Der Kuss des Lustdämons
den Augen. Sie schien die Welt durch eine Maske zu betrachten. Als sie danach tastete, fühlte sie Stickereien und Perlen auf dem samtenen Stoff, sowie Federn am Rand. Ihr Blick richtete sich nach oben und erfasste einen Kronleuchter und kostbar verzierte Deckenfresken. Darunter erstreckte sich ein Tanzsaal, der von weißem Marmor und vergoldetem Stuck glänzte. Gerade setzte das Orchester zum Blumenwalzer von Tschaikowsky an. Celice drehte ihr Gesicht leicht nach links. Da standen sie mit ihren Instrumenten unter einer blumenverzierten Kuppel. Die Herren im Anzug, die Damen in schlichten Kleidern. Vermummte Menschen tanzten in beschwingten Kreisen.
Ein Maskenball!
Celice blickte an sich hinab. Sie trug ein rotes Abendkleid. Ihre Schultern waren mit Spitze bedeckt, der tiefe Ausschnitt war mit Perlen geschmückt und an den Seiten wurde das Kleid durch Schnürungen zusammengehalten. Der Tellerrock hatte links einen hüfthohen Schlitz.
„Darf ich bitten?“ Gerade, als sie ihre Arme etwas anhob, ergriff ihr Gegenüber eine Hand und zog sie in die Mitte. Celice stolperte hinter ihm her. „Wer seid Ihr?“
Ohne ein Wort zu sagen, nahm er ihre linke Hand und legte sie auf seinen rechten Oberarm. Dann umfasste er ihre Rechte, erhob sie zu ihrer Schulter und stützte sie mit seinem linken Arm. Und schon schwebten sie im Pendelschritt über das Parkett. Celice musterte den Edelmann vor sich. Er war in einen schwarzen Frack mit weißem Rüschenhemd gekleidet. Sein rotbraunes Haar breitete sich über seinen Schultern aus. Durch die Schlitze seiner schwarzen Maske sprach Meeresblau vom Verlangen einer hitzigen Nacht. Diese Augen!
„Ihr tragt ein anderes Gesicht als jener Eine, der mir seit Kurzem in Gedanken weilt. Und doch seid Ihr es, nicht wahr?“
Er lächelte sie an. „Ich bin hier, um Eure Wünsche zu erfüllen.“
Die Wirkung seiner Worte klopften zwischen ihren Schenkeln und brannten sich in ihre Mitte. Celice ließ ihren Arm ein wenig hängen.
„Meine Wünsche? Wahrhaftig, Ihr versteht es, Eure seltsamen Gelüste anzupreisen!“ Sie dachte daran, wie grob er zu ihr gewesen war. Und dennoch, irgendetwas sagte ihr, dass sie in seinen Armen sicher war.
„Verzeiht, doch irgendwie musste ich Euch zur Besinnung bringen.“ Er zog ihren Arm wieder zurück in die Standardhaltung.
„Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.“ Celice zog einen Schmollmund. Dieser Kerl geizte wahrhaftig mit seinen Manieren.
„Ich darf Euch ein Kompliment machen, Mylady. Mit hochgestecktem Haar gleicht Euer Antlitz einer Königin.“
Celice lachte auf. „Das Schmeicheln liegt Euch nicht, mein Herr.“
„Ihr wollt Euch nicht schmeicheln lassen, Celice, weil Euer Stolz es nicht ertragen kann, dass ich Euch bezwungen habe.“
Dieser ...! Sie hatte keine Worte mehr dafür.
„Ihr braucht nicht so fest zuzupacken. Ich kann Euch sowieso nicht davonlaufen“, erwiderte sie stattdessen resignierend.
Sein prüfender Blick kitzelte an ihrem Ego. „Dann nehmt Ihr mein Friedensangebot an?“ Dieser amüsierte Unterton!
„Was bleibt mir für eine Wahl? Denn obwohl Ihr mich mit Eurem Verhalten beleidigt habt, kann ich Euch auch nicht verfluchen. Mein Leben ist mir teuer.“ Sie zürnte ihm weiterhin.
„Ich versprach Euch Freiheit. Nun habt Ihr sie. Wenn auch der Preis sehr hoch war.“
„Freiheit!“, spie sie verächtlich aus. „Was ist das für eine Freiheit, wenn Ihr noch immer mein Wärter seid?“ Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick.
„Ich werde nicht von Eurer Seite weichen, doch nur, um Euch zu dienen.“ Sein Lächeln und der sanfte Klang seiner Stimme waren ehrlich.
Das verwirrte Celice. „Mir dienen? Dient Ihr nicht Eurem Volke?“
„Das Volk der Tresurea gibt es nicht mehr.“
„Aber wie kann das sein?“, brachte sie nur mit Mühe hervor.
„Während Ihr den Pfad zum nächsten Traum beschritten habt, hat sich die Welt gewandelt. Es hat keine Bedeutung mehr, was Ihr auch glaubt, zu wissen.“
Für eine Weile war Schweigen zwischen ihnen und ihre Körper wiegten sich im Klang der Musik.
Dezent glitt seine Hand ihren Rücken hinunter zum Bauch. Trotzdem fühlte sich Celice noch immer an ihrem Schulterblatt gehalten. Bildete sie sich das nur ein? Celice blickte in seine Augen. Mit einem genussvollen Lächeln setzte Alessandro seine Bahn weiter nach unten fort, bis zu den Rundungen ihres intimsten Bereiches. Hitze zog ihr in den Kopf und ihr Herz schlug schneller.
„Celice? Ihr habt nichts
Weitere Kostenlose Bücher