Der Kuss des Meeres
zu bekommen. Leider bin ich ein wenig in Eile und kann euch nicht begleiten. Deshalb muss ich nur deinen Führerschein sehen. Emma läuft inzwischen nach draußen und notiert dein Nummernschild.«
Emma verdreht die Augen, wühlt in einer Schublade und zieht Stift und Papier hervor. Als sie das Haus verlässt, schlägt sie die Tür mit solcher Wucht hinter sich zu, dass das Essgeschirr an der Wand erzittert.
Galen nickt, holt seine Brieftasche heraus und reicht ihr den gefälschten Führerschein. Mrs McIntosh studiert ihn und stöbert in ihrer Handtasche, bis sie einen Stift zutage fördert. Damit schreibt sie sich etwas auf die Hand. » Ich brauche die Führerscheinnummer nur für den Fall, dass wir jemals irgendwelche Probleme bekommen. Aber das werden wir nicht, nicht wahr, Galen? Du wirst meine Tochter– meine einzige Tochter– immer pünktlich nach Hause bringen, habe ich recht?«
Er nickt, dann schluckt er. Sie hält ihm seinen Führerschein hin. Als er ihn nimmt, packt sie sein Handgelenk und zieht ihn zu sich heran. Sie wirft einen schnellen Blick zur Garagentür hinüber, dann wieder zu ihm. » Heraus damit, Galen Forza. Gehst du mit meiner Tochter oder nicht?«
Na toll. Sie glaubt Emma immer noch nicht. Wenn sie ihnen nicht glauben will, warum dann weiter versuchen, sie zu überzeugen? Wenn sie denkt, dass sie miteinander gehen, wäre es doch völlig normal, dass Emma und er Zeit miteinander verbringen. Wenn er aber Zeit mit Emma verbringen möchte und ihrer Mutter sagt, dass sie nicht miteinander gehen, wird sie nur misstrauisch werden. Wahrscheinlich wird sie ihnen sogar nachspionieren– was ziemlich übel wäre.
Die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass sie sich mit Grom verbindet, ist also, mit ihr zu gehen. Die Dinge fangen an, immer besser zu laufen. » Ja«, antwortet er. » Wir gehen definitiv miteinander.«
Sie kneift die Augen zusammen. » Und warum sagt sie dann etwas anderes?«
Er zuckt die Achseln. » Vielleicht schämt sie sich für mich.«
Zu seiner Überraschung kichert sie. » Das bezweifele ich ernsthaft, Galen Forza.« Ihr Humor ist kurzlebig. Sie krallt eine Hand in sein T-Shirt. » Schläfst du mit ihr?«
Schlafen… Hat Rachel nicht gesagt, dass miteinander schlafen und sich paaren das Gleiche ist? Miteinander gehen und miteinander verbinden ist ähnlich. Aber schlafen und paaren ist genau das Gleiche. Er schüttelt den Kopf. » Nein, Ma’am.«
Sie zieht eine Red-bloß-keinen-Stuss -Augenbraue hoch. » Warum nicht? Stimmt etwas mit meiner Tochter nicht?«
Das kommt ziemlich unerwartet. Er hat den Verdacht, dass diese Frau eine Lüge genauso aufspüren kann wie Toraf Rayna. Alles, wonach sie sucht, ist Aufrichtigkeit, aber die echte Wahrheit würde ihn nur ins Gefängnis bringen. Ich bin verrückt nach Ihrer Tochter – ich spare sie nur für meinen Bruder auf. Also würzt er seine Antwort mit der Offenheit, die sie anscheinend unbedingt hören will. » Ihre Tochter ist umwerfend, Mrs McIntosh. Ich sagte, wir schlafen nicht miteinander. Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht will.«
Sie atmet scharf ein und lässt ihn los. Dann räuspert sie sich, streicht mit der Hand ihre zerknitterte Bluse glatt und tätschelt seine Brust. » Gute Antwort, Galen. Gute Antwort.«
Emma reißt die Garagentür auf und bleibt wie angewurzelt stehen. » Mom, was machst du da?«
Mrs McIntosh tritt beiseite und geht zur Theke. » Galen und ich haben nur ein wenig geplaudert. Warum hast du so lange gebraucht?«
Galen schätzt, dass ihre Fähigkeit, eine Lüge zu spüren, wahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit ihrer Fähigkeit steht, eine zu erzählen. Emma wirft ihm einen fragenden Blick zu, den er nur mit einem lässigen Achselzucken erwidert. Ihre Mutter schnappt sich einen Schlüsselring von einem Haken neben dem Kühlschrank und schiebt ihre Tochter aus dem Weg, jedoch nicht ohne ihr das Blatt Papier aus der Hand zu reißen. In der Tür dreht sie sich noch einmal um. » Oh, und Galen?«
» Ja, Ma’am?«
» Deine Mutter soll mich anrufen, damit ich ihre Nummer in mein Telefon einspeichern kann.«
» Ja, Ma’am.«
» Also dann, ihr Lieben, amüsiert euch gut. Ich werde erst ziemlich spät wieder zu Hause sein, Emma. Aber du bist um neun wieder da, Schätzchen. Das wird sie doch, nicht wahr, Galen?«
» Ja, Ma’am.«
Weder Emma noch Galen machen einen Mucks, bis sie hören, wie der Wagen aus der Einfahrt fährt. Selbst dann warten sie noch einige Sekunden. Emma lehnt
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