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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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das reicht. Ich fürchte, ich weiß, wie die Geschichte endet.« Sie versucht gar nicht erst, die Tränen wegzuwischen, die ihr übers Gesicht strömen. Sie lacht. Ein bitteres, gehässiges Geräusch. » Ich habe es gewusst«, flüstert sie. » Tief im Inneren habe ich gewusst, dass du bei allem einen Hintergedanken hattest. Dass du nicht aus Herzensgüte versucht hast, mir zu helfen. Himmel, aber ich bin wirklich darauf reingefallen, was? Nein, ich bin auf dich reingefallen. Lektion gelernt.«
    » Emma, warte…« Er streckt die Hand nach ihr aus, aber sie weicht zurück.
    » Nein. Fass mich nicht an. Fass mich nie wieder an.«
    Sie weicht weiter zurück, als würde er sie angreifen. Sein Magen krampft sich zusammen.
    Galen und Rayna beobachten, wie Emma mit riesigen Schritten zwischen den Sanddünen vor ihrem Haus verschwindet, als komme sie für irgendetwas zu spät.
    » Du hast ihr wehgetan«, stellt Rayna leise fest.
    » Du warst nicht gerade eine Hilfe.«
    » Ich habe nichts falsch gemacht.«
    Er seufzt. » Ich weiß.«
    » Ich mag Emma.«
    » Ich auch.«
    » Lügner. Du liebst sie. Dieser Kuss war echt.«
    » Das war er.«
    » Ich wusste es. Was jetzt?«
    » Ich weiß es nicht«, sagt er und beobachtet, wie das Licht in Emmas Zimmer im zweiten Stock angeht. Er kratzt sich den Nacken. » Ich bin irgendwie froh, dass sie jetzt Bescheid weiß. Es hat mir nicht gefallen, es zu verheimlichen. Aber sie hätte wahrscheinlich nicht mitgespielt, wenn ich ihr die Wahrheit verraten hätte.«
    Rayna schnaubt. » Meinst du?« Sie schiebt sich eine kurze Strähne hinters Ohr. » Es hat sich ja alles sooo viel besser entwickelt, weil du es ihr verheimlicht hast.«
    » Was machst du überhaupt hier?«
    Sie zuckt die Achseln. » Vielleicht erinnerst du dich daran, dass du meinen Gefährten auf eine Art Geheimmission geschickt hast. Ich habe mich gelangweilt.«
    » Freut mich, dass wir dich unterhalten konnten.«
    » Hör mal, ich wollte Emmas Haus sehen. Vielleicht ihre Mom kennenlernen. Irgendwas tun, was Mädchen eben tun. Ich bin nicht hierhergekommen, um dein Leben zu zerstören.« Ihre Stimme zittert.
    Er legt den Arm um sie. » Weine nicht wieder. Komm. Ich bring dich nach Hause«, sagt er leise.
    Rayna wischt sich den Schnodder von der Nase. Dann weicht sie ebenfalls vor ihm zurück, genau wie Emma es getan hat, nur dass sie sich auf das Wasser zubewegt. » Ich kenne den Weg nach Hause«, erklärt sie, bevor sie sich umdreht und untertaucht.
    Es ist erst die zweite Stunde, und die ganze Schule weiß schon, dass Emma mit ihm Schluss gemacht hat. Bis jetzt hat er acht Telefonnummern, einen Kuss auf die Wange und einen Kniff in die Kehrseite seiner Jeans kassiert. Seine Versuche, zwischen den Unterrichtsstunden mit Emma zu reden, werden von einem Hurrikan weiblicher Teenager zerschmettert, deren Hauptziel darin zu bestehen scheint, ihn und seine Exfreundin voneinander getrennt zu halten.
    Als die Glocke zur dritten Stunde läutet, hat Emma bereits einen Platz gewählt, an dem sie durch die anderen Schüler von ihm abgeschottet ist. Während des Unterrichts passt sie so konzentriert auf, als würde der Lehrer Anweisungen geben, wie man eine lebensbedrohliche Katastrophe übersteht, die in den nächsten vierundzwanzig Stunden über die Welt hereinbricht. Ungefähr nach der Hälfte der Stunde bekommt er eine SMS von einer unbekannten Nummer:
    wenn du mich lässt, stelle ich dinge mit dir an, bei denen du sie vergisst
    Sobald er die Nachricht gelöscht hat, taucht eine weitere auf, von einer anderen unbekannten Nummer:
    ruf mich an, wenn du chatten willst. ich werde dich besser behandeln als e.
    Wie sind sie an meine Nummer gekommen? Er steckt sein Handy wieder in die Tasche und beugt sich schützend über sein Notizbuch, als wäre es das Letzte, was ihm noch bleibt, das Letzte, über das sie noch nicht hergefallen sind. Da bemerkt er das Gekritzel einer fremden Handschrift: Ein Mädchen namens Shena hat in seinem Notizbuch ihren Namen und ihre Telefonnummer hinterlassen und beides mit einem Herzchen umkringelt. Es kostet ihn fast so viel Anstrengung, das verdammte Ding nicht durch den Raum zu schleudern, wie Emma nicht zu küssen.
    Beim Mittagessen hindert Emma ihn einmal mehr daran, auf sie zuzugehen, indem sie sich zwischen lauter Leute an einen vollen Picknicktisch draußen setzt. Er wählt einen Tisch ihr gegenüber, aber sie scheint ihn nicht wahrzunehmen. Sie tupft geistesabwesend das Fett von der Pizza auf ihrem

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