Reiter unter sich. Hilflos starrte Lijanas auf das Knäuel aus Männern und Tieren. Wiehern, Schreie, die Laute, wenn Stahl auf Fleisch und Knochen traf, ein Pferd galoppierte panisch an ihr vorbei, das dumpfe Aufschlagen von schweren Körpern auf Stein, Stöhnen - und dann war es mit einem

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