Der Kuss des Lustdämons
gegenüber stehen würden. Ein Schock wäre noch das Unkomplizierteste. Er konnte sie natürlich davon befreien. Aber bei solch einer Fotosession waren zu viele Leute anwesend. Und es würde wohl mehr als aufsehenerregend sein, wenn er dort seine Kräfte einsetzen würde. Immerhin leuchtete er dann immer wie ein Christbaum. Das Risiko war groß. Auf der anderen Seite würde vielleicht auch gar nichts passieren. Jade beugte sich vor, rieb sich die Augen und fuhr durch seine Haare.
Vielleicht sollte er es wirklich einfach drauf ankommen lassen. Durch Missy könnte er ein wenig von sich ablenken. Es war viel zu wichtig. Er musste es tun. So oder so. Für die Umsetzung des Plans brauchte er Ruhe und Kraft. Er musste auf alles gefasst sein.
Jade senkte den Kopf auf die Brust, faltete die Hände auf dem Schoß und versuchte sich zu konzentrieren. Sein Brustkorb hob und senkte sich, bevor seine Atmung fast zum Erliegen kam.
„Meinst du wirklich, dass du sie für dich gewinnen kannst?“ Im Spiegel war Alessandros Gesicht erschienen. „Ein schöner Plan, aber nicht umsetzbar, wenn ich es verhindern kann. Und das werde ich.“ Der Dämon lachte.
„Du hast nur Macht über ihre Träume, Lustdämon. Mal davon abgesehen, wenn sie wach ist, dann erinnert sie sich sowieso nicht an dich. Die Hypnose sorgt dafür.“
„Das ist es, was ich an den Menschen immer so amüsant finde. Es gibt nur Schwarz und Weiß. Ehrlich gesagt, das enttäuscht mich.“
Jades Gesicht verzog sich nicht, aber seine Gedanken fuhren Achterbahn. Was sollte das heißen? Seine dunkle Seite hatte sich nicht nur gegen ihn gewandt, sondern sie hatte auch Mächte, von denen er keine Ahnung hatte? Was beschwerte er sich, er hatte sich ja nie wirklich dafür interessiert. Aber selbst wenn er Fragen gestellt hätte, sie wären vermutlich unbeantwortet geblieben.
„Du willst Antworten? Die wirst du schon sehr bald bekommen. Ob sie dir gefallen werden, ist eine andere Sache.“ Alessandro lachte bösartig. Jade stand auf und beendete die Verbindung. Er konnte es nicht länger ertragen, von diesem Dämonen verlacht zu werden. Mit geballten Fäusten und hervortretenden Muskeln betrachtete er sich im Spiegel.
Resignieren war unmöglich. Sein Leben hing davon ab. Er musste es wenigstens versuchen. Und egal welche Tricks dieser Kerl noch auf Lager hatte, es würde hoffentlich einen Moment geben, in dem er seine Chance nutzen könnte. Celice würde sich ihm nicht entziehen.
Jade ging zur Tür und hob sein Shirt auf. Zur Ruhe kommen würde er nicht mehr. Dafür waren seine Sinne nun geschärft. Seine Rückenmuskeln traten hart hervor, als er sich sein Oberteil wieder anzog. Die Schlacht hatte begonnen.
„ Celice? Celice? Antworte doch! ” Die Welt drehte sich und war nur ein grellbuntes Gemisch. „ Mensch, was machst du bloß? Celice? “ Sie spürte, wie ihr jemand auf die Wange schlug. Was war los? Ihr Geist war hellwach, doch sie sah noch immer nichts. Ihre Zunge war gelähmt und die Glieder waren schwer wie Blei. Ein Beben bewegte sich von ihrer Stirn hinab und brachte ihren Leib zum Schwingen. „ Celice, komm schon. Reiß dich zusammen! “ Ja, sie musste sich zusammenreißen. Doch all ihre Kraft hatte sie verlassen. Vielleicht für immer. Vielleicht war es auch besser so.
Sie spürte, wie ihr ein Glas Wasser an den Mund gehalten wurde. Nur wenige Tropfen benetzten ihre trockene Kehle. Das Meiste lief über ihr Kinn.
„Celice?“ Kyras Gesicht erschien direkt über ihr. „Celice! Mein Gott, ist alles in Ordnung?“
Sie spürte den harten Boden unter ihrer Lendenwirbelsäule und Kyras Arme, die sich um ihren Oberkörper geschlungen hatten.
„Es wird alles wieder gut.“ Weinte Kyra etwa?
Die blauen Augen ihrer Freundin waren tatsächlich voller Tränen.
„Was ist denn passiert? Du kannst froh sein, dass ich bei Henry vorbeigegangen bin und Licht in deinem Büro gesehen habe.“
Henry? Wieso Henry? Der saß doch auf einer anderen Etage! Ihre Freundin streichelte ihr die Haare aus dem Gesicht. Celice spürte, wie sich ihre innere Blockade löste. Ihre Finger griffen nach Kyras Schulter.
„Wa... Wass...“, flüsterte sie.
„Du willst Wasser?“
Celice nickte. Immer noch den Oberkörper ihrer Freundin haltend griff Kyra nach dem Glas, das sie neben ihre angewinkelten Beine gestellt hatte. „Langsam.“
Celice schluckte. Es tat gut. Ihre Kehle brannte, als habe sie zu viel Alkohol getrunken. Kyra setzte das Glas ab, als
Weitere Kostenlose Bücher