Der Kuss Des Kjer
standen Corfar und Ecren und verfolgten verwundert das Schauspiel.
»Und was wirst du tun, falls du doch verlierst?«
Schweigen antwortete ihm. Brachan runzelte die Stirn. »Mordan?«
» Ich werde nicht verlieren! «
»Was ist dein Einsatz?«, beharrte er auf einer Antwort.
»Ich muss ihr dienen, einen Tag lang! « Allein der Tonfall reichte aus, um ihm zu sagen, was Mordan davon hielt.
Der grauhaarige Krieger verbiss sich die Frage, was den jüngeren dazu veranlasst hatte, diesen Einsatz zu bieten.
»Versuch Nummer eins! « Mordans Ruf ließ ihn zu der Heilerin hinüberschauen, die stehen geblieben war und sich nun zu ihm umdrehte. Anscheinend hatte sie Ired zu einem Felsblock führen wollen, der in einiger Entfernung aus dem Gras ragte. In ihrem Gesicht stand Enttäuschung. Brachan schüttelte den Kopf, wobei er den erbosten Blick ignorierte, der ihn von der Seite traf. »Macht weiter! « Er wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
» Du bist parteiisch, alter Mann! «
»Wenn ich zwischen dir und einer schönen Frau richten muss, bin ich immer parteiisch, Jungchen! « Sein Grinsen wurde mit einem Knurren beantwortet.
Eben kletterte die Heilerin auf den Felsen und zog Ired daneben. Sie musste sich gefährlich weit vorbeugen, um das Sattelhom fassen zu können. Gerade als sie den Fuß in den Steigbügel setzen wollte, wich die Stute zur Seite aus. Einen Moment lang hing sie zwischen Pferdesattel und Felsblock, dann machte Ired noch einen Schritt - und die junge Frau lag der Länge nach im Gras. Neben sich hörte er Mordan verhalten lachen, während er beobachtete, wie die Heilerin sich aufsetzte, ihre Hände an ihrem Gewand abwischte und dann aufstand. Offenbar hatte sie sich nicht verletzt, denn sie ging sofort wieder auf Ired zu, eine Hand vorgestreckt und scheinbar schmeichelnd auf das Pferd einredend.
»Das war Euer erster Versuch, Heilerin!« Beim Klang seiner Stimme sah sie über die Schulter und nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Dann hatte sie die Zügel der Stute erneut in der Hand und führte sie zum Felsblock zurück. Dieses Mal platzierte sie das Kriegsross zuerst dicht neben dem Stein, ehe sie selbst hinaufstieg.
Und anstatt sich zuerst in den Steigbügel zu stellen und dann aufzusitzen, schwang sie sofort ihr Bein über den Sattel und schob erst anschließend die Füße in die Bügelriemen. Einen kurzen Moment stand Ired wie eine Statue, so, als sei sie verblüfft über so viel Dreistigkeit. Doch dann drückte die junge Frau ihr die Fersen gegen die Flanken - wiehernd steckte die Stute den Kopf zwischen die Vorderbeine und keilte nach hinten aus. Unsanft wurde die Heilerin nach vorne geschleudert, sichtlich erschrocken klammerte sie sich an Sattelhorn und Mähne fest, versuchte mit den Beinen Halt zu finden, während das Kriegsross zwei wütende Bocksprünge vollführte, um die eigene Achse wirbelte und noch einmal auskeilte, nur um anschließend auf die Hinterhand zu steigen und sich gleichzeitig zur Seite zu werfen.
Mit einem dumpfen Laut landete die junge Frau auf dem Boden und blieb reglos liegen. Alarmiert stieß Mordan sich vom Baumstamm ab, hielt aber inne, als er sah, wie die Heilerin sich mühsam regte und dann langsam aufsetzte. Schließlich kam sie ein wenig schwankend auf die Beine und humpelte nach einem weiteren kurzen Moment des Zögerns zu der Stute hin, die ihr entgegenschnaubte, als sei nichts geschehen. Sie klopfte dem Kriegsross den seidigen Hals, strich ihm über Schultern und Rumpf bis hin zu den Flanken, wo ihre Hände innehielten und sie sich vorbeugte.
Nach einem Moment richtete sie sich kopfschüttelnd auf und wandte sich zu Mordan um.
»Sie ist ganz wund an den Flanken! «, rief sie herüber.
»Und weiter?«, schrie er zurück. Die Heilerin schien irgendetwas zu murmeln und warf dem schwarzhaarigen Krieger einen bösen Blick zu, ehe sie sich abwandte und hinkend zu den Felsen hinüber marschierte, bei denen Levan lag.
» Ich dachte, Ihr wolltet mir beweisen, dass Ihr alles könnt, was auch ein Mann kann. War das schon alles?«, höhnte Mordan mit einem spöttischen Lachen hinter ihr her. Die junge Frau drehte sich um. »Nein! Das war noch nicht alles - aber ehe ich wieder auf Ireds Rücken steige, werde ich ihre Flanken behandeln. Ihr und Eure verdammten Sporen! Das arme Ding! «
»Solange das arme Ding sich gebärdet wie tollwütig, setze ich die Sporen ein, damit sie gehorcht! Ganz einfach! Sie hat es in der Hand! «
Die Antwort, die
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