Der Kuss des Lustdämons
melden.“
„Tu mal nicht so förmlich!“ Kyra knusperte an einem Chips. „Die werden definitiv kommen! Und wenn nicht, dann ruf ich Missy an und mach ihr die Hölle heiß. Sie hat es mir schließlich versprochen!“
Im Traum ertrinken alle Schmerzen,
und Hoffnung malt das Angesicht.
Entrückt dem Leben ist’s der Tod,
durch den ein neuer Morgen bricht.
Arcana Moon „Heilung“
4.
Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012
Die Kreative und das Biest
„Ich werde dich immer lieben, mein Engel!“ Henry streichelte über ihren Hals. Sein grauer Militärmantel legte sich wie eine zweite Haut auf seinen Körper. Die schwarzen Stiefel glänzten frisch poliert. Um seinen Hals hatte er einen roten Schal gewickelt, deren Enden seitlich über seine Schulter fielen. Celice lächelte ihren Geliebten an. Ihre Wangen hatten einen rötlichen Schimmer angenommen. Gerade stieg eine Fliegerstaffel in den Himmel hinauf und donnerte über sie hinweg. Eine Strähne seines pomadisierten Haares flog ihm ins Gesicht.
Sie beugte sich ein Stück nach vorne. Dabei versuchte sie gleichzeitig ihre zur Olympiarolle gedrehte Frisur festzuhalten. Die Enden ihres Halstuches, das zu ihrem langen weißen Madeleine Vionnet-Kleid gehörte, peitschte ihr um die Ohren. Henry stand da und salutierte. Sein Gesicht war steinern, von Ernsthaftigkeit gezeichnet. Er würde ebenfalls in den Kampf ziehen. Eine Zeit des Wartens und Hoffens brach somit für Celice an. Der Tod schwang täglich seine Sense. So viele seiner Kameraden waren bereits im Gefecht gefallen und auch er war damit konfrontiert, dass jeder Morgen sein letzter sein konnte.
„Wie lange wirst du fort sein?“ Ihre Stimme ging fast in der Geräuschkulisse des Flugplatzes unter. Erneut donnerten die Flieger über sie hinweg.
„Ich weiß es nicht. Ich hoffe, du wartest auf mich.“ Er lächelte sie verschmitzt an.
„Wie kannst du nur daran zweifeln?“ Celice packte Henry am Kragen seines grauen Hemdes und stellte sich auf die Zehenspitzen. Er umfasste ihre Taille und sein Mund verschmolz mit ihrem zu einem leidenschaftlichen Kuss. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen.
„Deine Tränen sind wunderschön.“ Die Tropfen ihrer Traurigkeit perlten von seinem Finger. Celice versuchte zu lächeln. Ihr Kinn bebte. „Wenn du mich liebst und an mich glaubst, dann wird mir auch nichts geschehen können.“ Er drückte sie fest an sich. Seine Worte waren eine Wohltat, sie wollte daran glauben.
„Es tut weh loszulassen.“ Sie schloss ihre tränenden Augen.
„Egal wo ich bin und wie lange wir getrennt sind. Solange du mich in deinem Herzen trägst, werde ich immer bei dir sein“, raunte er in ihr Ohr.
„Du darfst nicht gehen“, flüsterte sie.
„Ich muss. Leb wohl.“
Celice fühlte, wie der Widerstand seines Körpers nachließ. Irritiert starrte sie auf ihre leeren Arme, mit denen sie gerade noch ihren Geliebten umfasst hatte. Im selben Moment färbte sich die Welt in ein Flammenmeer. Panisch blickte sie auf. Hitze schlug ihr entgegen, als würde sie zu nahe an der geöffneten Klappe eines Ofens stehen. Schützend hielt sie sich einen Arm vor das Gesicht. Eine Mischung aus verbranntem Fleisch, Chemikalien und der scharfe Geruch von Holzkohle zogen ihr in die Nase. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und hustete. In der Ferne hörte sie Sirenen heulen und Bomben einschlagen, dass die Erde unter ihren Füßen bebte.
„Henry? Henry? Wo bist du?“ Sie drehte sich im Kreis, versuchte etwas zu erkennen. Doch um sie herum war nur Zerstörung und Feuer. Rauch vernebelte die Sicht und kratzte ihr im Hals. Das Stöhnen von halbtoten Menschen, das Knistern und Zischen der alles verschlingenden Flammen. Eine gespenstische Atmosphäre. Sie stand da wie ein verängstigtes Reh, das in die Scheinwerfer eines Autos sah. Das durfte alles nicht wahr sein!
„Sind Sie wahnsinnig geworden? Sie müssen sofort hier weg!“, schrie jemand und warf sie zu Boden. Im selben Augenblick explodierte hinter ihnen ein Flieger. Beide wurden durch eine Druckwelle nach vorn geschleudert. Celice schrie aus Leibeskräften. Als sie aufkam, schrammte sie über den rotsandigen Boden. Schließlich blieb sie liegen.
Die Last ihres leblosen Retters drückte sie in den Staub. Celice mobilisierte all ihre Kräfte und drückte sich gegen ihn. Sie atmete ächzend aus, als er klatschend hinter ihr zu Boden fiel. Von dem Soldaten war bis auf einen verbrannten Fleischberg mit abgerissenen Armen
Weitere Kostenlose Bücher