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Der Kuss des Lustdämons

Der Kuss des Lustdämons

Titel: Der Kuss des Lustdämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arcana Moon
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warst du in den letzten beiden Wochen? Man konnte dich anrufen wann man wollte, deine Leitung war tot. Kyra ist hier fast durchgedreht. Sie hat ein paar Mal vor deiner Wohnungstür gestanden, aber du hast nicht aufgemacht. Niemand in der Nachbarschaft hat dich gesehen oder gehört. Verdammt noch mal, was soll man da denn denken?“
    „Wer gibt dir eigentlich das Recht, noch immer in meinem Leben rumzuschnüffeln? Weißt du, mir reicht’s! Mach doch, was du willst. Aber lass mich mit deinem Sorgengefasel in Ruhe!“ „Celice, Schluss damit! Ich rufe als dein Vorgesetzter an. Eigentlich müsstest du seit gestern wieder arbeiten. Du kannst froh sein, dass ich ein gutes Wort bei Frau Stieling für dich eingelegt habe. Ich verlange von dir, dass du spätestens übermorgen hier erscheinst, ansonsten ist dein Freelancer-Vertrag aufgelöst. Ist das klar?“ 
    Celices Finger krallten sich ins Sofa und sie stotterte. „Wie ... Vorgesetzter? Seit wann das denn?“ 
    „Seit genau einer Woche. Und dein Arsch gehört mir! Also beweg ihn gefälligst her und mach deine Arbeit.“ 
    Er hatte es also tatsächlich geschafft, der neue Chefredakteur zu werden! Sie hatte immer gewusst, dass er irgendwann sehr einflussreich sein würde. „Da wir gerade Nettigkeiten austauschen, kann ich dir auch gleich mitteilen, dass Jeanine und ich in zwei Wochen heiraten werden. Du bist herzlich eingeladen!“ 
    Dieser Mann hatte wirklich ein Händchen dafür, seinen Zynismus ins rechte Licht zu setzen.
    „Wie? Was?“ Versteinert saß Celice auf dem Sofa und ließ den Hörer sinken. Ihr schwindelte. Er wollte heiraten? Wie von selbst fand ihr Daumen den Weg zum Lautsprecherknopf. Doch seine Stimme klang nur aus der Ferne zu ihr.
    „Ich weiß, es ist nicht fair, dich jetzt am Telefon damit zu konfrontieren, aber du warst ja nicht zu erreichen. Und mir ist es so lieber, als wenn du es von irgendeinem unserer übereifrigen Kollegen geflüstert bekommst. Versteh mich bitte. Es ist besser so. Für uns alle.“ Henry räusperte sich. 
    War das ein Zeichen, dass er irgendetwas von ihr erwartete? Was wollte er hören? Sollte sie ihn anflehen? Niemals!
    „Wie dem auch sei. Wir würden es bedauern, wenn wir dich als Mitarbeiterin verlieren würden. Es ist auch deinen Bildern zu verdanken, dass das Magazin heute so erfolgreich ist.“
    Wieso erzählst du so eine gequirlte Scheiße? Noch vor Kurzem war meine Arbeit in deinen Augen nichts wert, immerhin war ich ja nicht die brave Hausfrau zum Vorzeigen. Die Nummer kannst du dir sparen , dachte sie.
    „Celice, ich muss jetzt Schluss machen. Ich habe viel zu tun. Ich hoffe, ich sehe dich bald.“ Im Hintergrund klappte die Tür. „Schatz, ich habe hier die Entwurfs-Drucke der aktuellen Ausgabe. Es wäre echt lieb, wenn du mal kurz drüberschauen würdest.“ Jeanine kicherte und dann klackte es.
    „Ich kann nicht glauben, dass du diese Schlampe heiraten willst und mich auch noch einlädst! Geilst du dich dran auf oder was soll das? Was hab ich dir nur getan?“ Celice tobte sich aus, doch egal, was sie sagte, er konnte es nicht mehr hören. Sie biss sich auf die Zunge und starrte auf das Telefon, das in ihrer Hand zitterte. Ein taubes Gefühl arbeitete sich ihren Schädel entlang. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen und fielen auf ihre Hände. Das Telefon fiel aus ihrer Hand und sprang krachend auf dem Boden auseinander.
    Celice griff sich ins Haar. Sie hatte die Zeit verschenkt, die sie sich nehmen wollte. Im trauten Heim hatte sie herumgegammelt und sich von den Shows im Fernsehen berieseln lassen. Nur zur Versorgung aus den Fast Food-Tempeln huschte sie abends kurz raus und gleich wieder zurück. Tagsüber hatte sie die Klingel abgestellt. Weinen, verdrängen, einkuscheln unter der Decke. 
    Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Nicht duschen, nicht baden, nicht Zähne putzen. Ihre Haare waren so fettig, wie es in der Wohnung roch. Celice ekelte sich vor sich selbst. Wie konnte es nur so mit ihr enden? Dabei hatte sie so schöne Stunden erlebt – glaubte sie zumindest. Doch wo und wann zwischen den ganzen TV Shows, ihrer emotionalen Achterbahn und dem Fast Food, das wollte ihr nicht in den Sinn kommen. Die Müdigkeit blockierte ihr Denken.
    Seufzend zog sie die Beine an und umfasste sie. 
    Henry würde heiraten. Sie hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommen würde. Er hatte sie in all den Jahren nie gefragt, und bei dieser kleinen Schlampe machte er nach sechs Monaten Nägel mit

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