Der Kuss des Lustdämons
sie zu husten begann. „Sch-sch, nicht so schnell.“ Wieder setzte sie das Wasser an. Das Beben in Celices Körper wurde heftiger. Bald war es ein beständiges Summen, das wie ein Wirbelsturm durch ihre Adern fegte. „Ich habe gehört, was passiert ist. Es tut mir so leid.“ Celice setzte sich auf, noch immer von ihrer Freundin gehalten. In ihrem Inneren bewegte sich eine Welle von Emotionen und rüttelte sie durch. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle und wandelte sich in einen Weinkrampf. Sie klammerte sich an Kyra, die sie fest in den Arm nahm und durch ihr Haar streichelte.
„Es wird alles wieder gut, Celice, es wird alles wieder gut.“
Das sagte sie so einfach! Sie hatte alles verloren. Der Mann, den sie liebte, würde eine andere heiraten. Eine, die ihn total verblendet hatte! Warum sonst hätte er sie so behandelt? Ihre Tränen flossen am Ende mehr aus Wut über sich selbst, weil sie wieder schwach geworden war.
Minuten später stand Celice vor dem Waschbecken der Damentoilette. Sie war noch wacklig auf den Beinen und starrte in den Spiegel. So schlimm hatte sie die vergangenen Wochen nicht ausgesehen. Eingefallene Wangenknochen, schwarze Augenränder und Rötungen unter der Nase. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen?
Du musst nach vorne schauen! Jetzt erst recht! Los, reiß dich zusammen, zieh es durch und zeig ihnen allen, dass du es drauf hast! , rumorte es in ihrem Kopf. Wenn es doch nur so einfach wäre! Wieder stiegen Tränen in ihre Augen. Verdammt! Celice riss ein Papierhandtuch aus der Halterung und schnäuzte die Nase. Dann drückte sie auf den Hebel des Wasserhahns und beugte sich über das Becken. Wasser! Kaltes Wasser! Die Kühle auf ihren Wangen tat gut.
Was auch immer gerade geschehen war, es durfte nicht noch einmal passieren. Damit hatte sie sich selbst entblößt und für Häme und Spott anfällig gemacht.
Celice stützte sich auf dem Becken ab.
Es klopfte an der Tür.
„Celice? Ist alles in Ordnung?“ Kyras Stimme klang dumpf durch die Wand.
„Ja, einen kleinen Moment noch.“ Celice griff erneut ein Papierhandtuch und wischte sich die Schminke aus dem Gesicht. Mit Schwung warf sie das Tuch in den Mülleimer direkt unter dem Spender. Kyras roter Schopf erschien. Sie schob sich durch die Tür und schloss sie leise. Ihre Freundin sah verdammt gut aus, fand Celice. Wenn sie einen Fotoapparat zur Hand gehabt hätte, dann hätte sie das Mädel sofort vor die Linse gezogen.
„Was ist?“, wollte Kyra wissen, als sie den Blick ihrer Freundin spürte.
„Hmm, hast du Lust auf ne Session?“
Kyra stellte sich kerzengerade hin. „Ähm. Wie jetzt? Hier?“
Celice lachte laut auf.
„Schön, dass du wieder lachen kannst. Und du hast wieder Ideen. Dann geht es ja aufwärts. Ich habe mir große Sorgen gemacht. Und ich hab dich vermisst!“ Überschwänglich fiel Kyra ihrer Freundin um den Hals.
„Oh, langsam, langsam. Mir wird schwindlig!“
Sie wankten gegen das Waschbecken. Kyra drückte ihrer Freundin einen Schmatzer direkt auf den Mund. Celice versteifte sich. „Tut mir leid, da sind die Pferde wohl ein wenig mit mir durchgegangen.“ Kyras Lachen klang, als wolle sie die peinliche Situation überspielen.
Celice kam es so vor, als wäre das mehr als nur ein Freundschaftskuss gewesen. Prüfend musterte sie ihre Freundin.
„Ähm. Eigentlich wollte ich dich ein wenig aufmuntern. Das ist wohl mächtig in die Hose gegangen.“ Kyra verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und drehte sich wie ein Kind, das etwas zu beichten hatte.
„Ist schon ok. Ich freue mich sehr, dich zu sehen.“ Ihre Traurigkeit konnte Celice nicht verbergen, auch wenn sie zu lächeln versuchte.
„Als ich unten angekommen bin, habe ich Leon getroffen der gerade auf dem Weg zu seinem Auto war. Er hat mir erzählt, was passiert ist. Dann ist es jetzt also endgültig aus.“ Die Fassade rauschte sekundenschnell herunter. Celice zitterte am ganzen Körper und ging in die Knie. Kyra nahm sie fest in den Arm und kuschelte ihren Kopf gegen die Wange ihrer Freundin, die hemmungslos schluchzte.
„Ja, wein nur. Das befreit!“ Kyra strich ihr durch die Locken.
„Dass er mich verlassen hat ist nur meine Schuld!“ Celice schnappte nach Luft, um wieder in ein tränenreiches Wimmern zu verfallen.
„Hör auf, so einen Blödsinn zu reden! Du hast keine Schuld. Dieses ‚On/Off’ lässt dich nicht zur Ruhe kommen.“
„Aber ich habe den Ring, den er mir schenkte, an diese Schlange
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