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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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bis Dr. Morton kam. Und Dr. Morton meinte, dass er sich geweigert hat, in den Unterricht zurückzukehren, bevor er ihm nicht versichert hat, dass du wieder gesund wirst.« Der Fuß klopft schneller, dann hält sie inne. » Also?«
    Ich blinzele sie an. » Also was?«
    Hat meine Mutter gerade geknurrt? Sie wirft die Arme hoch und geht zur Spüle, dann lehnt sie sich zurück und umklammert die Theke, bis ihre Knöchel wie weiße Bohnen aussehen. » Ich dachte, wir stehen uns nahe, Emma. Ich dachte immer, dass du mir gegenüber in diesen Dingen offen bist, dass du dich wohlfühlst, wenn du mit mir redest.«
    Ich verdrehe die Augen. Du meinst wie damals, als ich fast ertrunken wäre? Du hast mir ins Gesicht gelacht, als ich dir erzählt habe, dass der Fisch mich gerettet hat! Wem will sie denn etwas vormachen? Wir beide wissen doch, dass Dad mein elterlicher Abfalleimer war. Das väterliche Auffangbecken, in das ich meine Gefühle kippen konnte. Denkt sie etwa, ich werde ihr einfach die Schlüssel zu meinem inneren Tagebuch überreichen, nur weil sie mir eine Decke und mit Schokolade überzogene Was-auch-immer angeboten hat? Äh, nein.
    » Ich weiß, du bist jetzt achtzehn«, schnaubt sie. » Ich hab’s kapiert, okay? Aber du weißt nicht alles. Und weißt du, was? Ich mag keine Geheimnisse.«
    In meinem Kopf dreht sich alles. Der erste Tag vom Rest meines normalen Lebens entwickelt sich nicht ganz so wie geplant. Ich schüttele den Kopf. » Ich glaube, ich verstehe immer noch nicht, was du von mir willst.«
    Sie stampft mit dem Fuß auf. » Wie lange gehst du schon mit ihm, Emma? Wie lange seid ihr ein Paar, Galen und du?«
    Omeingott . » Wir sind nicht zusammen«, wispere ich. » Wie kommst du bloß auf diese Idee?«
    » Wie ich auf diese Idee komme? Vielleicht solltest du da Mrs Strickland fragen. Sie ist diejenige, die mir erzählt hat, wie vertraut ihr ausgesehen habt, als ihr dort im Flur gestanden seid. Und sie sagte, Galen sei außer sich gewesen, als du nicht zu dir kommen wolltest. Und dass er immer wieder deine Hand gedrückt hat.«
    Vertraut? Ich lasse meinen Rucksack von der Schulter und auf den Boden gleiten, bevor ich mich zum Tisch hinüberschleppe und mich hinsetze. Der Raum verwandelt sich in ein riesiges Karussell.
    Ich bin… verlegen? Nein. Verlegen ist man, wenn man sich Ketchup in den Schritt schüttet und es einen roten Fleck im verdächtigen Bereich hinterlässt.
    Beschämt? Nein. Beschämt ist man, wenn man mit Selbstbräuner experimentiert und vergisst, etwas davon auf seine Füße zu geben, und dann aussieht, als würde man Socken zu den Flipflops und dem Sommerkleid tragen.
    Perplex? Yep. Das ist es. Perplex, weil er, nachdem ich ihn angeschrien habe– oh ja, jetzt erinnere ich mich wieder–, meinen schlaffen Körper aufgehoben und mich den ganzen Weg bis ins Büro getragen hat und dass er bei mir geblieben ist, bis Hilfe eintraf. Oh, und er hat meine Hand gehalten und neben mir gesessen.
    Ich wiege das Gesicht in den Händen und stelle mir vor, dass ich beinahe zur Schule gefahren wäre, ohne das zu wissen. Wie nah ich dran gewesen bin, auf Galen zuzugehen und ihm zu sagen, er soll sein Kribbeln nehmen und es sich dahin schieben, worum die Gedanken aller Mädchen sowieso schon kreisen, seit er aufgekreuzt ist. Ich stöhne in meine verschränkten Finger. » Ich kann ihm nie wieder gegenübertreten«, sage ich zu niemand Bestimmten.
    Unglücklicherweise denkt Mom, dass ich mit ihr spreche. » Warum? Hat er mit dir Schluss gemacht?« Sie setzt sich neben mich und zieht mir die Hände vom Gesicht. » Liegt es daran, dass du nicht mit ihm schlafen wolltest?«
    » Mom!«, kreische ich. » Nein!«
    Sie reißt ihre Hand weg. » Du meinst, du hast mit ihm geschlafen?« Ihre Lippen zittern. Das darf alles nicht wahr sein.
    » Mom, ich hab dir doch gesagt, dass wir nicht zusammen sind!« Schreien ist eine blöde Idee. Mein Herzschlag pocht in meinen Schläfen.
    » Du bist nicht einmal mit ihm zusammen und hast mit ihm geschlafen?« Sie ringt die Hände. Tränen sammeln sich in ihren Augen.
    Eins Mississippi… zwei Mississippi… ist das ihr verdammter Ernst? … drei Mississippi… vier Mississippi… denn ich schwöre, ich bin drauf und dran auszuziehen … fünf Mississippi… sechs Mississippi… da könnte ich auch gleich mit ihm schlafen, wenn ich sowieso beschuldigt werde … sieben Mississippi… acht Mississippi… Omeingott, habe ich das eben wirklich gedacht? … neun Mississippi… zehn

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