Der Kuss Des Kjer
hörte ihn unterdrückt fluchen, als er entdeckte, dass der Krug leer war und ihm nur das - bereits von ihr benutzte - Wasser in der Schüssel zum Waschen blieb.
»ja, so nennt man das, glaube ich! - Entweder Ihr gebt jetzt Ruhe, legt Euch hin und schlaft oder Ihr bleibt morgen hier!«
Einen Moment starrte sie ihn wütend an, dann kroch sie mit einem gezischten
»Mistkerl!« wieder tiefer unter die Decken und zog sie fest um sich. Auf sein zufriedenes »Brav!« reagierte sie nicht, beobachtete ihn nur böse über die Wollfalten hinweg, während er sich wusch. Das einsame Ölfeuer verlieh seiner Haut die Farbe von dunklem Gold, ließ die kleinen Wassertropfen auf Schultern und Brust glänzen und verwandelte jede Bewegung seines muskulösen Körpers in ein Spiel aus Schatten und Licht. Schwarzes Fell bedeckte die Außenseite seiner Arme, die Schultern und den Rücken, wo es von unzähligen fahlen Linien wie zerfressen schien, verschwand schließlich unter dem Bund seiner Hose. An seinem Arm leuchtete das Weiß eines Verbandes bis zum Ellbogen hinauf. Als er begann, sich aus der Hose zu schälen, schloss Lijanas hastig die Augen. Wenig später hörte sie das Zischen eines gelöschten Ölfeuers, auf das das leise Tappen nackter Sohlen folgte, dann senkten sich die Bettkissen neben ihr und sie merkte, wie er ihr einen Teil der Decke wegzog. Den Rest der Nacht verbrachte sie am äußeren Rand des Bettes, zusammengekauert wie ein Igel.
Als sie am Morgen erwachte, war Mordan fort und ihr Rücken tat weh.
Die hastige Bewegung, mit der sie sich aufsetzte, bereute sie so, fort, da es in ihrem Kopf wieder heftig zu pochen begann. Sehr viel langsamer stand sie endgültig auf und schlurfte hinüber zum Tisch beim Fenster, wo ein Blick in den Messingkrug ihr zu ihrer Überraschung zeigte, dass jemand am Morgen frisches Waschwasser heraufgebracht hatte - Wasser, das sogar noch warm war. Nachdem sie sich gewaschen hatte, trocknete sie sich mit den bereitgelegten, frischen Handtüchern ab und kleidete sich rasch an. Das Gewand umschmeichelte ihren Körper wie ein Sack und es wollte ihr nicht gelingen, etwas an diesem Umstand zu ändern. Bei dem Gedanken daran, dass Mordan ihr heute etwas Passendes zum Anziehen kaufen würde, stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie konnte nur hoffen, dass er ihre Auseinandersetzung gestern Abend nicht zum Anlass genommen hatte, ohne sie zu gehen. Nach einem Kamm hielt sie vergebens Ausschau, und die Satteltaschen des dunklen Kriegers zu durchsuchen, wagte sie nicht. So fuhr sie sich nur mehrmals mit den Fingern durchs Haar und ging dann hinunter in die Küche.
Hier erwartete Fadera sie schon mit einem Frühstück aus Beerenpfannkuchen, warmem Brot, Butter, Honig und sahniger Milch. Und während Lijanas sich die Köstlichkeiten schmecken ließ, trat die Frau hinter sie, zog aus ihrer Rocktasche einen Kamm hervor und machte sich daran, ihr das Haar zu frisieren.
» Ihr müsst das nicht für mich tun ... « Ihr Protest wurde mit einem Lächeln abgetan.
»Esst Ihr nur, meine Liebe, und lasst mich machen. Ich tue es gern. Und wenn Ihr fertig seid, werde ich Euch das Kleid noch ein wenig richten. - Ich bin gespannt darauf, was für ein Gewand Euch Euer Gemahl auf dem Markt kaufen wird. Am besten geht ihr zu Tranan. Er arbeitet gut und ist nicht zu teuer. - Aber jetzt esst! Männer werden schnell mürrisch, wenn man sie zu lange warten lässt.«
»Wartet mein ... «, sie schluckte mühsam, das Wort wollte nur schwer über ihre Lippen »... Gemahl denn?«
»Aber ja. Er ist draußen im Stall bei seinem Pferd. Und wenn Ihr gefrühstückt habt, soll ich Euch hinausschicken. - So, fertig. Ah, Alejna, da bist du ja. Warum bist du heute Morgen vom Tisch weggelaufen, ohne aufzuessen? Komm her, du bekommst noch ein Brot mit Honig! « Die schmale Gestalt ihrer Tochter war in der Tür zum Hof aufgetaucht, ein kleines, felliges Tier von der Größe einer Ratte im Arm. Jetzt kam sie heran und blieb neben dem Tisch stehen.
»Guten Morgen, Alejna«, begrüßte Lijanas das Kind ihrerseits. Die dunklen Augen des Mädchens waren auf die Beerenpfannkuchen gerichtet. Sie rollte einen zusammen und hielt ihn der Kleinen hin. »Möchtest du?«
Alejna setzte das Tier auf den Tisch, griff nach dem Pfannkuchen und biss hinein.
»Und wer ist das? - Willst du mir nicht seinen Namen verraten?« Die Kleine nahm einen zweiten Bissen Pfannkuchen und sah sie weiterhin stumm an. »Er sieht niedlich aus. Ist er dein
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