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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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Mississippi… rede mit deiner Mutter – jetzt.
    Ich versuche, freundlich zu klingen, als ich sage: » Mom, ich habe nicht mit Galen geschlafen! Außer es zählt, dass ich bewusstlos im Krankenzimmer neben ihm gelegen habe. Aber wir gehen nicht miteinander. Wir sind nie miteinander gegangen. Das ist auch der Grund, warum er nicht mit mir Schluss gemacht hat. Habe ich irgendetwas verpasst?«
    » Worüber habt ihr dann im Flur gestritten?«
    » Ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern. Ich weiß nur, dass ich wütend auf ihn gewesen bin. Verlass dich drauf, ich werde es herausfinden. Aber jetzt komme ich zu spät zur Schule.« Ich hieve mich vom Stuhl und schleppe mich zu meinem Rucksack auf dem Boden. Runterbeugen ist eine noch dümmere Idee als Schreien. Ich wünschte, mein Kopf würde einfach abfallen.
    » Du erinnerst dich also nicht, worüber ihr gesprochen habt? Dann solltest du definitiv zu Hause bleiben und dich ausruhen. Emma? Emma, du lässt mich hier nicht so einfach sitzen, junge Dame.«
    Sie folgt mir nicht, was bedeutet, dass dieses Gespräch beendet ist.
    Ich parke ein und checke mein Make-up im Rückspiegel. Anstatt der Porzellan-Foundation hätte ich auch ein Vergrößerungsglas nehmen können, um die Röte in meinem Gesicht zu kaschieren. Es wird bestimmt noch schlimmer, wenn ich Galen über den Weg laufe. Ich hole tief Luft und öffne die Tür, als es gerade läutet.
    Im Sekretariat riecht es nach frischem Lack, Papier und Kaffee. Ich unterschreibe für mein unentschuldigtes Zuspätkommen und warte darauf, dass ich weitergehen darf. Mrs Poindexter, eine nette ältere Dame, die schon im Sekretariat arbeitet, seit sie eine nette jüngere Dame war, zieht einen Block aus ihrer Schublade und kritzelt etwas darauf. Auf alten Fakultätsfotos erkennt man sie an ihrem Haar, das sie schon immer zu einem waschechten Bienenstock aufgetürmt hat und mit genug Haarspray fixiert, um die Aufmerksamkeit von Greenpeace zu erregen. Der einzige Unterschied ist, dass ihr Haar inzwischen weiß ist. Oh, und sie zeigt mehr Dekolleté als die meisten Ballkleider.
    » Wir freuen uns ja alle so, dass es Ihnen besser geht, Miss McIntosh. Aber Sie haben da immer noch eine ordentliche Beule an der Birne«, sagt sie mit ihrer kindlichen Stimme.
    Da ich keine Beule an der Birne habe, bin ich ein wenig beleidigt, beschließe aber, darüber hinwegzusehen. » Danke, Mrs Poindexter. Sieht schlimmer aus, als es ist. Ich bin nur ein wenig empfindlich.«
    » Ja, ich würde sagen, die Tür hat das meiste abbekommen«, sagt eine Stimme neben mir. Galen trägt sich unter mir in die Liste für unentschuldigtes Zuspätkommen ein. Als sein Arm meinen streift, fühlt es sich an, als würde sich mein Blut in kochendes Wasser verwandeln.
    Ich drehe mich zu ihm um. Meine Träume werden ihm wirklich nicht gerecht. Lange, schwarze Wimpern, makellose olivfarbene Haut, gemeißeltes Kinn wie ein italienisches Model, Lippen wie– um Gottes willen, Haltung bewahren, du Schwachkopf. Er hat dich gerade verarscht. Ich verschränke die Arme vor der Brust und recke das Kinn nach vorne. » Du musst es ja wissen«, sage ich.
    Er grinst, entreißt mir meinen Rucksack und geht hinaus. Ich bemühe mich, seinen Duft zu ignorieren, als sich die Tür hinter ihm schließt, und sehe zu Mrs Poindexter hinüber. Die kichert nur, zuckt die Achseln und tut so, als würde sie Akten sortieren. Nachricht angekommen: Dein Problem, aber ein großartiges. Hat er mit seinem Charme etwa auch schon das Personal um den Verstand gebracht? Wenn er anfangen würde, den Kindern das Lunchgeld zu stehlen, würde sie dann auch noch kichern? Ich knurre mit zusammengebissenen Zähnen und stampfe aus dem Büro.
    Galen wartet vor der Tür auf mich und ich stoße fast mit ihm zusammen. Er lacht in sich hinein und fängt meinen Arm ab. » Das wird langsam zur Gewohnheit, was?«
    Nachdem ich wieder festen Halt unter den Füßen habe– das heißt, nachdem Galen mir Halt gegeben hat–, ramme ich meinen Finger in seine Brust und treibe ihn gegen die Wand, was nur dazu führt, dass er noch breiter grinst. » Du… nervst…«, zische ich ihn an.
    » Ist mir aufgefallen. Ich werde daran arbeiten.«
    » Dann fang doch schon mal damit an und gib mir meinen Rucksack.«
    » Nein.«
    » Nein?«
    » Richtig– nein. Ich trage ihn für dich. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    » Na schön, dagegen kann ich nichts sagen, oder?« Ich versuche, an den Rucksack heranzukommen, aber er wehrt mich

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