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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arcana Moon
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ihren Gunsten manipuliert haben!“ Er gab einen verächtlichen Laut von sich.
    „Weißt du, das ist der Grund warum ich dir immer sage, dass du mich enttäuschst! Du verschließt dich vor dem, was um dich herum geschieht! Und du hörst nur das, was du hören willst!“ Richard stand auf und ging um den Tisch herum. Für einige Sekunden blickten sie sich schweigend an. Was hatte er vor? 
    „Sieh und verstehe!“ Das Angesicht des Alten wandelte sich zu einem jungen Mann, der das weiße Abbild von Jade war.
    „Was zum ...?“ 
    Jades Spiegelbild lachte auf.
    „Das ist das, was ich dich seit Kindertagen lehrte. Wir können sehen, was die Welt um uns herum wirklich ist. Und wir können dieses Wissen zur Verbesserung der Grafik nutzen. Waren dies nicht noch vor wenigen Momenten deine eigenen Worte? Du bist wie ein naives Kind, das mitreden will, aber eigentlich noch nichts von der Welt versteht.“
    „Wie ... wie hast du das gemacht?“ Jades Stimme war nur ein Raunen.
    „Ich habe ein wenig an der Programmierung der Darstellung meines Körpers gedreht. Ungefähr wie diese Bildspezialisten, die bei Entführungsfällen kleine Kinder auf ihr aktuelles Alter morphen. Du wirst bald auch all diese Dinge können. Seit deiner Geburt haben wir dich darauf vorbereitet. Wenn du den Kuss deines Dämons empfangen hast, dann liegt der Schlüssel zur Macht in deiner Hand.“
    „Sein Kuss? Wie soll ich das verstehen?“
    „Das wirst du bald erfahren. Noch ist es zu früh.“ 
    Jade stöhnte auf. „Das ist genau das, was ich meinte. Wieder nur eine Andeutung!“
    „Schweig! Ich erwarte von dir, dass du diese Frau findest und ihr den Inkubus entreißt.“
    „Vielleicht ist es besser, dass er weg ist. So unterstütze ich den ganzen Wahnsinn hier wenigstens nicht.“ 
    Das hatte gesessen! Die Gesichtszüge des weißen Pendants froren ein. 
    Jade wandte sich ab um zu gehen, wurde aber im Nacken gepackt. Kälte durchzuckte Jade und versteifte seine Glieder.
    „Du wirst nicht gehen, bevor ich es sage!“, zischte sein Vater zwischen den Zähnen hervor. Er entblößte Fänge, die wie gesplittertes Glas wirkten. Jade verspürte keine Lust mehr, zuzuhören. 
    Doch sein Gegenüber ließ ihm keine Wahl. „Wie immer hast du nichts verstanden! Der Inkubus ist ein Abbild deiner Selbst. Wenn diese Frau stirbt, ist es auch sein Todesurteil. Im selben Augenblick wird deine Seele vom Strudel der Vernichtung aufgesaugt. Der Verstand eines jeden, der sein dämonisches Abbild verlor, fiel in die Finsternis. Nur leere sabbernde Hüllen blieben zurück, die bis an ihr Lebensende auf einer Liege in der Psychiatrie festgeschnallt waren. Wenn es dein Wunsch ist, so zu enden, nur zu!“ 
    Jade entwich ein erstickter Laut. Er riss die Augen auf. 
    „Geh jetzt und finde sie! Jede weitere Frage ist Zeitverschwendung!“ Der Vater drängte seinen Sohn zurück in die Dunkelheit. Und dieser rannte ... um sein Leben.

*

    Als er in der Ferne das Klappen der Tür hörte, lockerte sich Richards Haltung. Mit zwei Fingern massierte er seine Stirn. Dieser Junge wusste nicht, wie wichtig er war! Warum musste er ihm immer drohen? Warum konnte er nicht einfach tun, was man ihm sagte?
    „Wieder lässt du ihn im Halbdunkel verweilen“, ertönte hinter ihm eine raue weibliche Stimme. Er erstarrte in der Bewegung und ließ die Hand schließlich sinken.
    „Er soll uns beweisen, dass er würdig ist!“ Seine Iris funkelte lila.
    „Ach Richard, meinst du nicht, dass du zu streng mit ihm bist?“ Eine junge Frau trat ins Licht. Nur eine Hälfte ihres Körpers wurde erhellt. Sie wirkte wie die fleischgewordene Sünde. Ihr Lächeln war das einer ruchlosen Herrscherin. Langes weißes Haar rann in Wellen über ihren nackten Leib und hüllte sie ein.
    „Lilly, meine Liebste. Unser Sohn ist noch nicht bereit, die Macht seines Dämons zu nutzen. Er realisiert das alles nicht. Er denkt, wenn er den Computer runterfährt, die Tür schließt und nach Hause geht, dann ist alles vorbei. Er wirft uns vor, nur Halbwahrheiten zu erzählen, und verurteilt uns für das, was wir sind. Ich frage mich, wer von uns der Grausamere ist?“ 
    Sie drehte sich mehr ins Licht. Die zweite Hälfte ihres Körpers war nur ein Schattenumriss. 
    „Ach, Liebster! Du hättest ihm längst die Wahrheit sagen sollen.“ Lilly schlang ihre Arme um seine Hüften und zog ihn an sich. Sie hatte Recht. Aber verflucht noch mal, alles hatte eine richtige Zeit. Die seines Sohnes war noch nicht

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