Der Kuss Des Kjer
ungefähr eine halbe Stunde.«
Sie presste die Hände auf die Tischplatte, um sie am Zittern zu hindern. Will er meine Kopfverletzung als Ausrede benutzen, um mich hier im Haus festzuhalten? »
Ich werde es schon schaffen! « Sie konnte deutlich sehen, dass sie seine Zweifel noch lange nicht zerstreut hatte. Doch ehe er etwas sagen konnte, mischte Brachan sich ein. » Ich habe gehört, am unteren Markt soll es ein paar gute Schneider geben. -
Nimm deine Frau mit und sorg dafür, dass sie etwas Anständiges zum Anziehen bekommt. Du kannst nicht zulassen, dass sie in geborgten Sachen einhergeht, die ihr obendrein noch Spannen zu groß sind. Damit würdest du uns allen Schande machen.«
Mordan bedachte den grauhaarigen Krieger mit einem bösen Blick, und Lijanas beeilte sich, das dankbare Lächeln von ihren Lippen verschwinden zu lassen, als er sich dann wieder ihr zuwandte. »Brachan hat recht. Ihr braucht etwas Ordentliches zum Anziehen. Gut, ich nehme Euch mit, aber nur wenn Ihr -«
»Ja, ich weiß, ich muss Euch ohne Widerworte gehorchen. Ich verspreche es. «
»Sehr schön. Jeder Mann mag es, wenn seine Frau gehorsam ist.« Für einen kurzen Moment schien es in seinem Mundwinkel zu zucken. »Aber das meinte ich nicht. Ich will, dass Ihr nach dem Essen sofort zu Bett geht und schlaft, damit Ihr für morgen ausgeruht seid. «
Lijanas nickte hastig ihre Zustimmung, während sie sich gleich, zeitig für ihr vorschnelles Mundwerk verfluchte.
»Gut! Dann gehen wir morgen früh zum unteren Markt! - Und wenn Ihr Euch wohl genug fühlt, sehen wir uns anschließend ein wenig in Cavallin um. «
Ungläubig starrte sie ihn Herzschläge lang an, ehe sie ein mühsames »Danke« stammelte. Sie ignorierte die gehässige Stimme in ihrem Kopf, die raunte, dass sie sich wie ein Kind, dem man erlaubt hatte, während der Nacht der Göttin mit den Erwachsenen zusammen aufzubleiben, über etwas freute, was eigentlich nichts Besonderes war.
Als sie wenig später ihr Mahl beendet hatte, erhob sie sich und ging hinauf in ihr Zimmer, nachdem sie den Kriegern eine gute Nacht gewünscht hatte. Hier ließ sie sich mit einem Seufzen auf die Bettkissen fallen. Auch wenn die Kopfschmerzen nachgelassen hatten, so fühlte sie sich noch immer müde und schlaff. Langsam entkleidete sie sich, wusch sich mit dem inzwischen kalten Wasser, zog das braune Hemd wieder über und kuschelte sich auf den Bettkissen unter die weiche Wolldecke, nachdem sie die Ölschalen gelöscht hatte. Noch beim Einschlafen stellte sie fest, dass vor dem Fenster ein mildes Halbdunkel wie von Mondschein herrschte - und das, obwohl Cavallin doch scheinbar vollständig von einem Berg umschlossen war.
Warum sie eine ganze Zeit später aufschreckte, wusste sie zuerst nicht. Doch dann verrieten leise Schritte, dass sie nicht mehr allein war, und beim Kamin flammte eine Ölschale auf. Einen Moment blinzelte sie verwirrt, bis sie Mordan erkannte, der gerade einen glimmenden Kienspan löschte.
»Was wollt Ihr hier?«
Zu ihrem Entsetzen setzte er sich auf die andere Seite der Bettkissen und zog die Stiefel aus. »Schlafen.«
»Was? Das geht nicht! «
»Und warum nicht? Immerhin sind wir verheiratet!« Er löste den Gürtel und streifte die Tunika über den Kopf.
»Das sind wir eben nicht! « Lijanas zog feindselig die Decke zu sich heran. Mit sichtlicher Ungeduld drehte er sich zu ihr um. Auf seiner nackten Brust glänzte das Gold eines schweren Siegelrings im Halblicht.
»Und wo meint ihr, soll ich schlafen?« Die schwarzen Perlen an seinem Hals schimmerten wie geronnene Dunkelheit.
» Zumindest nicht hier! «
»Ach? - Und wie erkläre ich Fadera, dass ich die Nacht nicht bei meiner Frau im Zimmer verbringe?«
Lijanas zog die Lippe zwischen die Zähne. »Sagt ihr ... Sagt ihr, dass ich mich noch nicht so gut an Euch erinnere, dass -«
»Nein! «
Sie rutschte ein Stück weiter von ihm weg. »Dann ... Dann schlaft meinetwegen auf dem Boden. Aber hier im Bett ist kein Platz für Euch! «
»Vergesst es!« Er stand auf und blickte auf sie hinab. Dort, wo der Arm in die Schulter überging, war ein dunkler Fleck auf seiner Haut. »In diesem Bett ist mehr als genug Platz für uns beide!«
»Nein! «
»Doch! - Und jetzt hört auf zu zetern und legt Euch wieder hin.« Achtlos warf er Tunika und Gürtel über den Hocker und trat an den Tisch.
» Ich denke gar nicht daran! Ich werde ... «
»Wollt Ihr mich morgen begleiten oder nicht?«
»Das ist Erpressung! « Sie
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