Der Kuss des Lustdämons
weitergegeben! Dabei hat er mir heute eigentlich sagen wollen, dass er zu mir zurückkommt. Jetzt wird er sie heiraten!“ Celice knickte immer mehr ein.
Kyra presste ihre Freundin fest an sich.
„Es tut mir so leid. Aber wenn er dich wirklich lieben würde, dann hätte er die Situation aufgeklärt und die Kuh in den Mond geschossen“, sagte sie sanft.
„Nein, dann hätte er doch seinen Job verloren!“ Celices Stimme klang gequält.
„Er hätte im Handumdrehen einen neuen Arbeitsplatz! Wenn ihm sein Job wichtiger ist als du, dann ist er nicht der Richtige!“ Sie streichelte Celice über die Wange.
„Ach Kyra, ich liebe ihn. Ich kann mich nicht hinstellen und ihn hassen.“
„Das sollst du auch nicht! Henry hat dich nicht verdient, wenn er so sprunghaft ist und dich verletzt. Ihr habt sicher beide Fehler gemacht, aber wenn du ihm so wenig wert bist ...“
„Weißt du, ich verstehe ihn einfach nicht. Immer wieder versucht er mit mir Kontakt aufzunehmen. Und genau dann, wenn ich mich sicher fühle, dass er es ernst meint ... schnippt sie mit dem Finger und er springt. Eigentlich lässt sich dieser Mann von niemandem etwas sagen. Aber bei ihr ist er wie weggetreten. Was will er mir mit all seinen Annäherungsversuchen sagen? Was versucht er herauszufinden? Will er mich demütigen?“
„Vergiss es. Wenn du immer nur darüber nachdenkst was er bezweckt, dann wirst du nie von ihm loskommen. Du siehst gut aus, du bist eine fantastische Fotografin und du musst dich hinter niemandem verstecken. Dich muss auch keiner an die Hand nehmen. Du machst dich selbst zu dem was du bist, dafür brauchst du keinen Henry! Die Liebe ist schön und sie schenkt uns die wichtigsten Momente im Leben. Aber glaube mir wenn ich dir sage, dass es jemand anderen gibt, der dich mehr verdient als einer, der nur mit dir spielt.“ Manchmal konnte Kyra tiefgehend psychologisch werden. Kaum zu glauben das sich in diesem quirligen Wesen solche Horizonte eröffneten. Celice fühlte, dass ihre Freundin Recht hatte, aber sie wollte es sich nicht eingestehen. Sie hatte gewartet, gehofft und gesehnt. Manchmal brauchten Dinge Zeit um sich zu beruhigen, doch diesmal sollte es nicht so sein. Je mehr sie versuchte, sich gegen das Unausweichliche zu wehren, desto schlimmer wurde es.
In ihren eigenen vier Wänden konnte sie weinen so oft sie wollte. Aber hier in der Arbeit musste sie stark sein. Auch wenn sie noch nicht so recht daran glaubte, das Leben würde weitergehen. Seltsamerweise hatte sie trotz ihrer Aufgewühltheit fantastische Ideen. Ja, sie würde morgen zur Arbeit erscheinen und den Laden aufmischen. Mit wackligen Beinen richtete sie sich auf. Kyra stützte sie. „Wie wäre es, wenn ich dich nach Hause bringe? In dem Zustand kannst du auf keinen Fall mit dem Fahrrad fahren.“
„Aber wie komme ich dann morgen hierher?“
„Wie? Morgen? Willst du das wirklich schon wagen? Nach so einem Zusammenbruch brauchst du Ruhe, mindestens einen Tag!“
„Ach was, mir geht’s schon besser. Und morgen ist alles gut! Außerdem wurde mir gesagt, dass ich eigentlich schon längst wieder zur Arbeit hätte kommen müssen.“
„Na gut. Ich hoffe wirklich, dass du dich nicht überschätzt.“ Kyra hob die Augenbrauen.
„Sicher nicht. Vertrau mir.“ Celice drückte Kyras Hände. „Ok, ich hol dich dann um zehn Uhr ab.“ Das breite Lächeln ihrer Freundin war erfrischend.
„Eigentlich hatte ich vor, noch ein paar Getränke und Knabbersachen zu besorgen.“ Celice sah sie bittend an.
„Na, dann folgen Sie mir, werte Dame. Die Kutsche wartet in der Tiefgarage. Und Neuigkeiten, die dich sicher interessieren werden.“
Celice horchte auf.
Kyra winkte ab. „Erzähle ich dir nachher. Jetzt müssen wir erst mal hier raus. Ist ja kein Zustand, im Klo zu stehen.“ Die Gegenwart des roten Wirbelwinds bewirkte tatsächlich Wunder. Ja, sie würden einen vergnügten Abend verbringen. Und vielleicht sogar schon an neuen Projekten planen.
Nachdem Celice ihr Büro abgeschlossen hatte, gingen sie zu Kyras Auto in der Tiefgarage. Sie fuhren bei einem Supermarkt vorbei, der sich in der Nähe von Celices Wohnung befand. Ein paar Säfte, etwas Cola und Chips fanden den Weg in ihren Einkaufsbeutel. Dann fuhren sie weiter zu Celices Wohnung. Dort machten beide es sich auf dem Balkon gemütlich. Celice saß auf dem Stuhl unter dem Fenster. Kyra hatte links von ihr Platz genommen.
„Also, was wolltest du mir erzählen?“, wollte Celice
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