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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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viele der Carions geben sich einfach Mühe, die Grundbedürfnisse ihres Daimonn zu erfüllen und ihn nicht zu reizen. Dann erfreuen sie sich eines sehr langen, gesunden Lebens. Ihr einziges Problem ist es, dass sie öfter mal umziehen müssen, weil den Leuten auffällt, dass sie viel langsamer altern als andere.“
    „So wie du. Du warst damals siebzehn?“
    „Sechzehn. Und jetzt bin ich in etwa zweiundzwanzig, aber so genau lässt sich das nicht sagen.“
    „Wie hat mein Dad den Daimonn bekommen?“
    „Auch als Kind. So geht es meistens, er wird von Generation zu Generation weitergegeben. Oft ist ein Daimonn mit einem Nachkommen zufrieden, sodass sie ihren Carion nicht zwingen, mehrere Kinder zu haben.“
    „Aber wenn er mehrere Kinder hat …“
    „… reproduziert sich im Normalfall auch der Daimonn mehrmals.“
    „Und wenn ein Carion keine Kinder bekommt?“
    „Dann lebt er sehr, sehr lange und stirbt irgendwann mit seinem Daimonn. Aber wie gesagt, es ist sehr, sehr schwierig, dem Willen des Daimonn zu widerstehen. Ich denke, dass viele Carions versuchen, kinderlos zu bleiben, weil sie dieses Schicksal nicht weitergeben wollen, was der Daimonn jedoch zu verhindern weiß. Und genauso viele versuchen sicherlich wie dein Vater, ihre Kinder zu schützen, solange es geht – aber es ist unmöglich, auf lange Zeit zwei Daimonn in sich zu beherbergen. Je größer der neue wird, desto schlimmer werden die Qualen. Sie tolerieren es nicht, wenn man ihre Regeln bricht.“
    „Aber wieso konntest du …“
    „… deinen Daimonn aufnehmen?“ Les lachte leise. „Sie sind mächtig, aber sie haben ihre Schwächen. Eine ist Ungeduld. Ein Kind entwickelt sich viel langsamer als ein junger Daimonn und ist für ihn auch nicht so leicht zu beeinflussen. Die meisten Carion-Kinder merken gar nicht, dass sie einen Daimonn tragen, bis sie in die Pubertät kommen. Die Übertragung sollte allerdings im Kindesalter erfolgen, denn dann stößt der Daimonn auf keinerlei Widerstand. Wenn man dem jungen Daimonn nun einen Wirt bietet, der schon älter oder für ihn attraktiver ist und der ihn freiwillig aufnimmt, entscheidet er sich manchmal um. Manchmal.“
    Schweigend versuchte Sina, zu begreifen, was Les ihr erzählte. Die wichtigste, unerklärlichste Frage verdrängte sie erst mal. Stattdessen fragte Sina: „Und wieso ist mein Vater danach weggegangen?“
    Les zögerte. „Ich nehme an, es war die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass sich sein Daimonn noch einmal reproduziert. Wenn der junge Daimonn in das leibliche Kind des Carion schlüpft, ist der Fortpflanzungsdrang erfüllt. Aber du warst immer noch ein leeres Gefäß, eine unwiderstehliche Versuchung für den Daimonn, und dein Dad hatte zu Recht Angst davor, dass die ganze Sache von vorne losgeht, wenn er in deiner Nähe bleibt.“
    „Dann ist er gegangen, um mich zu schützen?“
    Les nickte.
    „Und wieso bist du gegangen?“
    Sein Lächeln wirkte gekünstelt. „Dein Vater war ehrlich zu mir, er hat nichts beschönigt. Aber ich hatte trotzdem alle Hände voll damit zu tun, mich an die neuen Regeln zu gewöhnen. Ich musste für eine Weile allein sein, um damit klarzukommen. Ganz allein.“
    Sina spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Dad hat dich gezwungen …?“
    „Weder gezwungen, noch gebeten. Es ist allein meine Entscheidung gewesen, nachdem ich wusste, worum es ging.“
    „Aber woher wusstest du es überhaupt?“
    Les seufzte. „Lass es gut sein, Beloved. Bitte. Es war keine Absicht, ich habe es zufällig erfahren. Okay?“
    Er sagte es so drängend, dass sie nachgab. Trotzdem hatte sie noch mehr Fragen. „Und diese Verbindung zwischen uns …“
    „… ist die zwischen dem Daimonn und seinem eigentlichen Carion. Er weiß, dass er eigentlich zu dir gehört, und er will dich in der Nähe haben.“
    Die Enttäuschung, die in Sina aufstieg, tat fast körperlich weh. Alles, was sie von Les empfing – diese Sehnsucht, diese Verbundenheit – das alles kam von diesem Ding? Das stimmt nicht, sagte ihre innere Stimme, aber Sina war sich nicht sicher, ob das nicht nur Wunschdenken war.
    „Und du?“, rutschte es ihr heraus, bevor ihr Stolz sie daran hindern konnte.
    Les umfasste wieder ihr Gesicht. „Du warst ein kleines Mädchen, als ich dich kennengelernt habe, aber schon damals habe ich gespürt, dass du etwas ganz Besonderes bist. Du hast einmal zu mir gesagt, ich solle einfach auf dich warten, bis du groß bist, und dann würden wir heiraten,

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