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DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
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ihn, lauf!“ Papa keucht, und da renne ich los und schaue mich nicht mehr um, bis ich beim Boot bin.
    Es dauert wirklich nicht lange, aber Papa kommt allein zurück. Er sieht ganz blass aus. Und er sagt kein Wort. Erst denke ich, er ist böse auf mich, aber dann streicht er mir übers Haar und lächelt etwas zittrig.
    Ich schaue zur Lichtung, weil ich auf Les warte. Ich traue mich nicht, Papa zu fragen, wo er ist. Aber Les hat versprochen, dass er zu meiner Party kommt, also sehe ich ihn ja morgen.
    Am nächsten Tag, als ich aufstehe, ist mein Papa fort. Ich sehe ihn nie wieder. Genau wie Les.
    Les fing Sina auf, als die Knie unter ihr nachgaben, half ihr, sich in den warmen Sand zu setzen und schlang die Arme um sie. Er wartete geduldig, bis sie nur noch leise schluchzte, und strich ihr hin und wieder übers Haar.
    Nach einer Weile bekam sie wieder genug Luft, um sprechen zu können. „Mein Vater wollte … Er wollte zulassen, dass ich so ein Ding bekomme?“, stieß sie hervor.
    „Oh nein, das wollte er nicht. Er hat alles versucht, um es so lange wie möglich hinauszuzögern, sich so lange es ging zu verweigern. Aber die Kräfte, die sie uns zur Verfügung stellen, können sie auch gegen uns verwenden, und dann haben wir keine Chance, die Regeln zu brechen.“
    Entsetzt hob Sina den Kopf und starrte ihn an. „Wir? Du meinst … Ich habe dieses Ding doch in mir?“
    Ihr Atem ging noch immer flach, und mit jeder neuen Erkenntnis durchzuckten neue Schrecken sie.
    Les schüttelte den Kopf. „Nein.“
    Sie entspannte sich etwas, dann blitzte ein Stückchen der gerade zurückgewonnenen Erinnerung in Sina auf. Ich nehme ihn … „Dieses Ding, das ich bekommen sollte … das ist jetzt in dir?“, flüsterte sie.
    Als er nichts sagte, rieselte Sina wieder ein eisiger Schauer den Rücken hinunter. Es stimmte also. „Wie funktioniert das?“, fragte sie so sachlich wie möglich, obwohl ihr beim Gedanken an den schrecklichen Anblick aus ihrem Traum fast schlecht wurde. „Wie kommt es in einen hinein?“
    „Längst nicht so dramatisch, wie es für dich damals ausgesehen hat. Und auch nicht so wie in deinem Traum. Die normale Übertragung – der Einzug, wie sie es nennen – erfolgt durch Blut. Es reicht, wenn sich ein paar Tropfen vermischen. Die Wesen bestehen zum größten Teil aus Energie und Macht und sind nur zu einem kleinen Teil körperlich.“
    „Aber warum? Was sind die? Was wollen sie von uns?“
    Les setzte sich so, dass sie den Kopf bequem an seine Schulter lehnen konnte, hielt sie eng an sich gedrückt und holte tief Luft. „Sie sind schon lange hier, womöglich länger als die Menschen. Sie nennen sich Daimonn, und im Grunde sind sie so etwas wie Parasiten. Sie können auch außerhalb des Menschen überleben, in einem Tier oder sogar ganz ohne Wirt. Aber sie ziehen es vor, sich der menschlichen Hülle zu bedienen, eben weil sie selbst in ihrer körperlichen Form nicht viel hermachen. Allerdings haben sie ihren Spaß daran, die furchtbarsten Abbilder von sich heraufzubeschwören, um sich Menschen gefügig zu machen. Wenn man ihre Regeln befolgt, ist es eine relativ friedliche Koexistenz, und man bekommt auch einiges dafür. Nur wenn man es nicht tut, ist man ihnen ziemlich hilflos ausgeliefert.“
    „Aber wieso ich? Wie sind die auf mich gekommen?“, flüsterte Sina.
    „Es ist ihre Art, sich zu vermehren“, erklärte Les. „Wenn ein Carion – so nennen sie ihre Wirte, die Menschen, in denen sie leben – Vater oder Mutter wird, löst das den Wunsch und die Fähigkeit im Daimonn aus, sich ebenfalls zu reproduzieren. Und die Regel lautet, dass das Daimonn-Junge in den Sohn oder die Tochter des Carion einzieht.“
    Sina brauchte einen Moment, um die Information zu verarbeiten. Dann riss sie sich aus Les’ Umarmung los und sprang auf. „Soll das heißen, dass mein Vater … dass er … Nein! Niemals! Das kann nicht sein!“
    Les sah sie so traurig an, dass sie hörte, was er dachte, obwohl seine Stimme nicht in ihrem Kopf erklang.
    Siehst du, jetzt hasst du mich.
    „Nein“, rief sie, meinte jetzt aber seine Befürchtung. „Es ist nur … Ich kann nicht glauben, dass so ein Ding in ihm gewesen ist. Ich habe nie etwas gemerkt.“
    „Weil er nicht wollte, dass du etwas merkst“, erklärte Les. Bittend streckte er die Hand aus, und sie setzte sich wieder neben ihn, ließ allerdings etwas Platz zwischen ihnen.
    „Wir müssen diese Kräfte nicht nutzen – es sei denn, der Daimonn will es so. Aber

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