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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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mein Kopf und ich sehe schwarze Punkte. Zweitens führt es dazu, dass jemand schreit: » Gaaaaaa-len!«
    Stöhnend halte ich mir die Ohren zu und verkrieche mich in eine Höhle aus Kaschmir.
    » Bei Tritons Dreizack, Rayna, du weckst sie noch auf!«
    Rayna? Na toll. Galens feindselige Schwester. Aber diese Stimme gehört nicht Galen. Hat er auch noch einen Bruder?
    » Sie ist schon wach, du Tintenschnaufer. Warum sollte ich sonst nach ihm rufen?«
    » Aber er ist nicht hier, Prinzessin.«
    Ich höre ein Schlurfen und bin beinahe neugierig genug, um unter der Decke hervorzulugen. Stattdessen wird die Decke von meinem Gesicht gerissen. Rayna starrt auf mich herunter und zeigt mit dem Finger auf mich. » Siehst du? Ich hab dir gesagt, dass sie wach ist.«
    Der Junge neben ihr schüttelt den Kopf und beugt sich über mich. » Emma?« Ich bin schockiert, ein weiteres violettes Augenpaar zu sehen. Und natürlich ist auch dieser Junge attraktiv– nicht ganz so zum Anbeißen wie Galen, aber mal ehrlich, wer ist das schon?–, mit dem gleichen dichten, schwarzen Haar und der gleichen olivfarbenen Haut wie Rayna und ihr Bruder.
    Ich beantworte seine Frage mit einem Nicken.
    » Emma. Ich bin Toraf. Ich schätze, du kennst Rayna bereits?«
    Toraf? Seine Eltern haben ihn wirklich Toraf genannt? Aber ich bohre nicht nach und nicke nur.
    » Hör mal, du brauchst nicht aufzustehen oder so– Galen ist nur… ähm… schwimmen gegangen. Er wird bald zurück sein.«
    Ich schaue zwischen ihnen und dem Strand hin und her. Dabei schüttele ich den Kopf.
    » Was? Was ist los, Emma?«, fragt er. Ich mag Toraf. Er scheint sich aufrichtig um mich zu sorgen, ohne mir jemals vorher begegnet zu sein. Rayna macht ein Gesicht, als würde sie gern auf meinem Kopf herumtrampeln und den Job zu Ende bringen, den die Cafeteriatür begonnen hat.
    » Sturm«, murmele ich. Nur eine Silbe, aber ich sehe trotzdem doppelt so viele Punkte.
    Toraf lächelt. » Er wird vor dem Sturm zurück sein. Kann ich dir irgendwas bringen? Was zu essen? Was zu trinken?«
    » Ein Taxi?«, wirft Rayna ein.
    » Geh in die Küche, Rayna«, sagt er. » Außer du bist bereit, dir eine Insel zu suchen?«
    Ich bin mir nicht sicher, wie weit entfernt die Küche ist, aber es klingt, als würde sie gute fünf Minuten lang dorthin stampfen. Mir ist nicht ganz klar, warum es eine Strafe für Unverschämtheit ist, sich eine Insel zu suchen. Aber ich habe ja auch eine Kopfverletzung und denke mir: im Zweifelsfall für die Angeklagte. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass ich mir das Ganze nur eingebildet habe.
    » Hast du was dagegen, wenn ich mich setze?«, fragt Toraf.
    Ich schüttele den Kopf. Er lässt sich am Rand der Couch nieder und deckt mich wieder zu. Ich hoffe, er nimmt mein Nicken als Dankeschön.
    Er kauert sich zusammen und flüstert: » Hör zu, Emma. Es gibt da etwas, das ich dich fragen will, bevor Galen zurückkommt. Oh, keine Sorge, es ist eine Ja-oder-Nein-Frage. Du brauchst nicht zu reden.«
    Ich hoffe, dass er mein Nicken als » Sicher, warum nicht? Du bist nett« deutet.
    Er sieht sich um, als wäre er drauf und dran, mich auszurauben, statt mir eine Frage zu stellen. » Fühlst du dich… ähm… kribbelig … wenn du in Galens Nähe bist?«
    Diesmal bedeutet mein großäugiges Nicken » Omeingott , woher weißt du das?«.
    » Wusste ich’s doch!«, zischt er. » Hör zu, ich wäre dir dankbar, wenn du das Galen gegenüber nicht erwähnen würdest. Es ist besser für euch, wenn er von allein dahinterkommt. Versprochen?«
    Ich hoffe, er versteht mein Nicken als » Das ist der seltsamste Traum, den ich jemals hatte«.
    Alles wird schwarz.
    Ich brauche die Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass der Sturm da ist. Der Regen klatscht wie aus Kübeln gegen das Fenster und ringsum ächzt der grollende Donner. Oder ist das mein Magen? Während ich mich in Richtung meines Bewusstseins vortaste, durchdringen Lichtblitze meine Augenlider wie die Lichter einer Discokugel. Ich öffne die Augen und spähe durch die winzigen Poren im Kaschmir. Es ist dunkel im Wohnzimmer und die zuckenden Blitze sehen wie ein Feuerwerk aus. Das Schauspiel würde mir noch besser gefallen, wenn dieser himmlische Essensduft meinen leeren Magen nicht ganz so sehr quälen würde.
    Als ich mich aufrichte, gleitet die Kaschmirdecke zu Boden. Ich verharre in der Bewegung, klammere mich an die Couch und warte darauf, dass der Raum eine Pirouette dreht oder dass mir wieder schwarz vor Augen wird.

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