Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arcana Moon
Vom Netzwerk:
Verzweiflung sprach aus ihr.
    „In der Welt zwischen Erinnerung und Vergessen zu wandeln ist kein Glück. Ihr habt nur Euch selbst einen Gefallen getan“, sagte er mit ruhigem Ton.
    „Aber ich bin immer an deiner Seite gewesen, habe mich für dich zwischen die Welten begeben. Was willst du mehr? Warum willst du mehr?“
    „Ich war stets einsam an Eurer Seite. Ihr konntet mir nie geben, wonach ich mich sehnte.“
    „Es tut mir weh, dass du mich abweist.“
    „Ihr redet von Schmerz? Ihr wisst doch gar nicht, was Schmerz bedeutet! Aber glaubt mir, schon bald werdet Ihr es erfahren. Meine Zeit ist gekommen.“
    „Ich flehe dich an, vergiss sie!“
    „Habt Ihr mir nicht immer gesagt, dass sie eines Tages kommen wird? Die Unaussprechliche, die alle Grenzen überschreitet? Und Ihr wagt es, mich zu beknien, sie ziehen zu lassen? Mein Licht der Hoffnung? Nein!“ Seine Stimme donnerte durch das Dunkel.
    „Bitte, tu mir das nicht an! Bitte! Ich weiß, dass wir dir mehr als nur ein Leben schuldig sind. Aber ich kann nicht verstehen, dass du so grausam bist! Warum nur?“ Sie schluchzte.
    „Ihr wusstet, dass der Tag kommen würde.“ Seine Stimme konnte die Zeit erstarren lassen.
    „Ich kann das nicht zulassen! Nein!“ Sie atmete heftig.
    „Steht es nicht dem Gärtner zu, von seiner Frucht zu kosten? So wie ich von Euch gekostet habe?“
    „Wie kannst du es wagen, mich so zu beleidigen?“, kreischte sie.
    „Ich Euch beleidigen? Wart nicht Ihr es, die mich einst bekniete zu helfen? Ich reichte Euch meine Hand, habe Euch die Grenzen überschreiten lassen! Meinen letzten Lebensfunken habe ich Euch gegeben, nur damit Ihr leben könnt! Doch Ihr habt das Geheimnis fortgetragen. Und mich ließet Ihr verhungern im Angesicht Eurer Versprechungen. Für Euch habe ich gelebt, für Euch habe ich die Finsternis durchwandelt.“ 
    Stille.
    „Warum blickt Ihr mich nicht an? Ihr wisst, dass ich Recht habe! Selbst jetzt habt Ihr keine Worte für mich. Ihr belügt Euch selbst und jene, die Euch teuer sind. Eines Tages wird Eure Seele wie Glas am Boden zerschellen.“
    „Du drohst mir? Nach allem?“ Sie klang entsetzt.
    „Es ist ein Wink des Schicksals, dass er mich erwählte und mich zu dem formte, der ich nun bin.“ Ein merklich zynischer Ton lag in seiner Stimme.
    „Soll das jetzt die Rache sein?“ Eine weinerliche Feststellung.
    „Ich will frei sein von Euch und Euresgleichen! Ich will lieben, so wie Ihr liebt. Ich will mit meinen Händen endlich wieder fühlen können. Ich will mich nicht mehr beugen müssen, nicht mehr warten auf einen Tag, der nie kommen wird, weil Ihr es nicht wünscht. Jetzt werde ich mir nehmen, was mein ist. Und Ihr könnt nichts dagegen tun.“ Feuer loderte im Klang seiner Stimme. 
    „Du bist wahnsinnig!“, schrie sie.
    „Also noch etwas, das wir gemeinsam haben.“ Er lachte abfällig.
    „Du wirst noch sehen, was du davon hast!“ Sie war außer sich vor Wut.
    „Wie Ihr meint. Und nun entschuldigt mich. Ich werde bereits erwartet.“

    Celice riss die Arme aus dem Wasser und versuchte sich herauszuziehen. Ihr lief es aus Mund und Nase. Sie schnappte nach Luft, rutschte ab und landete erneut im Nass. Schließlich bekam sie den Hahn zu greifen und zog sich hoch. Hustend und keuchend versuchte sie sich zu erinnern. Was war das nur für ein seltsamer Traum gewesen?
    Es hatte Dunkelheit geherrscht und sie hatte eine Frau und einen Mann sprechen hören. Fragmente des Gesprächs entfielen Celice schneller als sie sie festhalten konnte. Die Stimme des Mannes war ihr bekannt vorgekommen. Sehnsucht hatte sie bewegt. 

    Das Wasser war kalt geworden. Celice stieg aus der Wanne. Noch in der Bewegung vernahm sie ein Klimpern. Unter der Wasseroberfläche funkelte der Ring, den sie von Henry geschenkt bekommen hatte. Verwundert beugte sie sich wieder über die Wanne und holte das Schmuckstück heraus. Sie drehte es in ihren Fingern. Dann ließ sie den Ring in die hohle Hand gleiten und machte eine Faust. Nachdem sie in ihre Badelatschen getreten und sich ihren Bademantel übergezogen hatte, lief sie zum Balkon. An der Brüstung öffnete sie erneut ihre Hand und betrachtete den funkelnden Stein auf dem Ring. Ein Herz hatte er ihr geschenkt, ein Herz hatte er genommen. Für einen Moment überlegte sie, den Ring mit Schwung wegzuwerfen. Aber dann hatte sie eine bessere Idee.
    Celice ging zurück durch den Flur und nach rechts in ihr Arbeitszimmer. In einer der Schubladen des Schreibtisches fand sie das

Weitere Kostenlose Bücher