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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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versuchte. Doch Ired scheute, tänzelte und stieg auf die Hinterhand, als wolle er sie in eine Feuersbrunst zerren und nicht in kühles, klares Wasser. Warum gab er sich mit diesem Tier ab, wenn es ihn so offensichtlich hasste?
    Oder war es Kjer-Kriegern nicht möglich, ihre Pferde - vor allem, wenn es sich um ein Kriegsross handelte - gegen ein anderes einzutauschen oder schlicht zu verkaufen?
    Endlich hatte er die Stute ins Wasser gezwungen und begann nun, eine Flüssigkeit aus einer irdenen Flasche auf ihrem glanzlosen Fell zu verteilen. Lijanas runzelte die Stirn als sie sah, dass auch Brachan und Corfar ihre Pferde in den Teich führten und das Gleiche taten. Welchen Grund hatten die Krieger, ihre Tiere ausgerechnet jetzt zu baden? Ired schnappte nach ihrem Herrn und be, kam einen Schlag auf die Nüstern.
    Und warum rasteten sie schon einige Stunden nach Mittag, während sie die letzten Tage jedes Mal bis in die Nacht hinein geritten waren? Lijanas nahm das Tuch von Levans Stim, wrang es erneut in der Schüssel aus, wischte ihm sanft das Gesicht ab und legte es auf seine Stirn zurück.
    »Wir reiten weiter, wenn die Sonne untergeht! Ruht Euch aus! «, waren Mordans Worte gewesen. Es ergab keinen Sinn!
    Mit Wiehern und Schnauben brach Ired gerade durch den Schilfgürtel, der Führstrick schleifte lose hinter ihr durchs Gras. Offenbar war sie der Meinung, sie sei nass genug - Mordan war es auf jeden Fall. Lijanas musste trotz allem bei seinem Anblick grinsen, als er hinter der Stute zwischen den Schilfstengeln hervorkam. Die Kleider klebten an seinem muskulösen Leib und er wirkte alles andere als gut gelaunt.
    Von seinem Pferd genarrt zu werden und das auch noch vor ihren Augen -, war wohl mehr, als sein Stolz ertragen konnte. Völlig unbeeindruckt davon schüttelte Ired sich kurz, dass Wasserdiamanten nach allen Seiten sprühten, dann schritt sie majestätisch zwischen den Bäumen durchs Gras und begann ruhig zu weiden, immer darauf bedacht, ihren Herrn nicht zu nahe an sich heranzulassen. Schließlich trat sie aus dem Schatten des Blätterdaches heraus, direkt in einen der zwischen den Felsen herabfallenden Sonnenstreifen - und ihr Fell flammte wie Feuer.
    Unbewusst richtete Lijanas sich auf, ohne den Blick von der Stute wenden zu können. Ashentai, Schlangenpferde - jetzt wusste sie, warum man die Tiere so nannte. In ihrem Fell glänzten winzige Schuppen, die im Sonnenlicht schimmerten wie die Haut einer Schlange. Bei Ired waren sie von einem tiefen Rot, so dunkel, dass es beinah schwarz wirkte, nur die Ränder der Schuppen waren heller, flammten in jedem denkbaren Ton zwischen dunklem Gelb und Kupfer. Dann trat die Stute aus dem Sonnenstreifen heraus und ihr Fell war wieder von poliertem Schwarz. Plötzlich begriff sie: Die seltsame Schmiere, die an ihren Händen gehangen hatte, als sie Ireds Hals gestreichelt hatte - die Kjer hatten ihre Pferde mit dem Zeug eingerieben, um die Andersartigkeit der Tiere zu verbergen. Aber warum gaben sie ihre Maskierung jetzt auf? Durch die Ketten ein bisschen unbeholfen, schlurfte sie langsam auf die Stute zu.
    Die hob den Kopf, blickte ihr mit aufmerksam aufgestellten Ohren entgegen. Doch als sie die Hand nach dem Tier ausstreckte, stand plötzlich Mordan dazwischen und packte den Führstrick. Sofort fletschte Ired die Zähne. Der schwarzhaarige Krieger wich ihr aus, fasste das Seil kürzer und hob drohend die Faust. Schnaubend trat die Stute zurück.
    » Ich möchte sie reiten! « Erst als Mordan sie verblüfft ansah, wurde Lijanas klar, was sie gerade gesagt hatte. Sie schob das Kinn vor. »Habt Ihr unsere Wette vergessen, Kjer? Ich will versuchen, Ired zu reiten! jetzt! «
    »Was ist mit Levan?«
    Für einen Augenblick schaute Lijanas zu dem Kranken hin, dann schüttelte sie den Kopf. »Er ist noch immer bewusstlos. Ich kann im Moment nicht mehr für ihn tun. «
    Kühl musterte er sie. Dann: » Sie ist nass! «
    »Das ist mir egal! - Oder habt Ihr vielleicht doch Angst, ich könnte es schaffen?«
    Sein Auge wurde schmal. » Ich werde sie trocken reiben und für Euch satteln. - Und jetzt geht zu Levan! « Ein Ruck am Führstrick und er ließ Lijanas stehen.
    Sie blickte ihm nach. Ich muss verrückt sein. Mit einem Seufzen schlurfte sie zu Levan hinüber, befeuchtete das Tuch erneut und legte es auf seine Stim. Dann schlang sie die Arme um die angezogenen Beine, stützte das Kinn auf die Knie und beobachtete schweigend, wie Brachan und Corfar ihre Pferde ebenfalls aus dem

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