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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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anderen Patienten gerufen. In der Oberstadt - Ihr versteht ...«
    O ja, sie verstand. Ein Patient in der Oberstadt bedeutete ein Honorar, das in Gold, mindestens aber in Silber bezahlt wurde. Wer konnte es Udelar verdenken, dass er einen solchen Patienten einem Fremden vorzog, dem er offenbar doch nicht helfen konnte - immerhin hatte er eine anspruchsvolle Frau und drei Kinder zu ernähren. Sie nickte dem Heiler zu und folgte dem Fremden, der am Eingang der Gasse auf sie gewartet hatte.
    »Darf ich?« Er wies auf ihren Arzneikasten und nahm ihn, ohne auf eine Antwort zu warten, von ihrer Schulter. Dann ging er weiter. Im ersten Moment musste Lijanas fast rennen, um mitzuhalten, doch dann verkürzte er seine Schritte und wurde langsamer. Neugierig musterte sie ihn von der Seite. Er mochte achtzehn oder neunzehn Winter zählen. Im Nacken und unterhalb der Ohren schimmerte seine Haut golden wie sein Haar, das lang herabhing und nur von einem Lederriemen gebändigt wurde. Um seinen Mund schien ein ständiges, leises Lächeln zu spielen, das sich in den kleinen Fältchen um die hellen blauen Augen wiederfand. Wenn er sprach, schien er darauf bedacht, sie seine Zähne nicht sehen zu lassen. Vielleicht sind sie faul oder stehen so schief, dass es einen graust, wenn man sie sieht. Ein schwerer Tuchmantel lag um seine breiten Schultern und verbarg die Gestalt darunter fast voll, ständig, doch nach dem, was sie erkennen konnte, wenn der Stoff sich für einen Moment öffnete, war er nicht nur groß, sondern auch muskulös. Mühelos trug er ihren Arzneikasten mit der Linken, seine Rechte blieb in den Falten des Mantels verborgen.
    Obwohl es warm war, trug er lederne Handschuhe.
    »Seit wann geht es Eurem Begleiter so schlecht?«
    Kurz nur sah er sie an, dann wandte er den Blick wieder ab. »Seit dem späten Mittag.«
    »Heiler Udelar sagte, Euer Begleiter habe entsetzliche Schmerzen. Wie äußern sie sich?«
    Einen winzigen Augenblick war so etwas wie Verwirrung in seinem Gesicht, dann hob er die Schultern. »Schmerzen eben! «
    Äußerst hilfreich. Lijanas presste die Lippen zusammen. »Hatte er so etwas schon einmal?«
    »Nein.«
    Und nicht sehr gesprächig.
    »Hat er irgendetwas Besonderes gegessen?«
    »Nichts anderes als wir anderen auch. «
    Ha! Beinah ein ganzer Satz!
    »Wo ist Euer Begleiter jetzt?«
    » Im Schwarzen Lamm.«
    Das >Schwarze Lamm< war ein sauberer kleiner Gasthof, der an einer nahen Seitenstraße ein wenig abseits vom Markt lag. Sie hatte gehört, dass Kaufleute, die bei ihren Geschäften nicht gestört werden wollten, gerne dort abstiegen.
    »Wer ist bei ihm?«
    Er zögerte, räusperte sich. » Herr Ecren. «
    »Und der Name des Kranken?«
    » Corfar. «
    Diese Unterhaltung ist äußerst mühsam. Unmerklich seufzte Lijanas.
    »Und Euer Name?«
    »Levan. - Wir sind da.« Er stieß eine kleine Pforte auf Erstaunt blickte Lijanas auf eine schmale Stiege, die steil nach oben führte.
    »Was ist das?«
    Verwirrt blinzelte er sie an. »Eine Treppe.«
    Das sehe ich auch.
    »Ich meinte- Wo sind wir hier?«
    »Das ist die Hintertreppe vom Schwarzen Lamm.«
    Hintertreppe?

    »Und warum nehmen wir nicht wie jeder normale Gast den vorderen Eingang?«
    »Weil mein Herr es nicht wünscht, dass man sieht, wie ich Euch zu ihm bringe. «
    Unwillkürlich machte Lijanas einen Schritt zurück. Wenn Udelar nicht schon bei dem Kranken gewesen wäre ...
    Levan bemerkte ihr Zögern. »Es wird Euch nichts geschehen, Heilerin. Es ist nur so, dass mein Herr fürchtet ... « Er stockte, machte eine vage Geste. »Bitte versteht! Er fürchtet, dass es seinen Geschäften abträglich ist, wenn seine Krankheit bei den falschen Leuten bekannt wird. «
    Es war der Umstand, dass er ihr bei diesen Worten direkt in die Augen blickte, der sie von seiner Aufrichtigkeit überzeugte. Lijanas raffte ihr Gewand und stieg die Stufen hinauf, Levan dicht hinter sich.
    Die Treppe endete im zweiten Stockwerk des Gasthauses. Dicke Wachsstöcke erhellten einen weiß getünchten Flur, an dessen anderem Ende eine sehr viel breitere Stiege in den Schankraum führte. Von unten drangen Stimmengewirr und vereinzeltes Gelächter herauf. Levan war an einer der Türen auf der rechten Seite stehen geblieben und hatte sich zu ihr umgedreht. Als Lijanas neben ihn trat, klopfte er kurz an, öffnete und ließ sie vorangehen.
    Ein groß gewachsener, breitschultriger Mann mit dunkelbraunem, von ersten grauen Fäden durchzogenem Haar erhob sich von einem Stuhl beim Kamin

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