Der Kuss des Meeres
helfen soll, muss ich die Einzelheiten kennen. Wir Mädels sind schwierige Geschöpfe.«
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. » Erklär mir Folgendes. Zuerst ist sie nett und entgegenkommend und dann brüllt sie mich an.«
Rayna schnappt nach Luft. » Sie hat dich angebrüllt? « Sie knallt die Nagellackflasche auf die Theke und zeigt auf Rachel. » Ich will, dass du auch meine Mutter bist. Ich will an dieser Schule angemeldet werden.«
» Auf keinen Fall. Wenn du auch nur einen Schritt aus dem Haus machst, werde ich dich persönlich verhaften«, droht Galen. » Und denk nicht einmal daran, mit dieser menschlichen Farbe auf den Fingern ins Wasser zu gehen.«
» Keine Sorge. Ich gehe überhaupt nicht ins Wasser.«
Galen öffnet den Mund, um zu widersprechen, um ihr zu sagen, dass sie morgen nach Hause zurückkehren und dort bleiben soll, aber dann sieht er den Aufruhr in ihrer Miene. Er grinst. » Er hat dich gefunden.«
Rayna verschränkt die Arme und nickt. » Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Und warum findest du das so witzig? Du bist mein Bruder! Du solltest mich beschützen!«
Er lacht. » Vor Toraf? Warum sollte ich?«
Sie schüttelt den Kopf. » Ich habe versucht, ein paar Fische für Rachel zu fangen, und da habe ich ihn im Wasser gespürt. Ganz nah. Ich bin so schnell raus, wie ich konnte, aber wahrscheinlich weiß er, was ich getan habe. Wie schafft er es nur immer, mich zu finden?«
» Ups«, murmelt Rachel.
Die beiden drehen sich zu ihr um. Sie lächelt Rayna entschuldigend an. » Mir war nicht klar, dass ihr beide über Kreuz seid. Er ist heute Morgen auf der Veranda aufgetaucht und hat nach dir gesucht und… ich habe ihn zum Abendessen eingeladen. Tut mir leid.«
» Rachel, was ist, wenn ihn jemand sieht?«, fragt Galen, während Rayna gleichzeitig stöhnt: » Nein. Nein, nein, nein, er kommt nicht zum Abendessen.«
Rachel räuspert sich und weist mit einem Nicken hinter die beiden.
» Rayna, das ist sehr kränkend. Nach allem, was wir durchgemacht haben«, bemerkt Toraf.
Rayna richtet sich entrüstet auf ihrem Hocker auf und knurrt, als sie seine Stimme hört. Sie wirft Rachel einen eisigen, funkelnden Blick zu. Aber Rachel tut so, als hätte sie es gar nicht bemerkt, und drückt betont unbekümmert etwas Zitrone über die Fischfilets.
Galen springt von seinem Hocker auf und begrüßt seinen Freund mit einem kräftigen Klaps auf den Arm. » Hey, Kaulquappe, wie ich sehe, hast du eine meiner Badehosen gefunden. Ich bin froh, dass deine Fährtensucherqualitäten nach dem Unfall und allem noch intakt sind.«
Toraf starrt Raynas Rücken an. » Unfall, ja. Nächstes Mal halte ich die Augen offen, wenn ich sie küsse. Dann werde ich mir wenigstens nicht wieder versehentlich die Nase an einem Stein zertrümmern. Dumm von mir, oder?«
Galen grinst. Toraf ist einer der besten Fährtensucher in der Geschichte der Syrena. Dabei ist seine herausragende Fähigkeit, andere seiner Art zu erspüren, noch lange nicht alles. Er nimmt nicht nur die Anwesenheit anderer Syrena wahr, sondern kann jeden Einzelnen identifizieren, selbst wenn er nur sehr wenig Zeit mit ihm verbracht hat, und zwar über schier unmögliche Entfernungen hinweg. Und diejenige, auf die er besonders sensibel reagiert, starrt gerade auf ziemlich ungesunde Weise ein Filetiermesser auf der anderen Seite der Theke an.
» Rayna, dein Gefährte hat einen weiten Weg zurückgelegt, nur um dich zu sehen. Du bist unhöflich. Geh doch mal einen Schritt von der Theke weg. Sofort«, sagt Galen in warnendem Ton. Er hat keine Lust, mit einem von ihnen zu streiten. Wenn Rayna auch nur einen falschen Schritt macht, wird er gezwungen sein, sie zu bändigen. Aber wenn er sie zu grob anfasst, wird Toraf ihm das heimzahlen. Und außerdem hat er Hunger und die Filets sind schon fast auf eine essbare Temperatur abgekühlt.
Rayna schiebt ihren Hocker zurück und wirbelt herum. » Er ist nicht mein Gefährte.«
Toraf räuspert sich. Galens Augen weiten sich, aber Toraf wirft ihm einen warnenden Blick zu und schüttelt fast unmerklich den Kopf.
» Ich habe gehofft, deine Gefühle hätten sich inzwischen geändert, meine Prinzessin. Du weißt, dass du niemand Hingebungsvolleren finden wirst als mich. Ich habe schon deine Nähe gesucht, als du noch nicht einmal geradeaus schwimmen konntest«, sagt Toraf. Obwohl er versucht, unbeschwert zu klingen, weiß Galen, dass er jedes einzelne Wort ernst meint.
» Genau deshalb habe ich dir
Weitere Kostenlose Bücher