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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Bedurfte es wahrhaftig der Anwesenheit seines Neffen, um ihm die Augen zu öffnen? Verdammter Narr, der er war! - Auf seinen Ruf hin erschien ein Diener und verneigte sich.
    »Schickt Heermeisterin Eliazanar zu mir, sobald sie eingetroffen ist! Außerdem darf Prinz Ahmeer den Palast nicht verlassen, bis ich noch einmal mit ihm gesprochen habe! «
    Der Mann verneigte sich erneut und hastete davon.
    Die Hand zur Faust geschlossen, trat Rusan ans Fenster zurück und blickte auf den glänzenden Spiegel der See hinaus. War das der Plan der Kjer? Sollte sich wiederholen, was vor inzwischen fast fünfundzwanzig Wintern geschehen war? Sollte sich wiederholen, was die Kjer seinem Bruder Kédar angetan hatten?!

    ***
    Steil ragten die Felswände um den engen Talkessel, in dem die Krieger ihr Lager errichtet hatten, in den Himmel. Sie hatten Darachnars Tal nach drei Stunden erreicht, wie Mordan vorhergesagt hatte. Zerklüftetes, sich senkrecht aufreckendes Gestein, das bis in die Sonne zu reichen schien, begrenzte zu beiden Seiten eine Talsenke, die von sattem Grün und den Farbflecken unzähliger Blumenfelder, Büschen und kleinen Baumgruppen leuchtete. - An ihrem Ende jedoch wartete zwischen den Felswänden ein schmerzhaft grelles, flimmerndes Gleißen. Die gepflasterte Handelsstraße, die mitten durch das Tal führte, schien in ständigem Kampf mit Gras und Gesträuch zu liegen, die immerfort versuchten, den ihnen gestohlenen Boden zurückzuerobern - was ihnen offenbar nur deshalb nicht gelang, weil die Straße häufig von Fuhrwerken benutzt wurde.
    Mit der Sicherheit eines Bluthundes hatte Brachan den kleinen Seitentalkessel aufgespürt, der von der Handelsstraße her nicht einzusehen war. Levans Bahre war hier in den Schatten eines Überhangs gebracht worden. Dann hatten die Kj er die Pferde abgesattelt und zum Saufen an den Bach geführt, der zwischen den zerspaltenen Felsen hervorsprudelte und nach wenigen Schritten einen kleinen Teich speiste, dessen flaches Becken von Schilf umstanden war. Saftiges Gras bedeckte den Boden mehr als knöchelhoch, immer wieder durchbrochen von dem Gelb und Orange der Wildblumen, die überall in kleinen Büscheln wuchsen und unter den Streifen hellen Sonnenscheins leuchteten, die zwischen den Bergspitzen hindurch in den Talkessel herabfielen.
    Sorgfältig wrang Lijanas das feuchte Tuch über der flachen, wassergefüllten Schale aus und legte es Levan sacht wieder auf die glühende Stirn. Sie hatte gehofft, es würde ihm besser gehen, nachdem er auf dem Weg hierher ein paar Mal kurz die Augen geöffnet hatte, doch inzwischen ... Sein Fieber wollte nicht fallen und die Wunden rochen immer stärker nach Verwesung - etwas, was sie auch bei schwärendem Wundbrand noch nie erlebt hatte. Sie sahen von Stunde zu Stunde mehr aus, als ... als seien sie Teil eines verfaulenden Leichnams. Sie hatte die Verletzungen noch einmal mit heißem Wasser und einer reinigenden Kräuterpaste behandelt, ehe Mordan seinen Plan in die Tat umsetzen konnte und sie ausbrannte.
    Behutsam hob sie den Becher mit Eiswurzsud an die Lippen des Kranken und versuchte, ihm mühsam einige Schluck einzuflößen. Das meiste der Fiebermedizin rann über sein Kinn, benetzte seine Brust und versickerte in den ohnehin schweißdurchtränkten Decken. Verzweifelt setzte Lijanas sich auf die Fersen zurück und betrachtete Levans fahles Gesicht.
    Warum kommt die Entzündung immer wieder? Warum lässt dieser  Verwesungsgeruch nicht nach, sondern wird immer stärker? Wo kommt er her? Die Wunden können es nicht sein! Sie sind sauber! - Gnädige Göttin! Es müsste ihm besser gehen! - Und wenn es gar nicht die Wunden sind? - Aber was dann? - Wenn auch die Kräuter nicht ... Dann bleibt wirklich nur das Ausbrennen. - Verdammt! Ich hasse es, hilflos daneben sitzen zu müssen und nicht zu wissen, wie ich Levan helfen kann. Warum ist ausgerechnet er der Erste, bei dem ich nicht mehr weiterweiß?!
    Verdrossen rieb sie ihren Knöchel unter einem der schmalen eisernen Ringe, die ihre Gelenke aneinanderbanden. Mordan hat, te ihr die Hände ungefesselt gelassen, ihr dafür aber diese Kette angelegt, die ihr zwar kleine Schritte erlaubte, aber ein schnelles Davonlaufen unmöglich machte. An den Augenblick zu denken, als er die Fußeisen aus seiner Satteltasche geholt hatte und auf sie zugekommen war, ließ ihre Kehle immer noch eng werden.
    Sie sah zu dem dunklen Krieger hinüber, der gerade seine Stute in das flache Teichbecken zu führen

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