Der Kuss des Meeres
vertraut«, faucht Rayna. » Du kennst mich sogar besser als Galen. Du weißt genau, dass ich mich niemals mit jemandem verbinden wollte. Du hast mich glauben lassen, du wärst mit meiner Entscheidung einverstanden. Aber die ganze Zeit über hast du geplant, mich um meine Freiheit zu bringen.«
» Wow, schäm dich, Toraf«, ruft Rachel von der Spüle aus. » Hat irgendjemand Hunger?«
» Mordshunger«, antworten Galen und Toraf wie aus einem Mund. Rayna verdreht die Augen und stampft auf den Tisch zu.
Sie lassen sich auf den vom Mond erleuchteten Strand fallen. Toraf schüttelt das Wasser aus seinen Haaren auf Galen, der sich mit einer Handvoll Sand revanchiert, die er ihm ins Gesicht wirft. Galen lehnt sich zurück und blickt in den sternenübersäten Mitternachtshimmel. Er schüttelt den Kopf. » Wann willst du es ihr sagen?«
Toraf streckt sich neben seinem Freund aus und verschränkt die Hände hinter dem Kopf. » Ihr was sagen?«
» Dass ihr bereits verbunden seid?«
Toraf grinst. » Ich glaube, du kennst mich einfach zu gut, Hoheit.«
» Nenn mich nicht so. Wann hat mein Vater eingewilligt?«
» Eigentlich hat er gar nicht eingewilligt. Grom hat uns verbunden.«
Galen dreht sich auf die Seite und bettet den Kopf auf seinen Ellbogen. » Du weißt, dass sie versuchen wird, es zu annullieren. Technisch gesehen ist Grom noch nicht König.«
» Oh doch, technisch gesehen ist er es. Und unter uns, ich hoffe, dass du eine fantastische Ausrede hast, warum du nicht da warst. Oh, da fällt mir etwas ein.« Er beugt sich vor und verpasst Galen einen Schlag aufs Kinn. » Dafür, dass du deiner Schwester erlaubt hast, sich mit dir an Land herumzutreiben. Zwei Wochen lang habe ich gedacht, ihr wärt tot.«
Galen richtet sich auf und nickt, während er sich das Kinn reibt. Dem kann er nichts entgegensetzen. Sobald sie länger als einen Tag in Menschengestalt bleibt, verstößt Rayna gegen das Gesetz. Sie verfügt nicht über Galens Immunität, und selbst die reicht nicht so weit, und das weiß er genau. Toraf weiß es auch. » Also… du sagst, du kannst Rayna an Land nicht spüren?«
» Du weißt doch, dass wir einander an Land nicht spüren können, Galen.«
» Ja, ich dachte, ich wüsste es. Warte mal, hast du eben gesagt, dass Grom König ist? Wann ist das passiert?«
Toraf richtet sich auf. » Zunächst einmal gefällt mir dein Ton nicht. Ich habe versucht, dich zu finden, dich zu der Zeremonie zurückzuholen. Also tu nicht so, als wärst du die ganze Zeit über erreichbar gewesen. Zwei ganze Wochen«, wiederholt er. » Und was meinst du damit, du dachtest es? Ich sitze direkt neben dir. Du kannst mich nicht spüren, oder?«
Galen schüttelt den Kopf. » Nein. Dich definitiv nicht.«
» Okay. Du willst also behaupten, dass du jemand anderen spüren kannst. An Land. Das glaube ich dir nicht.«
Galen reibt sich die Augen. » Ich weiß. Ich kann es selbst kaum glauben. Ich habe Rayna nichts davon erzählt. Sie hat schon gesagt, dass sie sie nicht spüren kann, und…«
» Sie? Welche sie?«
» Ihr Name ist Emma. Dr. Milligan hat sie gefunden.« Und dann erzählt er Toraf alles– wie Dr. Milligan eine Nachricht auf Galens Handy hinterlassen hat, wie Galen nach Florida gegangen ist, um der Behauptung des Doktors nachzugehen, wie Emma den Hai verjagt hat. Und von ihrer Angewohnheit, gegen Dinge zu rennen.
Lange Zeit erwidert Toraf gar nichts. Dann sagt er: » Das ergibt keinen Sinn. Wie kann sie eine von uns sein? Wenn sie es wäre, hätte sie der Tür Schaden zugefügt, nicht umgekehrt. Ihr Brummschädel hätte eine Delle darin hinterlassen.«
» Ich weiß«, nickt Galen. » Zuerst dachte ich auch, dass sie nur so tut. Aber als ich sie aufgehoben habe, ist sie nicht errötet. Sie war definitiv bewusstlos.«
» Aber selbst wenn sie sich nicht verstellt hat: Wie kann sie von Poseidon abstammen, Galen? König Antonis’ einzige Erbin ist einer Explosion zum Opfer gefallen.«
Galen schüttelt den Kopf. » Ich weiß, dass das alles keinen Sinn ergibt.« Ganz gleich, wie oft er die Fakten durchgeht, sie lassen sich nicht mit Emma in Einklang bringen. Vor langer Zeit, noch vor Galens und Raynas Geburt, war sein Bruder Grom mit König Antonis’ Tochter Nalia verlobt. Sie sollen sehr verliebt gewesen sein, die perfekte Verbindung der Häuser Triton und Poseidon.
Das Gesetz verlangt, dass sich in jeder dritten Generation die erstgeborenen Thronerben dieser beiden Häuser verbinden. Für die meisten ist es eine
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