Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
Freund?« Lijanas tat so, als wäre das Schweigen des Kindes etwas ganz Normales. »Hat er auch Hunger?« Ein dritter Happen Beerenpfannkuchen verschwand im Mund des Mädchens, dann wies sie mit einem schmalen Finger auf das Brot. »Oh, du meinst, er möchte Brot! Na dann ... « Sie brach ein Stückchen Brot ab und hielt es dem Tier hin. Die kleine spitze Schnauze begann zu zucken, die feinen Barthaare vibrierten, dann kam es herangetrippelt, nahm das Brot aus Lijanas Fingern, setzte sich auf die Hinterbeine zurück und machte sich daran, seinen Leckerbissen zu verzehren, wobei es ihn manierlich zwischen den zierlichen Vorderpfoten hielt, die wie winzige Hände aussahen. Ein Geräusch draußen ließ es mitten im Kauen aufhören und sich wachsam aufsetzen, die kleinen, durchscheinenden Trichterohren aufmerksam aufgerichtet. Doch als es sicher war, dass keine Gefahr drohte, futterte es zufrieden weiter. Sehr schnell war der Krumen verzehrt und das Tier schnupperte nach mehr. Lijanas sah das Mädchen an. »Meinst du, es lässt sich von mir anfassen, wenn ich ihm noch ein Stückchen Brot gebe? Ich würde es gerne einmal streicheln.« Wieder war im Gesicht des Kindes keinerlei Regung, als es die Hand ausstreckte und das Tier behutsam ein wenig näher zu ihr hinschob. Lijanas brach ein weiteres Fitzelchen Brot ab, hielt es vor die begeistert bebende Schnauze, ließ es sich wieder abnehmen und strich dann ganz vorsichtig über den Rücken des Tieres. Einen kurzen Moment hörte es zu kauen auf und blinzelte Lijanas mit seinen schwarz glänzenden Knopfaugen an, dann setzte es sich bequemer zurecht und fraß weiter. Mit einem lächelnden Blick zu Alejna hin, streichelte sie das kleine Wesen erneut. Das weiß-grau melierte Fell war wunderbar zart. Ein langer, nackter Schwanz, der dem einer Ratte geähnelt hätte, wäre an seinem Ende nicht ein dicker Puschel des gleichen weichen Fells gewesen, bewegte sich zufrieden auf dem Tisch hin und her. Beinah meinte sie etwas wie ein wohliges, leises Zähneknirschen zu hören.
    Fadera hatte die einseitige Unterhaltung still beobachtet, jetzt räusperte sie sich leise und nickte Lijanas zu. »Meine Kleine mag Euch. Sie erlaubt es nicht jedem, Fywusch zu füttern, geschweige denn ihn zu streicheln. - Allerdings könnt Ihr sicher sein, dass er Euch jetzt bei jeder Gelegenheit anbetteln wird. Rattlinge sind entsetzlich verfressen.« Als wolle Fywusch diese Aussage bestätigen, schob er den restlichen Bissen Brot in eine Backentasche, huschte über den Tisch und sprang auf Lijanas Schoß, wo er sich wieder auf die Hinterbeine setzte und sie erwartungsvoll ansah. »Oh nein, mein Freund! « Lächelnd nahm sie den Rattling in die hohlen Hände und hielt ihn Alejna hin. »Das war eine Ausnahme. Futter gibt es bei deiner Herrin.«
    Das Mädchen schob das letzte Stück Pfannkuchen in den Mund, nahm ihr das Tier ab und rannte hinaus. Fadera seufzte leise. »Sie wird wiederkommen, wenn sie Hunger hat. - Was ist das? Schon fertig mit dem Frühstück? Nun gut, dann lasst mich Euch das Kleid richten. « Wieder brauchte es nur wenige Handgriffe, und es fiel nicht mehr sofort ins Auge, dass das Gewand Lijanas zu groß war. Als sie mit ihrem Werk zufrieden war, wies Fadera ihr den Weg in den Stall und wünschte ihr einen schönen Tag auf dem Markt.
    Der kleine Innenhof war mit Erde bedeckt und wurde von einer Bruchsteinmauer zusammen mit einem doppelflügeligen, mindestens zwei Schritt hohen Holztor zur Gasse hin begrenzt, während Haus und Stall ihn auf beiden Seiten einfassten und auf der hinteren Seite der Felsen, der Cavallin umschloss, senkrecht emporragte.
    Im Stall empfing sie angenehmes Dämmerlicht und das Schnauben der Kriegsrösser
    - keiner der Krieger war zu sehen. Enttäuscht, dass Mordan offensichtlich doch nicht auf sie gewartet hatte, wollte sie schon wieder gehen, als aus einem der hinteren Pferdestände, die sich zu beiden Seiten des Stallganges aneinanderreihten, ein leises Summen zu ihr drang. Sie folgte dem befremdlichen Klang, der jedoch in einem Fluch endete, als Ired den Kopf über den Barren streckte und ihr zuwieherte. Als sie an den Stand trat, richtete Mordan, der im Stroh gekniet und sich am Vorderlauf der Stute zu schaffen gemacht hatte, sich auf - erstaunlicherweise duldete Ired ihn in ihrer Nähe, ohne ihn umbringen zu wollen.
    » Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr tatsächlich auf mich wartet. « Lijanas steckte die Arme über den Balken und rieb dem Kriegsross

Weitere Kostenlose Bücher