Der Kuss des Meeres
Teller, bis sie mindestens fünfzehn orangefarbene Servietten vor sich liegen hat. Sie wird sich nicht darum kümmern, dass er sie anstarrt und nur darauf wartet, sie zu sich zu winken, sobald sie aufblickt.
Er ignoriert die SMS -Explosion in seiner vibrierenden Tasche und öffnet den Behälter mit Thunfisch, den Rachel ihm eingepackt hat. Er lädt den Fisch grimmig auf seine Gabel, schaufelt ihn in sich hinein und kaut, ohne etwas davon zu schmecken. Dieser Mark mit den weißen Zähnen erzählt Emma irgendetwas, das sie komisch findet. Sie hält sich eine Serviette vor den Mund und kichert. Galen springt fast von seiner Bank auf, als Mark ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Jetzt weiß er, was Rachel damit gemeint hat, als sie ihm gesagt hat, dass er sein Territorium rechtzeitig markieren soll. Aber was kann er tun, wenn sein Territorium sich in Luft auflöst? Die Neuigkeit von ihrer Trennung hat sich so schnell ausgebreitet wie ein Ölteppich, und es scheint, als unternehme Emma gewaltige Anstrengungen, um das Ganze noch zu beschleunigen. Mit Daumen und Zeigefinger zerbricht Galen seine Plastikgabel, als Emma mit ihrer Serviette sanft Marks Mund abtupft. Er verdreht die Augen, als Mark » versehentlich« noch etwas Wackelpudding an seinem Mundwinkel verkleckert. Emma wischt auch den weg und lächelt, als würde sie sich um ein Kind kümmern.
Es macht die Sache nicht unbedingt besser, dass Galens Tisch sich mit seinen Bewunderinnen füllt– sie berühren ihn, kichern, lächeln ihn ohne Grund an und lenken ihn von seiner Fantasie ab, Marks hübschen Kieferknochen zu brechen. Aber das würde Emma nur einen echten Grund liefern, diesem Idioten dabei zu helfen, mit seinem Wackelpudding fertigzuwerden.
Als er es nicht länger aushält, reißt Galen sein Handy aus der Tasche und wählt, dann legt er auf. Als der Anruf erwidert wird, sagt er: » Hey, Süßlippe.« Die Mädchen am Tisch geben einander Zeichen, still zu sein, um besser zuhören zu können. Einige von ihnen reißen den Kopf herum, um zu sehen, ob Emma am anderen Ende der Leitung ist. Als sie zufrieden feststellen, dass sie es nicht ist, beugen sie sich näher zu ihm heran.
Rachel schnaubt. » Wenn du doch nur Süßes mögen würdest.«
» Ich kann es gar nicht erwarten, dich heute Abend zu treffen. Zieh diesen rosafarbenen Rock an, den ich so mag.«
Rachel lacht. » Klingt so, als würdest du in etwas stecken, das wir Menschen gern Klemme nennen. Mein armes, verdammt gut aussehendes Äffchen. Emma redet immer noch nicht mit dir und lässt dich mit diesen ganzen hormongesteuerten Mädchen allein?«
» Halb neun? Das ist noch so lang. Können wir uns nicht schon früher treffen?«
Eins der Mädchen steht tatsächlich auf und trägt ihr Tablett– und ihre Absicht– zu einem anderen Tisch. Galen versucht, sich nicht allzu offensichtlich darüber zu freuen.
» Musst du von der Schule abgeholt werden, Sohn? Bist du krank?«
Galen wirft einen Blick zu Emma hinüber, die eine Peperoni von ihrer Pizza zupft und sie beäugt, als wäre es Delfinkot. » Ich kann nicht schon wieder blaumachen, um dich zu sehen, Liebes. Aber ich werde an dich denken. An niemanden außer dir.«
Jetzt stehen noch ein paar Mädchen auf und stolzieren mit ihren Tabletts zum Müll. Die Cheerleaderin vor ihm verdreht die Augen und beginnt ein Gespräch mit der pummeligen Brünetten neben ihr– mit derselben pummeligen Brünetten, die sie zwei Stunden zuvor noch in ein Schließfach gestoßen hat, um an ihn heranzukommen.
» Schweig, mein Herz«, erwidert Rachel gedehnt. » Aber im Ernst, ich kann deine Signale nicht deuten. Ich habe keine Ahnung, worum du mich bittest.«
» Im Augenblick um gar nichts. Aber was das Blaumachen betrifft, könnte ich meine Meinung noch ändern. Ich vermisse dich wirklich.«
Rachel räuspert sich. » Also schön, mein Äffchen. Du brauchst es deine Mama nur wissen zu lassen, und sie holt ihren verrückten kleinen Jungen von der Schule ab, okay?«
Galen legt auf. Warum lacht Emma schon wieder? So komisch kann Mark gar nicht sein. Da setzt ihn das Mädchen neben ihm ins Bild: » Mark Baker. Alle Mädchen lieben ihn. Aber nicht so sehr wie dich. Außer vielleicht Emma, schätze ich.«
» Da wir gerade von diesen Mädchen sprechen, woher haben sie meine Telefonnummer?«
Sie kichert. » Sie steht auf der Wand in der Mädchentoilette. Einhunderterflur.« Sie hält ihm ihr Handy unter die Nase. Das Bild von seiner Nummer, die auf eine
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